Schlüsselwörter Frauenheilkunde - Geburtshilfe - Publikationsoutput - Forschungsaktivität
1. Hintergrund und Ziel der Analyse
1. Hintergrund und Ziel der Analyse
Publikationen haben in der Wissenschaft eine bedeutende Funktion, die nicht zuletzt
zu der Redewendung „publish or perish“ geführt haben: Die Sichtbarkeit eines Fachgebietes,
seiner Institutionen und Wissenschaftler ist in starkem Maße an den Output an Publikationen
gebunden [1 ]. Neben der Quantität von Publikationen ist auch deren Signifikanz von Bedeutung,
darunter die Anzahl von Zitierungen einer Publikation oder das Journal, in dem die
Publikation erscheint, wodurch sich der Impact-Faktor ergibt [2 ].
Deutschland gehört in Bezug auf die Bedingungen des wissenschaftlichen Publizierens
in der Medizin nicht unbedingt zu den Spitzenreitern. Es gibt Hinweise darauf, dass
das Land zwar eine gute Beteiligung an klinischen Studien aufweist, nicht aber an
der Umsetzung dieser Aktivitäten in Publikationen [3 ].
Vor diesem Hintergrund rücken die Arbeitsbedingungen ins Zentrum der Betrachtung,
weil in der Medizin die Zeit, die für eine gute Patientenversorgung erforderlich ist,
mit der Zeit für wissenschaftliche Tätigkeit konkurriert. Es finden sich Hinweise,
dass viele junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit den daraus entstehenden
langen Arbeitszeiten unzufrieden sind [4 ]. Wenn berufliche und familiäre Aufgaben miteinander in Einklang zu bringen sind,
erhöhen sich die zeitlichen Belastungen [5 ]. Für Frauen kommen durch Schwangerschaft und Geburt bei der Vereinbarkeit von Familie
und Beruf noch spezielle Herausforderungen hinzu. Ungünstige Arbeitsbedingungen können
die Ursache sein für unzureichende wissenschaftliche Leistungen, darunter auch Publikationen.
Eine weitere Entwicklung, die unter dem Aspekt der Entwicklung des wissenschaftlichen
Outputs Aufmerksamkeit verdient, ist die starke Zunahme des Anteils von Frauen am
ärztlichen Personal in der Frauenheilkunde (häufig als „Feminisierung des Arztberufes“
bezeichnet) [6 ]
[7 ].
Insbesondere in den operativen Fächern werden die Arbeitsbedingungen als belastend
empfunden, weil häufig unplanbare Dienstzeiten vorkommen [8 ]. Dies wird auch explizit aus der Gynäkologie [9 ] und insbesondere aus der Geburtshilfe berichtet [10 ]. Auch andere Fachgebiete wie die Urologie oder die Unfallchirurgie teilen diese
Arbeitsbedingungen und eignen sich daher für eine vergleichende Einschätzung.
Vor diesen Hintergründen hat die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
(DGGG) die Aufgabe gesehen, einen Überblick über die Publikationsleistung in der Frauenheilkunde
zu gewinnen, um damit Forschung und Wissenschaft in ihrem Fach auch in Zukunft fördern
zu können. Sie hat dafür das unabhängige IGES Institut gewonnen, welches das Konzept
entwickelt, relevante Daten erhoben und analysiert hat.
Das Konzept basiert wesentlich auf Vergleichen, darunter auch in internationaler Hinsicht
und zwischen klinischen Fächern mit ähnlichen Anforderungen im Hinblick auf die Frage,
welche hemmenden oder fördernden Einflussfaktoren auf die Publikationsleistung zu
erkennen sind.
Zusätzlich wurde die Frage gestellt, ob die erfolgreiche Einwerbung von Forschungsfördergeldern
bei öffentlichen Förderträgern einen Einfluss auf die Publikationsaktivität hat.
Vor diesem Hintergrund werden mögliche Maßnahmen diskutiert, die insbesondere für
die DGGG als Fachgesellschaft relevant sind.
2. Daten und Methoden
Die empirischen Grundlagen für diese Studie bilden im Wesentlichen Daten über wissenschaftliche
Publikationen von Universitätsabteilungen für Gynäkologie und/oder Geburtshilfe in
Deutschland. Datenquelle ist die Datenbank „PubMed“ (National Library of Medicine
[NLM]). Diese wurde am 14. März 2023 mit folgenden search string abgefragt: (((("gynecology"[Affiliation])
OR ("gynaecology"[Affiliation])) OR ("obstetrics"[Affiliation])) OR ("geburtshilfe"[Affiliation]))
OR ("frauenheilkunde"[Affiliation]). Zusätzlich wurden analoge Abfragen für die Urologie
sowie die Unfallchirurgie (trauma surgery) durchgeführt.
Für international vergleichende Analysen wurden für die 3 Fachgebiete zusätzlich abgefragt,
ob eine Publikation mit einer Affiliierung aus jeweils einem der Länder Deutschland,
Frankreich, Großbritannien oder den Vereinigten Staaten von Amerika assoziiert ist.
Mit der Funktion „timeline“ wurden für die 4 Länder Zeitreihen für die Jahre 2014
bis 2022 erstellt.
Für vertiefende Analysen in der Gynäkologie und Geburtshilfe in Deutschland wurden
jene 2050 Publikationen fokussiert, die dem Jahr 2022 und einer deutschen Universitätsabteilung
zugeordnet sind. In die Analyse eingegangen sind aber letztlich nur jene 1306 Publikationen,
für welche Autorinnen oder Autoren von deutschen universitären Abteilungen aus Gynäkologie
oder Geburtshilfe zugeordnet werden konnten (siehe folgenden Abschnitt).
Für die Zuordnung zu einer Abteilung der Gynäkologie oder Geburtshilfe wurden im Februar
2022 für insgesamt 51 Abteilungen sämtliche Ärztinnen und Ärzte recherchiert, die
der Krankenversorgung zugeordnet werden konnten. Grundlage waren die Internetseiten
dieser Einrichtungen. Für diese wurden ihr Geschlecht, ihr akademischer Grad (keiner,
Dr. med., PD und Prof.) sowie ihre Funktionsbezeichnung erfasst. In dieser Hinsicht
wurde zwischen Assistenzärztin oder Assistenzarzt, Fachärztin oder Facharzt, Oberärztin
oder Oberarzt, Oberärztin oder Oberarzt mit leitender Funktion sowie Direktorin oder
Direktor unterschieden. Damit ergeben sich indirekt auch Hinweise auf die Altersstufe
der Personen. Insgesamt wurden 1786 Ärztinnen oder Ärzte erfasst. Die 51 Abteilungen
konnten zu 44 Standorten von Universitäten zusammengefasst werden. In einige Analysen
konnten allerdings nur 40 Standorte mit insgesamt 1749 Ärztinnen oder Ärzten einbezogen
werden, weil an 4 Standorten Assistenzärztinnen
oder Assistenzärzte nicht ausgewiesen waren.
Als zentralem Berichtsindikator wurde die „Publikationsbeteiligung“ gewählt[1 ], wie sie sich aus der Perspektive der einzelnen Autorin oder des Autors darstellt.
Dies bedeutet, dass zwar gewertet worden ist, ob jemand aus dem Pool der 1786 deutschen
Ärztinnen oder Ärzte an einer der 1306 Publikationen beteiligt war. Nicht gewertet
wurde, ob jemand ggf. mehrere Affiliierungen[2 ] angegeben hatte. Insgesamt wurden 3754 Publikationsbeteiligungen beobachtet.
Für die einzelnen Standorte wurden 2 Parameter berechnet: zum einen der „Big-Shot-Faktor“
als Quotient der Publikationsbeteiligungen von Führungskräften (Oberärzte mit Leitungsfunktion
oder Direktoren) an allen Publikationsbeteiligungen eines Standorts. Ferner wurde
der „Auslandsfaktor“ ermittelt, also die Publikationsbeteiligungen der selektierten
Ärztinnen und Ärzte mit einer ausländischen Affiliierung gemessen an allen Publikationsbeteiligungen.
Zusätzlich wurden Dokumentationen des Fördergeschehens der DFG sowie des BMBF herangezogen
und den frauenheilkundlichen sowie den anderen Fächern zugeordnet.
Ferner wurden über die Internetseiten der universitären Standorte besondere medizinische
Einrichtungen recherchiert, die an den jeweiligen Standorten verfügbar sind und von
denen angenommen werden kann, dass sie Ressourcen für Forschung und wissenschaftliche
Publikationen sein können: „Koordinationszentren für klinische Studien“ (KKS), „Comprehensive
Cancer Center“ (CCC)[3 ] und Institute oder Abteilungen für medizinische Genetik.
Folgende Analysen wurden durchgeführt: einfache Zeitreihen von Publikationsbeteiligungen,
Vergleiche zwischen Pro-Kopf-Werten, bivariate oder multivariate Regressionsrechnungen
mit Test auf Signifikanz.
Bei der Studie handelt es sich um eine Beobachtungsstudie, deren Beschränkungen im
Abschnitt 5 diskutiert werden.
3. Ergebnisse
Um die Position der Frauenheilkunde im Wettbewerb wissenschaftlicher Publikationen
sowie die hemmenden und fördernden Einflussfaktoren ihrer Publikationsaktivitäten
zu untersuchen, wurde im Rahmen der bibliometrischen Analysen eine Reihe von Vergleichen
durchgeführt: zunächst für die Publikationen des Fachgebiets insgesamt mit anderen
Fachgebieten, ein internationaler Vergleich innerhalb der Gynäkologie und Geburtshilfe,
anschließend zwischen Männern und Frauen und insbesondere zwischen den einzelnen Universitätsstandorten.
3.1 Vergleiche zwischen Fachgebieten
Die Entwicklung der Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen in der Gynäkologie
und Geburtshilfe in Deutschland wurde zunächst mit derjenigen in den Fachgebieten
Urologie und Unfallchirurgie verglichen. Die Entwicklung der 3 Fachgebiete zeigt zunächst
strukturgleiche Verläufe mit einem stetigen Anstieg mit Ausnahme des letzten Jahres
und einer deutlichen Steigerung in den Jahren 2020 und 2021, den ersten beiden Jahren
der COVID-19-Pandemie ([Abb. 1 ]). Die auffällige Steigerung, die sich auch im internationalen Vergleich wiederfindet
([Abb. 2 ]), könnte damit in Verbindung stehen, dass während des stark reduzierten Krankenhausbetriebs
mehr Zeit für Publikationen zur Verfügung gestanden hat.
Abb. 1
Entwicklung der Publikationen in 3 verschiedenen Fachgebieten in Deutschland über
die Zeit nach Indexwerten. Quelle: eigene Recherchen und Analysen auf der Basis von
PubMed (National Library of Medicine [NLM]).
Abb. 2
Entwicklung der Publikationen in 4 verschiedenen Ländern über die Zeit nach Indexwerten.
Quelle: eigene Recherchen und Analysen auf der Basis von PubMed (National Library
of Medicine [NLM]).
Die Entwicklung der Publikationen von gynäkologisch-geburtshilflichen Einrichtungen
verläuft in Deutschland etwas dynamischer als in der Urologie, aber deutlich weniger
dynamisch als in der Unfallchirurgie. Dieser auffällige Unterschied geht im Wesentlichen
auf die COVID-Jahre zurück. In diesen beiden Jahren ist die Zahl der Verkehrsunfallverletzten
gegenüber 2019 um mehr als 15% zurückgegangen [11 ] (Statistisches Bundesamt 2023), während die Zahl der Geburten in diesem Zeitraum
leicht gestiegen ist.
3.2 Internationale Vergleiche
Eine isolierte Betrachtung der Entwicklung in der Frauenheilkunde zeigt im Vergleich
zwischen ausgewählten Ländern (Frankreich, Großbritannien, USA) ebenfalls eine analoge
Entwicklung. Allerdings bleibt die Entwicklung seit 2018 deutlich hinter den anderen
Ländern zurück. Von 2014 bis 2022 sind die Publikationen mit USA-Affiliierung um 260%
und damit um 16% stärker gewachsen als die Publikationen mit deutscher Affiliierung,
die lediglich um 225% gewachsen sind ([Abb. 2 ]).
3.3 Geschlechtsspezifische Vergleiche von Publikationsleistungen und akademischen
Titeln
Gegenwärtig gibt es den klaren Trend, dass der Anteil der Frauen in der Medizin umso
höher ist, je niedriger die Position ist ([Abb. 3 ]). Da sich dieser Sachverhalt aus einer Querschnittsbetrachtung ergibt, sollte darauf
hingewiesen werden, dass sich dahinter die Entwicklung verbirgt, dass zunehmend mehr
Frauen den Arztberuf ergreifen. Diese „Feminisierung des Arztberufes“ wird dann als
relevant für die Entwicklung des wissenschaftlichen Outputs eines Fachs angesehen,
wenn jüngere Frauen oder Frauen im Allgemeinen eine geringere publizistische Aktivität
entfalten.
Abb. 3
Geschlechtsstruktur der 1786 ärztlichen Mitarbeiter der frauenheilkundlichen Abteilungen
und Kliniken nach Positionsgruppen. Quelle: eigene Recherchen im Februar 2023.
Die Betrachtung des Publikationsoutputs pro Ärztin oder Arzt zeigt in den unteren
4 Hierarchiestufen, dass Männer relativ zu den Frauen deutlich mehr publizieren ([Abb. 4 ]).
Abb. 4
Geschlechtsspezifische Intensität von Publikationsbeteiligungen pro Ärztin oder Arzt
in unterschiedlichen Positionsgruppen. Quelle: eigene Recherchen und Analysen im Februar
2023.
Betrachtet man allerdings die Gruppe der Direktorinnen und Direktoren, erkennt man
eine leicht erhöhte Publikationsleistung der Frauen verglichen mit männlichen Kollegen.
Die Differenzierung nach akademischen Titeln wurde zu dem Merkmal „hat keinen Titel“
aggregiert. Erwartungsgemäß zeigt sich, dass dieses Merkmal mit der Höhe der Position
abnimmt. Es gibt keinen ärztlichen Direktor oder Direktorin ohne mindestens einen
Doktortitel ([Abb. 5 ]).
Abb. 5
Anteil der Ärztinnen und Ärzte ohne einen akademischen Titel in unterschiedlichen
Positionsgruppen. Quelle: eigene Recherchen und Analysen im Februar 2023.
Die Differenzierung nach Geschlecht zeigt, dass bis hinauf zur Position des Oberarztes
der Anteil der Frauen ohne Titel geringer ist. Nur bei den Leitungspositionen sind
Frauen etwas häufiger als Männer ohne Titel.
Dieser Befund kann in Verbindung gebracht werden mit dem Befund, dass Frauen bis hinauf
zur Leitungsposition weniger Publikationen pro Kopf aufweisen. Somit zeigt sich bei
Frauen eine gegenläufige Präferenz zum Erwerb des akademischen Titels.
3.4 Vergleiche zwischen Standorten
Entsprechend den Ausführungen zur erkenntnistheoretischen Einordnung dieser Studie
am Ende von Abschnitt 1 sollen im Folgenden verschiedene Untergruppen dargestellt
werden, bei denen Unterschiede der Ausprägung von Befunden Hinweise auf Ursachen liefern
können.
3.4.1 Akquisition von Mitteln von öffentlichen Förderträgern
Öffentliche Förderträger wie beispielsweise das Bundesministerium für Bildung und
Forschung (BMBF) oder die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) vergeben auf Antrag
Mittel, die für Forschung und damit letztlich auf für Publikationen verwendet werden
können.
In Bezug auf die Zahl der DFG-Förderungen zeigte sich gegenüber den Jahren von 1999
bis 2002 ein Rückgang der mittleren Zahl der bewilligten Anträge von 22 auf 12 in
den Jahren 2019 bis 2022.[4 ] In der Gesamtheit medizinischer Fachgebiete kam es in diesem Zeitraum hingegen zu
einem leichten Anstieg.
Bezogen auf den Zeitraum 2018 bis 2022 ordnet die DFG 64 der bewilligten Anträge dem
Fachgebiet Frauenheilkunde zu. Damit liegt das Fachgebiet an Maßnahmen hinter der
Urologie mit 99 und der Orthopädie/Unfallchirurgie mit 153 bewilligten Anträgen Maßnahmen.
Von den 64 Förderungen im Fachgebiet Frauenheilkunde sind lediglich 34 auf Antragstellung
von universitären Einrichtungen der Frauenheilkunde zurückzuführen. Die DFG-Förderungen
verteilten sich in den Jahren 2018–2022 auf nur 17 universitäre gynäkologisch-geburtshilfliche
Standorte mit einer relativ ausgeprägten Konzentration auf 3 Standorte.
Von den 34 DFG-Förderungen auf Antragstellung von universitären Einrichtungen der
Frauenheilkunde im Zeitraum 2018–2022 entfiel der Großteil (24) auf Sachbeihilfen,
7 Förderungen gingen an Personen für Stipendien und wissenschaftliche Projekte und
nur 2 Förderungen bezogen sich auf klinische Studien.
Hinsichtlich der fachlichen Schwerpunkte der DFG-Förderungen dominierte die gynäkologische
Onkologie mit einem durchschnittlichen Anteil von rund 67% im Zeitraum 2018–2022.[5 ] Auf die Geburtshilfe und Perinatalmedizin entfielen im Durchschnitt 25% und auf
die gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin ein durchschnittlicher
Anteil von 8% der DFG-Förderungen.
Im Unterschied zur DFG ordnet das BMBF seine Förderungen nicht explizit medizinischen
Fachbereichen zu, enthält aber Angaben zur Fördersumme. Für eine Recherche auf Basis
fachlicher Suchbegriffe konnten für den Zeitraum 2016 bis 2022 insgesamt 106 Fördermaßnahmen
mit Bezug zu gynäkologischen und geburtshilflichen Themen identifiziert werden, davon
63 mit Hochschulbeteiligung, allerdings nur 13 mit Beteiligung einer universitären
Einrichtung der Gynäkologie und Geburtshilfe. Die mittlere Fördersumme dieser 13 Fördermaßnahmen
betrug knapp 850 Tausend Euro, wobei das Spektrum von knapp 40 Tausend Euro bis knapp
4,1 Mio. Euro reichte.
Die 13 vom BMBF geförderten Projekte mit universitärer Beteiligung der Frauenheilkunde
fokussieren ebenfalls auf onkologische Themen.
3.4.2 Größe von Standorten
Die an der Zahl der Ärzte gemessene Größe der Standorte wirkt sich positiv auf die
Zahl der Publikationen eines Standortes aus, weil mehr Personen mehr publizieren können.
Allerdings ist auch eine positive Beziehung zwischen der Zahl der Ärztinnen und Ärzte
pro Standort und der Zahl der Publikationen pro Ärztin oder Arzt festzustellen ([Abb. 6 ]). In der Tendenz steigt daher der Output pro Ärztin oder Arzt mit der Größe der
Standorte. Dies könnte auf Synergien zurückzuführen sein, die sich zwischen den verschiedenen
Wissenschaftlern ergeben können, sowie auf die Möglichkeiten, wissenschaftliches Publizieren
zu unterstützen, die an größeren Standorten eher gegeben sind.
Abb. 6
Anzahl der Publikationsbeteiligungen je Ärztin oder Arzt und Anzahl der ärztlichen
Mitarbeiter der 40 frauenheilkundlichen Universitätsstandorte. Quelle: eigene Recherchen
und Analysen unter Verwendung von PubMed (National Library of Medicine [NLM] für das
Jahr 2022.
In einem mittleren Bereich von 40 bis 60 Ärztinnen und Ärzten pro Standort ist allerdings
eine Varianz zwischen 0,4 bis 2,1 Publikationen pro Arzt oder Ärztin festzustellen.
Dieser Befund weist darauf hin, dass es weitere Einflussfaktoren geben kann, siehe
Abschnitt 3.4.4, und dass es aber auch Gestaltungsspielräume gibt, die durch standortspezifische
Initiativen genutzt werden können.
3.4.3 Gibt es Unterschiede zwischen Standorten mit erkennbaren Schwerpunkten in Geburtshilfe
und Onkologie?
Vor dem Hintergrund der bisher berichteten Befunde zeichnet sich ab, dass die Arbeitsbelastungen
aus der Patientenversorgung ein hemmender Faktor für die Wahrnehmung von Publikationstätigkeiten
sein können. In dieser Hinsicht rücken geburtshilfliche Abteilungen bzw. Standorte
mit einer hohen Arbeitsintensität außerhalb der regulären Dienstzeit ins Zentrum des
Interesses. Vor diesem Hintergrund wurden die verschiedenen Standorte danach kategorisiert,
in welcher Häufigkeit Publikationen dokumentiert sind, die Abteilungen zugeordnet
werden können, die „Geburtshilfe“ im Namen tragen.[6 ] Es ergaben sich 7 Standorte, bei denen geburtshilfliche Abteilungen überdurchschnittlich
stark zum Output an Publikationen beitrugen.
Eine solche Zuordnung wurde auch für Standorte gemacht, an denen es Abteilungen gab,
die „Krebs“ bzw. „Cancer“ im Namen trugen. Dies war bei 3 Standorten der Fall. Insgesamt
30 Standorte konnten keinem der beiden Schwerpunkte zugeordnet werden.
Die Analyse der verschiedenen Standorte im Hinblick auf die Häufigkeit der Publikationsbeteiligungen
pro Ärztin oder Arzt ergab, dass die mit Schwerpunkt „Geburtshilfe“ bezeichneten Standorte
etwas geringere Werte (2,1) aufwiesen als die breite Zahl der Standorte ohne eine
Zuordnung zu einem Schwerpunkt (2,2) und vor allem die Standorte mit dem Schwerpunkt
„Krebs“ (2,4) ([Abb. 7 ]).
Abb. 7
Anzahl der Publikationen pro Ärztin oder Arzt nach Standorten an Abteilungen mit Abteilungsnamen,
die auf „Geburtshilfe“ bzw. „Krebs“ hinweisen. Quelle: eigene Recherchen und Analysen
unter Verwendung von PubMed (National Library of Medicine [NLM]) für das Jahr 2022.
3.4.4 Einflüsse auf die Publikationshäufigkeit von Ärztinnen und Ärzten in Senior-Positionen
auf die Publikationshäufigkeit in Junior-Positionen
Während man in der Praxis die Position „Oberarzt“ nicht mehr als „Junior-Position“,
sondern eher als „Senior“ verstehen würde, zeigt die in Abschnitt 3.3 dargestellte
Analyse, dass in Bezug auf die Publikationshäufigkeit diejenigen Oberarztpositionen
mit einer ausgewiesenen Leitungsfunktion deutlich näher an den Direktorenpositionen
sind ([Abb. 4 ]). Aus dieser Perspektive wird die Position „Oberarzt“ noch den „Junior-Positionen“
(oder „Juniors“) zugerechnet und lediglich oberärztliche Leitungspositionen zusammen
mit den Direktorinnen und Direktoren als „Senior-Positionen“ (oder „Seniors“) bezeichnet.
Bei Betrachtung der untersuchten Standorte nach Anzahl der Publikationen, die auf
„Juniors“ und „Seniors“ entfallen, stellt man eine deutliche Korrelation fest: Die
Pro-Kopf-Zahlen der Junior-Publikationen ist eng mit derjenigen der Senior-Publikationen
verknüpft ([Abb. 8 ]). Wie bereits oben erwähnt, publizieren Seniors knapp 20-mal so viel wie Juniors.
Es sollte aber darauf hingewiesen werden, dass es mindestens 5 Standorte gibt, an
denen Junioren weit über den erwarteten Wert hinaus publizieren (grüner Bereich),
und 4 Standorte, an denen das Gegenteil der Fall ist (roter Bereich).
Abb. 8
Anzahl der Publikationsbeteiligungen je Arzt nach Senior- und Junior-Positionen der
40 frauenheilkundlichen Universitätsstandorte. Quelle: eigene Recherchen und Analysen
unter Verwendung von PubMed (National Library of Medicine [NLM] für das Jahr 2022.
3.5 Die Publikationsleistung von Standorten in Relation zu verschiedenen Einflussfaktoren
Wie bereits in Abschnitt 2 erwähnt, gibt es eine Reihe von Standortfaktoren, die als
Ressourcen für wissenschaftliche Arbeit gelten können. Sowohl mit bi- als auch mit
multivariaten Regressionsrechnungen wurde untersucht, ob sich signifikante Zusammenhänge
ergeben zur Zahl der Publikationen pro Kopf, und zwar getrennt für alle ärztlichen
Mitarbeiter sowie fokussiert für die Publikationen der Junior-Positionen, die ja im
Zentrum des Interesses stehen.
Hierzu wurden zunächst alle bivariaten Zusammenhänge ermittelt, die wenigstens auf
dem 5%-Niveau signifikant waren. Diejenigen bivariaten Zusammenhänge, für die dies
zutraf, wurden in multivariate Regressionsrechnungen eingebracht. Die zusammengefassten
Ergebnisse werden in [Tab. 1 ] vorgestellt. Den Einflussfaktoren wurde ein qualitativer Indexwert zugeordnet, der
Art und der Stärke der signifikanten Beziehungen zu den verschiedenen Pro-Kopf-Publikationsbeteiligungen
aggregiert.
Tab. 1
Einflussfaktoren der Publikationstätigkeit (2022) der 40 gynäkologisch-geburtshilflichen
Universitätsstandorte.
+
Variable/Einflussfaktor
alle Positionen
Junior-Positionen
bivariat
multivariat
bivariat
multivariat
Quelle: eigene Berechnungen auf der Basis von Daten von PubMed (National Library of
Medicine [NLM])
(+) Eigener Indexwert für die Bedeutsamkeit der verschiedenen Einflussfaktoren
●●●●
Publikationen von Senioren
***
***
***
*
●●
CCC
***
**
●●
Anzahl ärztliche Mitarbeiter
**
**
●●
Auslands-Faktor
*
*
●
Humangenetik-Institut
*
Big-Shot-Faktor
Geburtshilfe als Schwerpunkt
KKS
DFG-Mittel
BMBF-Mittel
3.5.1 Publikationen von Senior Positionen
Eine herausragende Bedeutung kommt der Variable „Publikationen von Senior-Positionen“
zu. Sowohl für die Gesamtzahl aller Ärztinnen oder Ärzte als auch bei den Junioren
sind die „Publikationsbeteiligungen pro Kopf“ signifikant höher, wenn die Publikationsbeteiligungen
der Senioren höher sind. Dies trifft bei bivariater wie auch bei multivariater Betrachtung
zu. Dies mag in Bezug auf die Gesamtzahl der Publikationen nicht überraschen, weil
die Senioren eine publikationsstarke Teilmenge darstellen. In Bezug auf die Junioren
kann allerdings davon ausgegangen werden, dass die Publikationen der Senioren signifikant
mit den Publikationen der Junioren korrelieren. Je mehr die Senioren eines Standortes
publizieren, desto mehr publizieren auch die Junioren.
3.5.2 Vorhandensein eines „Comprehensive Cancer Center“, „Anzahl ärztlicher Mitarbeiter“
und „Auslands-Faktor“
28 von 40 Standorten verfügen über ein „Comprehensive Cancer Center“. Das Vorhandensein
einer solchen Einrichtung ist bivariat sowohl mit den Publikationen aller ärztlicher
Mitarbeiter als auch der Junioren signifikant assoziiert. Die bereits erwähnte deutlich
höhere Zahl der Publikationen an Standorten mit explizitem Ausweis des Bezugs zur
Onkologie (siehe Abschnitt 3.4.3) koinzidiert mit diesem Befund.
Ebenfalls nur bei bivariater Betrachtung zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang
mit den Pro-Kopf-Publikationen sowohl aller ärztlicher Mitarbeiter als auch speziell
der Junioren mit der Zahl an Ärztinnen und Ärzten an den Standorten. Die Anzahl ärztlicher
Mitarbeiter kann als Hinweis auf die Größe eines Standortes, auch in Bezug auf die
Zahl der versorgten Fälle und den Umsatz, gewertet werden.
Der „Auslands-Faktor“ bedeutet, mit wie vielen Publikationen auch eine ausländische
Affiliierung der Autorinnen oder Autoren verknüpft sind. Dieser Indikator für die
„internationale Verankerung“ der Autoren zeigt sich bei bivariater Betrachtung sowohl
für Publikationen im Allgemeinen als auch für die Publikationen der Junioren publikationssteigernd.
3.5.3 Vorhandensein von Instituten bzw. Abteilungen für Humangenetik
Nur bezüglich der Pro-Kopf-Publikationsbeteiligungen der Junioren findet sich ein
signifikanter bivariater Zusammenhang mit dem Vorhandensein von Instituten bzw. Abteilungen
für Humangenetik am Standort[7 ].
3.5.4 Weitere untersuchte Einflussfaktoren: „Big-Shot-Faktor“, „Geburtshilfe als Schwerpunkt“,
Verfügung über ein KKS und Fördermittel von DFG und BMBF
Die genannten Faktoren zeigen weder in bi- noch in multivariater Betrachtung einen
Einfluss auf die Pro-Kopf-Publikationsbeteiligungen. Dass der Umfang an Fördermitteln
von DFG und BMBF nicht in einem signifikanten Zusammenhang zur Publikationsleistung
steht, erklärt sich durch die Tatsache, dass in einem 4-jährigen Zeitraum deutlich
weniger als die Hälfte der Standorte überhaupt Anträge gestellt hatten, und diese
auch von ihrem Umfang her so marginal ausfielen, dass nicht erwartet werden kann,
dass die Antragsaktivität mit der Publikationsaktivität korreliert sei.
4. Schlussfolgerungen
In der vorliegenden Studie wurde versucht, die Forschungsintensität im Fach Frauenheilkunde
mithilfe des Surrogatmarkers Publikationsoutput zu beschreiben und nach fördernden
und hemmenden Einflüssen auf die Ausübung von Forschungsaktivitäten zu suchen.
4.1 Diskussion der Befunde
Die deskriptive Betrachtung zeigt, dass die zeitliche Entwicklung des Publikationsoutputs
in der Frauenheilkunde im Vergleich mit klinischen Fächern wie der Urologie (vergleichbar
aufgrund der Schwerpunkte in der operativen Therapie, der Onkologie und der Fertilitätsmedizin)
oder der Unfallchirurgie (vergleichbar mit der Dienstbelastung wie in der Geburtshilfe)
eine ähnliche Steigerung zeigt. Im Vergleich zu Frankreich, Großbritannien und den
USA ist die zeitliche Entwicklung ebenfalls vergleichbar, wenn auch in den USA eine
deutlich höhere Steigerung zu beobachten ist.
Im Hinblick auf die Publikationsleistung von Frauen bzw. Männern ist zum einen festzustellen,
dass Ärztinnen, die am Anfang der Karriereleiter stehen, pro Kopf weniger publizieren
als Ärzte in vergleichbaren Positionen, dass aber zwischen Frauen und Männern in Direktionspositionen
keine Unterschiede mehr bestehen. Im Hinblick auf den Erwerb akademischer Titel zeigen
sich gegenläufige Verhältnisse: Frauen haben zu Beginn ihrer Karriere häufiger einen
Doktortitel als Männer.
Zur Erklärung für diese entgegengesetzten Befunde muss man einerseits fragen, ob sich
dahinter unterschiedliche Präferenzen von Frauen und Männern verbergen: Möglicherweise
ist jungen Ärztinnen die klinische Tätigkeit und zügige Erlangung der Facharztreife
wichtiger als eine Forschungstätigkeit. Da ein Titel eine größere Sichtbarkeit bietet
als Publikationen, könnte sein Erwerb für diejenigen die bessere Wahl sein, die bei
knappem Zeitbudget einen möglichst großen Nutzen erzielen wollen.
Andererseits müssen diese Befunde vor dem Hintergrund beurteilt werden, dass die Mitglieder
der Junior-Positionen überwiegend im Alter der Familienplanung sind und dass Frauen
immer noch häufig einen größeren Anteil am Aufbau der Familie haben [7 ]. Es ist auch zu vermuten, dass die geringere Publikationsleistung jüngerer Ärztinnen
mit deren höherer Teilzeitquote in Verbindung steht [6 ]. Zu prüfen ist weiterhin, ob sich männliche Kollegen bessere Freiräume für wissenschaftliches
Arbeiten schaffen können.
Der Aspekt, dass Frauen in Weiterbildung und als junge Fachärztinnen weniger publizieren
als Männer muss in Hinblick auf die zunehmende „Feminisierung“ [6 ] auch in der Frauenheilkunde kritisch betrachtet werden. Hier sind dringend die Entwicklung
und Aufrechterhaltung von unterstützenden Maßnahmen erforderlich, damit in Zukunft
keine negativen Effekte auf den publizistischen Output resultieren. Dies ist weiterhin
wichtig im Hinblick auf eine ausreichende Besetzung von Leitungspositionen, für die
der Nachweis von Publikationen eine Voraussetzung ist.
Die Analysen haben ferner Einflussfaktoren identifiziert, die möglicherweise fördernde
oder hemmende Einflüsse auf die Forschungsaktivität haben und damit Gegenstand von
Überlegungen sein können, wie die Publikationsleistung an einem Standort mittelfristig
gesteigert werden könnte. Bei einer großen Varianz zwischen den Standorten lassen
sich folgende Einflussfaktoren als unterstützend für wissenschaftliche Tätigkeit und
Forschung ermitteln:
Einen wichtigen Einfluss auf die Publikationsaktivität insgesamt und insbesondere
der Junioren hat die Publikationsaktivität der Ärztinnen oder Ärzte in Leitungsfunktionen
und darunter insbesondere der Direktorinnen oder Direktoren. Dies unterstreicht die
große Bedeutung der Aktivität und Vorbildfunktion der Führungskräfte. Demgegenüber
scheint es für die Leistung der Junioren nicht von Bedeutung zu sein, wenn sich an
einem Standort die Publikationsleistungen auf einzelne Führungskräfte konzentrieren
(„Big-Shot-Faktor“).
Der Einfluss der Arbeitsbelastung zeigt sich indirekt daran, dass die eingeschränkte
OP-Kapazität und Bettenreduktion während der Coronapandemie in den Jahren 2020 bis
2021 mit einem höheren Publikationsoutput korreliert war. Auch die insgesamt etwas
geringere Publikationsrate aus geburtshilflich ausgerichteten Standorten könnte mit
der höheren Arbeitsbelastung in der Geburtshilfe außerhalb der Regelarbeitszeit in
Verbindung gebracht werden kann.
Zentrale Strukturen wie ein Comprehensive Cancer Center oder eine Abteilung für Humangenetik
am Standort gehen mit höherer Publikationsaktivität einher. Dass für die KKS kein
signifikanter Einfluss gezeigt werden konnte, liegt vermutlich daran, dass sie mittlerweile
an 27 von 40 Standorten installiert sind.
Die höhere Publikationsrate aus Standorten mit dem ausgewiesenen Schwerpunkt „Krebs“
dürfte dagegen eher mit der gegenwärtig starken Aufmerksamkeit gegenüber solchen Themen
zusammenhängen, und damit auch mit der höheren Zahl von einschlägigen Studien bzw.
deren Förderung durch inner- und außeruniversitäre Quellen.
Die Zahl der ärztlichen Mitarbeiter und damit die Größe eines Standortes sind ebenfalls
von Bedeutung. Da sich an größeren Standorten klinische Tätigkeit und die Dienst-
und Arbeitsbelastung auf eine größere Zahl von Personen verteilen, können vermutlich
Freiräume für wissenschaftliche Tätigkeit geschaffen werden mit positivem Effekt auf
die Publikationsleistung.
Ebenso wie die interdisziplinäre Zusammenarbeit am Standort steigert die internationale
Vernetzung mit ausländischen Universitäten den Publikationsoutput.
Zu denken gibt, dass bei DFG und BMBF bewilligte Anträge in Gynäkologie oder Geburtshilfe
keine nachweisbaren Effekte auf die Publikationsleistung haben. Dieser Sachverhalt
dürfte in anderen Fachgebieten nicht grundsätzlich anders sein, weil auch dort die
Relation von bewilligten Anträgen und Publikationsleistungen in ähnlichen Größenordnungen
liegen. In Gynäkologie oder Geburtshilfe haben die Bewilligungen über die Jahre sogar
abgenommen. Es hat den Anschein, dass das Potenzial eines bewilligten Antrags in Hinblick
auf die Publikation der Ergebnisse nicht gesehen oder nicht optimal genutzt wird.
4.2 Ansätze zur Sicherung oder Steigerung der Publikationstätigkeit
Sowohl der Vergleich auf der fachlichen als auch der internationalen Ebene sollten
Anlass sein, eine kritische Bestandsaufnahme und Maßnahmen zur Förderung von Forschungsaktivität
auf verschiedenen Ebenen einzuleiten.
An der überragenden Bedeutung der Publikationshäufigkeit von Führungskräften kann
angesetzt werden. Die Bedingungen für einen Ausbau der Vorbildfunktion können ermittelt
werden. Es sollte nicht vergessen werden, dass die Varianz der Publikationsaktivität
erheblich ist, was darauf hindeutet, dass es deutliche Unterschiede bei Motivation
und Fähigkeiten gibt.
Geeignete Rahmenbedingungen wie Workshops und Coachings können entwickelt werden,
in denen Führungskräfte ihre Möglichkeiten zu einer gezielten Förderung der Publikationstätigkeit
an ihrem Standort entwickeln können, indem die Motivation jüngerer Kolleginnen und
Kollegen gestärkt wird.
Der positive Effekt einer internationalen Vernetzung kann ebenfalls zum Gegenstand
eines längerfristigen Prozesses gemacht werden, der die Stärkung von Netzwerken zum
Gegenstand hat.
Für bereits bestehende Möglichkeiten der Förderung wissenschaftlicher Tätigkeit wie
die „Clinician Scientist“-Programme [12 ] (Lange et al.) sollte überprüft werden, ob sie für die spezifischen Bedingungen
des Fachgebiets geeignet sind und ggf. Vorschläge für eine geeignete Förderung erarbeitet
werden.
Dazu sollten Anreize und Unterstützungsmöglichkeiten entwickelt werden, die bei der
Antragsstellung bei öffentlichen Forschungsförderern wie DFG und BMBF helfen können.
In diesem Kontext sollte auch darauf hingearbeitet werden, dass die Tätigkeit als
Fachkollegen in den Entscheidungsgremien attraktiv bleibt.
Die Beteiligung an multizentrischen Studien mit dem Ziel der Zulassung neuer Arzneimittel
kann insbesondere im Bereich der onkologischen Gynäkologie ebenfalls unterstützt werden
und damit einen weiteren Impuls für Publikationen – auch mit in der Regel hohen Impact-Faktoren
– setzen.
Darüber hinaus sollte mehr über die Präferenzstruktur von jüngeren Ärztinnen und Ärzten
bekannt sein, damit geeignete Unterstützungsansätze hinsichtlich der Kompatibilität
mit der familiären Situation ausgebaut werden können. Essenziell ist insbesondere
die Entwicklung von Fördermaßnahmen zur Forschungsunterstützung nach Elternzeit und
in Teilzeitarbeit. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen deutlich, dass die Aufrechterhaltung
von Programmen zur Förderung von Frauen im Fach Frauenheilkunde immens wichtig ist.
Auch müssen innovative Konzepte entwickelt werden, wie sich Forschung in der Geburtshilfe
besser verwirklichen lässt. Ein Ansatz könnte die forcierte Besetzung geburtshilflicher
Leitungspositionen an universitären Einrichtungen mit W2- oder W3-Professuren mit
eigenem Forschungs- und Lehrebudget sein.
5. Limitationen
Es handelt sich um eine Beobachtungsstudie, bei der die Datenerhebung nicht unter
kontrollierten Bedingungen stattgefunden hat. Entsprechend können aus dieser Studie
keine konfirmatorischen Ergebnisse aus der Testung von Hypothesen erwartet werden.
Dennoch können auf der Basis von Vergleichen zwischen verschiedenen Subgruppen Eindrücke
gewonnen werden über das Verursachungsgefüge hypothetischer Einflussfaktoren, woraus
Hypothesen für zukünftige Studien formuliert werden können.
Die Studie wurde auf universitäre Standorte beschränkt, um die Umgebung, in der Forschung
und Publikation stattfinden, einigermaßen homogen zu halten. Daher soll hier deutlich
gemacht werden, dass es darüber hinaus zahlreiche frauenheilkundliche Abteilungen
an Häusern der Maximalversorgung gibt, die in der klinischen Forschung nicht hinter
der universitären Forschung zurückstehen. Berücksichtigt wurde ferner nur ärztliches
Personal, das der Krankenversorgung zugeordnet werden konnte, insbesondere weil die
Praxis der Webseitengestaltung der verschiedenen Standorte nicht einheitlich ist.
Selbstverständlich war den Informationen der Webseiten auch nicht zu entnehmen, in
welchem zeitlichen Umfang die jeweilige Ärztin oder der Arzt beschäftigt waren. Daher
konnte insbesondere der Frage nach den unterschiedlichen Publikationsleistungen nicht
nachgegangen werden.
Ferner wurde schon darauf hingewiesen, dass Anzahl und Struktur der Ärztinnen oder
Ärzte von den Homepages der Standorte abgelesen wurden, wodurch es in einem vermutlich
geringen Ausmaß zu nicht aktuellen Angaben gekommen ist. Die Auswertung von Anträgen
aus der öffentlichen Förderung beschränkte sich auf DFG und BMBF, wodurch kleinere
Förderer unberücksichtigt bleiben. Außerdem konnten nichtöffentliche Drittmittel nicht
berücksichtigt werden.