Nervenheilkunde 2024; 43(03): 129
DOI: 10.1055/a-2201-4532
Buchbesprechungen

Buchbesprechungen

 

Der kleine Kopfweh

Ein Kinderfachbuch über Kopfschmerzen und Migräne

Corinna Liebig, Charly Gaul. Der kleine Kopfweh. Ein Kinderfachbuch über Kopfschmerzen und Migräne. Frankfurt am Main: Mabuse-Verlag 2023, 48 Seiten, 20,00 Euro, ISBN 9783863216405

Es gibt eine Reihe von Ratgebern über Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen, die anschaulich und evidenzbasiert erläutern, wie Kopfschmerzen in diesem Lebensalter behandelt werden können. Auch internetbasierte Informationen können zu diesem Lebensalter abgerufen werden. Bislang gibt es jedoch noch nicht ein so ansprechend gezeichnetes und didaktisch gut aufgemachtes Informationsbuch für kleinere Kinder zum Vorlesen oder für Kinder, die gerade lesen können. Das Buch gliedert sich in 2 Teile, als erstes eine illustrierte Geschichte über ein kleines Wesen, das Kopfschmerzen hat, beschrieben wird hier eine Migräneattacke. Der zweite Teil besteht aus Informationen über Migräne und andere Kopfschmerzarten mit Therapiehinweisen und vor allem Hinweisen zur Verhaltenstherapie. Dieser Text richtet sich eher an die Eltern.

Dieses kleine Büchlein erläutert, wie man am besten sowohl auf Verhaltensebene als auch in der medikamentösen Therapie mit Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen umgeht. Die Empfehlungen sind evidenzbasiert, didaktisch sehr gut aufbereitet und können auch von kleineren Kindern sehr gut verstanden werden. Für Familien mit Kindern, die durch Kopfschmerzen beeinträchtigt werden, ist dies eine sehr empfehlenswerte Lektüre.

Stefan Evers, Coppenbrügge


#
#

West & West

Eine biographische Studie über William James West (1794–1848) und James Edwin West (1840–1860)

Norbert J. Pies. West & West. Eine biographische Studie über William James West (1794–1848) und James Edwin West (1840–1860). Erftstadt 2023. ISBN 9783927049666

Das West-Syndrom ist jedem Kinder-Epileptologen bzw. Neuropädiater als ein schweres Anfallsleiden im Säuglings- und Kleinkindalter mit meist kurzen Blitz-, Nick- und Salaamkrämpfen (BNS-Anfälle), typischen EEG-Veränderungen im Sinne einer Hypsarrhythmie und einer psychomotorischen Entwicklungsstörung bekannt. Norbert J. Pies ist promovierter Biologe, langjähriger Leiter eines Pharmaunternehmens und publizistisch seit vielen Jahren in der Heimatforschung und dem Verfassen von Biografien bekannter Neurologen aktiv [4].

1841 teilte der in der Grafschaft Kent tätige Allgemeinarzt W. J. West in einem Leserbrief an den Lancet mit, dass sein 4 Monate alter Sohn an einer eigentümlichen Form von Krämpfen erkrankt sei. Mehreren von ihm konsultierten Kollegen waren die Symptome unbekannt. Er war davon überzeugt, dass es sich um eine Krankheit „sui generis“ handelte, die der Aufmerksamkeit seines Berufsstandes entgangen war und bat um Vorschläge zur Behandlung. 1960 wurde das Anfallsleiden erstmals von H. Gastaut so bezeichnet, ein Porträt des Erstbeschreibers ist nicht bekannt. Heute versteht man unter seinem Eponym eine Spektrumerkrankung mit vielfältigen ätiologischen und pathogenetischen Faktoren, wobei die moderne Genetik eine immer wichtigere Rolle spielt [3].

Das Buch enthält eine akribische Beschreibung der gesamten Familie, einschließlich vieler Vorfahren väterlicher- und mütterlicherseits und der wenigen Nachkommen sowie eine liebevolle Beschreibung der Lebensumstände in der englischen Provinz in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auch William Newnham (1790–1865), der erstmals den Begriff „Salaam-Anfälle“ benutzte, und John Haydon Langdon-Down (1828–1896), der den Patienten James Edwin West in den letzten Lebensjahren betreute, sowie viele andere englische Ärzte werden erwähnt. Sozialmedizinisch interessant sind die Ausführungen über die Heimbetreuung von James Edwin West. In der Neuauflage des umfangreichen Buches von S. Ashwal „Child Neurology – its Origins, Founders, Growth and Evolution“ 2021 ist William James West nicht vertreten [2]. Leider wird auch nicht erwähnt, ob es zwischen W. J. West und dem für die Geschichte der Neuropädiatrie wichtigen Charles West (1816–1898) eine Verbindung besteht.

Resümee: Das Buch ist die detailreiche Darstellung der Lebensumstände des Erstbeschreibers einer medizingeschichtlich wichtigen neuropädiatrischen Krankheit im England des 19. Jahrhunderts. Die Fortsetzung der Geschichte, wie mit dieser Krankheit im weiteren Verlauf bis zum heutigen Tag umgegangen wurde und welche Personen sich mit der Diagnostik und Behandlungsvorschlägen hervorgetan haben, sollte noch geschrieben werden. Hierfür kann das Buch des Ehepaar Monika und Götz Aly „Kopfkorrektur oder der Zwang gesund zu sein. Ein behindertes Kind zwischen Therapie und Alltag“ eine spannende Diskussionsgrundlage sein [1].

Hans Michael Straßburg, Augsburg


#
#
#
  • Literatur

  • 1 Aly M. et al Kopfkorrektur oder der Zwang gesund zu sein. Ein behindertes Kind zwischen Therapie und Alltag. Berlin: Rotbuch Verlag; 1981
  • 2 Ashwal S.. Child Neurology – its origins, founders, growth and evolution. London: Academic Press Elsevier; 2021
  • 3 Pavone P. et al West syndrome: a comprehensive review. Neurol Sci 2020; 41: 3547-3562
  • 4 Pies NJ. C Beardsmore. West & West syndrome – A historical sketch about the eponymous doctor, his work and his family. Brain and Development 2003; 25: 159-160

Publication History

Article published online:
13 March 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

  • Literatur

  • 1 Aly M. et al Kopfkorrektur oder der Zwang gesund zu sein. Ein behindertes Kind zwischen Therapie und Alltag. Berlin: Rotbuch Verlag; 1981
  • 2 Ashwal S.. Child Neurology – its origins, founders, growth and evolution. London: Academic Press Elsevier; 2021
  • 3 Pavone P. et al West syndrome: a comprehensive review. Neurol Sci 2020; 41: 3547-3562
  • 4 Pies NJ. C Beardsmore. West & West syndrome – A historical sketch about the eponymous doctor, his work and his family. Brain and Development 2003; 25: 159-160