Nervenheilkunde 2024; 43(04): 219
DOI: 10.1055/a-2216-7217
Gesellschaftsnachrichten

Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie e. V.

Tom Bschor
,
Anja M. Bauer
 

Neues Vorstandsmitglied: Dr. Merve Fritsch

Der Vorstand der BGPN hat sich um 2 Mitglieder erweitert, die wir Ihnen auf dieser und der kommenden Mitteilungsseite vorstellen.

Merve Fritsch, geboren 1988, hat ihr Studium der Humanmedizin in Frankfurt am Main, Krakau, London und Tel Aviv absolviert. Seit 2015 hat sie ihre Assistenzarztweiterbildung an der Bodelschwingh Klinik Berlin, Klinik für Neurologie der CBF sowie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Mitte absolviert und ist seit Oktober 2023 Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie. Fritsch hat in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Frankfurt am Main bei Prof. C. Freitag promoviert.

Seit 2019 ist sie an der Klinik für Psychiatrie der Charité CM und dort seit 2024 als Oberärztin der Akutstation mit Schwerpunkt „Affektive Störungen“ sowie psychiatrische Fachärztin auf der Station mit Schwerpunkt „Neuropsychiatrie“. Ihr Forschungsschwerpunkte sind „Neuronale Grundlagen bewusster Wahrnehmung“ anhand von rTMS, fMRT sowie Läsionsstudien.

Ziel für die BGPN: Ich wünsche mir, vor allem junge Kollegen für die enge Zusammenarbeit von Neurologie und Psychiatrie im Rahmen der klinischen Versorgung und der Forschung zu begeistern.

Zoom Image
Dr. med. Merve Fritsch. Quelle: ©privat

#

Psychopathologie-Symposium der BGPN beim DGPPN-Kongress 2023: Inspiration und großes Publikumsinteresse

Beim DGPPN-Kongress 2023 war die BGPN mit einem eigenen Symposium vertreten, das sich am 2.12.2023 dem Thema „Psychopathologie 2023: zukünftige Entwicklungen“ widmete. Das Thema stieß im sehr gut gefüllten Saal auf großes Interesse. Die Psychopathologie ist unverändert das Fundament der klinischen Psychiatrie. Ihre Grundlagen wurden im 19. Jahrhundert gelegt, und die BGPN befasst sich seit ihrer Gründung 1867 durch Wilhelm Griesinger mit psychopathologischen Fragen, wobei es das Ziel des Symposiums war, im Bewusstsein dieser Tradition den Blick nach vorne zu richten. Alle Referenten und die Vorsitzenden (T. Bschor und H. Walter) sind BGPN-Mitglieder.

F. Reischies stellte in seinem Vortrag „Psychisches Leid: negative Valenz als psychopathologische Basiskategorie“ dar, dass Leiden und Qual keine psychopathologischen Standardmerkmale sind, negative oder positive Valenz bislang aber als grundlegende Dimension in der RDoC-Initiative neurowissenschaftliche Forschung angeregt hat. Valenz ist hierbei als eine zusätzliche Dimension neben Empfindungen oder Emotionen anzusehen, die mutmaßlich für die evolutionäre Entwicklung bedeutsam war.

T. Bschor thematisierte in seinem Vortrag „Intrusionen, Flashbacks, Nachhallerinnerungen – Symptome zwischen den Stühlen der Psychopathologie“ die unzureichende konzeptuelle Verankerung dieser für posttraumatische Störungen charakteristischen Symptomatik und zeigte auf, dass sie Elemente von Sinnestäuschungen, Angst, Zwangsgedanken und qualitativen Bewusstseinsstörungen aufweist, noch am besten aber als eine Filterstörung des Gedächtnisses beschrieben werden kann, die dazu führt, dass traumatische Erinnerungen in unpassenden Situationen und dysfunktionaler Häufigkeit und Ausmaß ins Bewusstsein dringen.

Das Thema von B. Ochs lautete „Psychopathologie 3.0: Konzept zur mehrdimensionalen Befunddokumentation als Ergebnis von Cluster-Analysen“. Er zeigte Begrenzungen gängiger psychopathologischer Klassifikationen auf, die sich aus einem veränderten Verständnis einer Reihe psychischer Erkrankungen ergeben. Über die Analyse eines semantischen Netzwerks einzelner Items des psychopathologischen Befundes sowie Benutzer-Rückmeldungen zu der vom Referenten entwickelten und betriebenen Internetseite befundomat.de stellte der Referent ein alternatives Modell zur Dokumentation des psychopathologischen Befundes vor. Wichtige Neuerungen sind Beurteilungsmodus als Ergänzung zur einfachen Dichotomie Selbst-/Fremdeinschätzung, ein Cluster-Konzept und die Erweiterung des Vokabulars einschließlich neuer psychopathologischer Kategorien.

Das fachkundige Publikum war erkennbar von den neuen Ideen und Konzeptionsansätzen inspiriert und brachte zahlreiche wichtige Gesichtspunkte in die lebendige wissenschaftliche Diskussion ein.

Tom Bschor, Berlin


#
#

IMPRESSUM

Prof. Dr. Tom Bschor
Redaktion: Dr. Anja M. Bauer
Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie e. V.
Schlosspark-Klinik, Abteilung für Psychiatrie
Heubnerweg 2
14059 Berlin
URL: info@bgpn.de   

Publication History

Article published online:
11 April 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

Zoom Image
Dr. med. Merve Fritsch. Quelle: ©privat