Aktuelle Urol 2024; 55(01): 14-16
DOI: 10.1055/a-2219-5803
Referiert und kommentiert

Kommentar zu: Nephrolithotripsie: Holmium:YAG-Laser versus Thulium-Faserlaser

Contributor(s):
Jonas Herrmann
1   Klinik für Urologie und Urochirurgie, Universitätsklinikum Mannheim GmbH, Mannheim
› Author Affiliations

In der aktuellen Studie von Castellani et al. steht die dringende Frage im Mittelpunkt, wie sich die modernsten Technologien in der Laser-Lithotripsie unterscheiden, insbesondere der Holmium:YAG-Laser mit Pulsmodulation (MOSES-Technologie) und der Thulium-Faser-Laser (TFL), hinsichtlich ihrer Effizienz und Sicherheit bei der flexiblen Ureteroskopie (URS). Dies ist von hoher Relevanz, insbesondere für Abteilungen, die in naher Zukunft die Anschaffung eines Lasers in Erwägung ziehen.

Die Studie verwendet ein multizentrisches Design und kann so eine relativ große Anzahl von Patienten in die Auswertung einschießen. Zur Reduzierung von Auswahlverzerrungen wird Propensity Score Matching angewendet, eine sinnvolle Methode für diese Fragestellung. Allerdings weist die Studie auch einige schwerwiegende Schwächen auf, die berücksichtigt werden müssen.

Eine bedeutende Limitation besteht darin, dass das durchführende Zentrum nicht in das Propensity Score Matching einbezogen wurde. Dadurch werden nicht nur 2 verschiedene Lasersysteme verglichen, sondern auch unterschiedliche Zentren. Dies wird besonders deutlich, wenn man die perioperativen Charakteristika betrachtet. Zum Beispiel unterscheiden sich die Anwendung einer Harnleiterschleuse und die Nutzung von Einmalinstrumenten signifikant zwischen den Gruppen, selbst nach Propensity Score Matching. Dies kann eher durch abweichende Standards in den verschiedenen Zentren als durch die Auswahl des Lasers erklärt werden.

Eine weitere Limitation ist die Verwendung unterschiedlicher Bildgebungsmodalitäten zur Bestimmung der Steinfreiheit, meistens Ultraschall und selten CT. Dies könnte die Vergleichbarkeit der Ergebnisse beeinflussen.

Es fällt auf, dass die Sepsisrate von >3% interessanterweise nur in der TFL-Gruppe (N=9) auftrat. Die Definition von Sepsis sowie das Outcome und das Management bleiben in der Studie unklar. Da ein kausaler Zusammenhang zwischen dem angewendeten Laser und der Sepsis unwahrscheinlich erscheint, könnten die Unterschiede auf unterschiedliche Dokumentationspraktiken oder Definitionen der Sepsis zwischen den Zentren zurückzuführen sein.

In Zusammenfassung zeigt die Studie, dass der TFL-Laser ein exzellentes Instrument für die Lithotripsie von Nierensteinen bei der flexiblen Ureterorenoskopie ist, das wahrscheinlich eine höhere Steinfreiheitsrate erreichen kann. Somit unterstützt diese Arbeit die Daten der prospektiv randomisierten Studie von Ulvik et al. [1], bei der jedoch ein Holmium-YAG-Laser ohne Pulsmodulation als Vergleich diente. Aufgrund der erwähnten Limitationen ist es jedoch schwierig, weitere Rückschlüsse aus dieser Studie zu ziehen. Zukünftige prospektiv-randomisierte Vergleiche zwischen TFL- und Holmium-YAG-Laser mit Pulsmodulation wären wünschenswert, um die tatsächlichen Unterschiede differenziert herauszuarbeiten.



Publication History

Article published online:
08 February 2024

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  • Literatur

  • 1 Ulvik Ø, Æsøy MS, Juliebø-Jones P. et al. Thulium Fibre Laser versus Holmium:YAG for Ureteroscopic Lithotripsy: Outcomes from a Prospective Randomised Clinical Trial. Eur Urol 2022; 82: 73