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DOI: 10.1055/a-2231-3965
Ärztlicher Fachkräftemangel in der Rehabilitation – Ergebnisse einer quantitativen Umfrage in deutschen Rehabilitationsfachabteilungen
Shortage of Physicians in Rehabilitation Facilities – Results of a Quantitative Survey in German Rehabilitation Departments- Zusammenfassung
- Abstract
- Einleitung
- Material und Methoden
- Ergebnisse
- Diskussion und Fazit
- Kernbotschaft
- Literatur
Zusammenfassung
Hintergrund In vielen Ländern mit hohem Einkommen herrscht ärztlicher Fachkräftemangel. Auch in vielen Rehabilitationseinrichtungen in Deutschland bestehen Schwierigkeiten beim Halten und Rekrutieren von Mediziner:innen. Bisher liegen keine Studien darüber vor, welche Fachabteilungen und Einrichtungen mit welcher Indikation und in welcher Lage davon besonders betroffen sind. Dieser Artikel hat zum Ziel, mit einem explorativen Vorgehen empirische Anhaltspunkte zum Phänomen ärztlicher Fachkräftemangel in Rehabilitationsfachabteilungen zu liefern.
Materialien und Methoden Die Datengrundlage für die explorative Analyse stammt aus einer Fachabteilungsumfrage aller stationärer und ambulanter Rehabilitationseinrichtungen der Qualitätssicherungsdatenbank der DRV (QS-REDA). Die Umfrage mit inhaltlichem Fokus auf Mediziner:innen mit ausländischem Abschluss enthielt einen Abschnitt zum Thema ärztlicher Fachkräftemangel, für welchen von n=373 Fachabteilungsleitungen Angaben zuverschiedenen, mit Fachkräftemangel assoziierten, Indikatoren vorlagen. Aus den drei einzelnen Indikatoren (1) Vakanzzeit, (2) Fluktuationsrate und (3) Anteil unbesetzter Stellen erstellten wir mittels Quartilssplit am 25. und 75. Perzentil Extremgruppen (−1, 0, 1) und summierten diese zu einem Index. Fachabteilungen mit empirischen Auffälligkeiten auf mind. 2 Einzelindikatoren wurden auf dem Fachkräftemangel-Index als „hoch“ klassifiziert. Es werden bivariate Zusammenhänge zwischen den Kategorien des Fachkräftemangel-Index und weiteren strukturellen und regionalen Fachabteilungsvariablen mittels Chi-Quadrat-Tests ausgewertet.
Ergebnisse Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass es eher mittelgroße, peripher gelegene Einrichtungen, mit einer stationären oder gemischten Behandlungsform und ohne die Behandlungsschwerpunkte Orthopädie oder Rheuma sind, die unter ärztlichem Fachkräftemangel leiden. Am stärksten ist der Zusammenhang des Fachkräftemangel-Index mit der siedlungsstrukturellen Typisierung der Fachabteilung (χ²(8)=34,3; p≤0,001).
Schlussfolgerungen Die Lage zahlreicher Rehabilitationseinrichtungen in ländlichen Gebieten stellt eine zusätzliche Rekrutierungsbarriere für ärztliches Personal dar. Das Thema ärztlicher Fachkräftemangel in Rehabilitationseinrichtungen ist bisher nicht erforscht. In Zukunft ist abzusehen, dass die Zahl der Ärzt:innen den Bedarf noch weniger decken wird. Um diesen auszugleichen, sind strukturierte Maßnahmen notwendig.
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Abstract
Background Many high-income countries are experiencing a physicians’ shortage. A large number of rehabilitation facilities in Germany are also having trouble keeping and recruiting physicians. So far no studies have been conducted into which departments and facilities with what indications and in which locations are worst affected. The objective of this article is to take an explorative approach to provide empirical indications on the phenomenon of physicians’ shortages in rehabilitation facilities.
Materials and Methods The data foundation for the exploratory analysis originates from a departmental survey encompassing all inpatient and outpatient rehabilitation facilities within the Quality Assurance Database of the German Pension Insurance (QS-REDA). The survey, with a thematic focus on medical professionals holding foreign qualifications, featured a section dedicated to the topic of physician workforce shortages, wherein n=373 departmental heads provided information on diverse indicators associated with the shortage of skilled professionals. Taking the three individual indicators of (1) vacancy period, (2) fluctuation rate and (3) the proportion of unfilled positions, we used a quartile split at the 25th and 75th percentile to create extreme groups (−1, 0, 1) and summed them up to an index. Departments that were empirically in the extreme groups on at least 2 individual indicators were classified as “high” on the shortage of skilled labour index. Bivariate correlations between the categories of the skilled labour shortage index and other structural and regional department variables are evaluated using chi-square tests.
Results The results of the survey reveal that it is predominantly medium-sized facilities located in the periphery, with an in-patient or mixed treatment form and which do not focus on treating orthopaedic or rheumatic patients, that are experiencing physicians’ shortages. The strongest correlation of the skilled labour shortage index is with the settlement-structural typification of the specialist department (χ²(8)=34.3; p≤0.001).
Conclusions The location of many rehabilitation facilities in rural areas presents an additional recruitment barrier for medical staff. The issue of physicians’ shortages in rehabilitation facilities has not yet been the subject of research. It is to be expected that the number of physicians will fall even shorter of demand in future. Structured measures are needed to compensate for this.
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Einleitung
In vielen Ländern mit hohem Einkommen herrscht ärztlicher Fachkräftemangel. Jedoch ist die tatsächliche Zahl der Ärzt:innen in den OECD-Ländern seit 2000 gestiegen, und zwar sowohl in absoluten Zahlen als auch pro Kopf der Bevölkerung. Einem aktuellen Bericht zufolge praktizierten 2016 in den OECD-Ländern im Durchschnitt 3,4 Ärzt:innen pro 1000 Einwohner:innen, während es 2,7 pro 1000 Einwohner:innen [1] im Jahr 2000 waren.
In die Berechnung dieses Anstiegs ist einerseits die Entwicklung in Ländern miteinbezogen, in denen der ärztliche Fachkräftemangel vor einigen Jahrzehnten noch sehr gering war, wie etwa in Korea und Mexiko. Andererseits hat die Ärzt:innendichte auch in Ländern zugenommen, die bereits gut versorgt sind, wie Deutschland, Portugal und Norwegen (ebd.). Der ärztliche Fachkräftemangel ist also nicht nur ungleichmäßig auf die Länder der Welt verteilt, sondern auch ungleichmäßig innerhalb der Länder selbst. Die Engpässe treten vor allem in bestimmten regionalen Gebieten oder in bestimmten Fachgebieten auf.
Beispielsweise ist der Mangel an Ärzt:innen für die Primärversorgung in ländlichen Gebieten in Ländern auf der ganzen Welt ein dauerhaftes Problem mit schwerwiegenden Auswirkungen auf den Zugang zur Versorgung. Dies gilt insbesondere für Länder mit großen, dünn besiedelten Landstrichen, wie Kanada, wo mehr als 4,6 Millionen Kanadier:innen keine:n Hausärztin/Arzt haben [2]. In Australien ist der Gesundheitszustand von etwa 29% der Bevölkerung in ländlichen und abgelegenen Gebieten schlechter als in den großen Zentren, mit höheren Sterblichkeitsraten bei chronischen Krankheiten und Verletzungen. Außerdem haben sie allgemein einen schlechteren Zugang zur Gesundheitsversorgung und nehmen diese seltener in Anspruch [3]. Die Fehlverteilung des Gesundheitspersonals ist nach wie vor problematisch, auch wenn Australien in den zurückliegenden Jahrzehnten gezielte Maßnahmen wie spezielle Programme, finanzielle Anreize, Telekonferenzen und Stipendienprogramme einsetzte, um Ärzt:innen in ländlichen Gebieten zu halten [4]. Aber auch in geografisch dicht besiedelten Ländern wie Deutschland gibt es Versorgungslücken in ländlichen und strukturschwachen Regionen [5] sowie in bestimmten Fachgebieten.
Dazu gehört vor allem die hausärztliche Versorgung in ländlichen Gebieten und im öffentlichen Gesundheitsdienst [6]. Der erstgenannte Bereich ist durch die zunehmende Überalterung der heute praktizierenden Mediziner:innen in Zukunft noch stärker gefährdet [7]. Zwar werden in Deutschland sehr viele Ärzt:innen ausgebildet, jedoch ist die Berufsaustiegsquote hierzulande hoch [8]. Es gibt auch in Deutschland Versuche, den ärztlichen Fachkräftemangel zu kompensieren, sei es durch den verstärkten Einsatz von Technik [9], die Professionalisierung der Pflege [10], die Schaffung von zusätzlichen Studienplätzen [11] oder die Rekrutierung von Ärzt:innen aus dem Ausland [12].
Für den Fachbereich Rehabilitation liegen bislang keine Studien oder Daten zum ärztlichen Fachkräftemangel vor. Rekrutierungsbarrieren bestehen einerseits ausbildungsbezogen durch den geringen Stellenwert, den der Fachbereich im Medizinstudium einnimmt, andererseits geografisch durch die Lage zahlreicher Rehabilitationseinrichtungen in abgelegenen, wirtschaftlich benachteiligten Regionen [13]. Aus diesen Gründen sind Rehabilitationseinrichtungen stärker als andere medizinische Einrichtungen vom Rekrutieren und Halten von Mediziner:innen mit ausländischem Abschluss abhängig und beschäftigen zum Teil ausschließlich Assistenzärzt:innen mit ausländischem Abschluss [14].
Dieser Artikel hat zum Ziel, mit einem explorativen Vorgehen empirische Anhaltspunkte zum Phänomen ärztlicher Fachkräftemangel in Rehabilitationsfachabteilungen zu liefern. Mit Hilfe der drei Indikatoren Fluktuationsrate, Vakanzzeit und Zahl der offenen Stellen zeigen wir, welche Eigenschaften Fachabteilungen in rehabilitativen Einrichtungen aufweisen, die ein hohes Risiko haben, an Fachkräftemangel zu leiden und, dem entgegengesetzt, welche Eigenschaften Fachabteilungen mit einem niedrigen Risiko haben.
Wir beziehen uns dabei auf Teilergebnisse der quantitativen Fragebogenstudie „Medizinerinnen und Mediziner mit ausländischem Abschluss in deutschen Rehabilitationseinrichtungen – eine quantitative Querschnittsstudie (MaA-quant)“, die im Jahre 2022 als Vollerhebung in allen Fachabteilungen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) durchgeführt wurde.
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Material und Methoden
Im April 2022 führten wir eine postalische Fachabteilungsumfrage aller ambulanten und stationären Fachabteilungen durch, die zu diesem Zeitpunkt in der Datenbank (QS-REDA) der Qualitätssicherung der Deutschen Rentenversicherung (DRV) gelistet waren (n=2.965). Der Fragebogen, der wahlweise auf Papier oder online ausgefüllt werden konnte, enthielt einen Abschnitt zum Thema ärztlicher Fachkräftemangel. Die Fachabteilungsleitungen wurden um Angaben zum aktuellen ärztlichen Personal und zu den aktuell unbesetzten ärztlichen Stellen (in Vollzeitäquivalenten – VZÄ), zur durchschnittlichen Dauer bis zur Neubesetzung einer ärztlichen Stelle (Vakanzzeit – in Monaten) sowie zur Fluktuation ärztlicher Fachkräfte (Angabe zu Stellen pro Jahr/en) gebeten. Zusätzlich wurden weitere strukturelle und regionale Charakteristika der Fachabteilungen erfasst. Der Fragebogen enthielt auch Angaben zu Medizinerinnen und Medizinern mit ausländischem Abschluss, Schwierigkeiten bei deren professioneller Integration sowie vorhandenen Unterstützungsstrukturen. Diese Module sind nicht Teil der aktuellen Auswertung.
Da keine einheitliche Definition für Fachkräftemangel existiert, wurde das Phänomen aus verschiedenen Blickwinkeln mittels dreier unterschiedlicher Indikatoren, die häufig im Zusammenhang mit Fachkräftemangel diskutiert werden [15], beleuchtet und empirisch kategorisiert. Dieses explorative Vorgehen stellt eine Approximation dar und basiert für die vorliegende Analyse auf der Datengrundlage der subjektiven Einschätzungen der Fachabteilungsleitungen, welche in ihrer Funktion üblicherweise auch personalverantwortlich sind.
Vakanzzeit
Die Vakanzzeit ist einer der Hauptindikatoren der Bundesagentur für Arbeit für die Berechnung eines Fachkräfteengpasses, gemessen als „Zeit vom gewünschten Besetzungstermin bis zur Abmeldung einer gemeldeten Arbeitsstelle beim Arbeitgeberservice” in Tagen [16]. Diese Kennzahl bildet also das offizielle Meldegeschehen bei ausgeschriebenen Stellen ab. In unserer Umfrage haben wir die Vakanzzeit als alternative Annäherung über die Frage „Wie lange dauert es durchschnittlich, eine unbesetzte ärztliche Stelle neu zu besetzen?”, summiert zu Monaten, erhoben. Dieser Indikator ist folglich als Erfahrungswert der Fachabteilungsleitungen zu interpretieren. Lange Vakanzzeiten können auf einen Mangel an geeigneten Fachkräften hindeuten.
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Fluktuationsrate
Fluktuationskennzahlen sind ein wichtiges Instrument des Personalcontrolling und geben an, wie viel Prozent des bestehenden Personals in einer bestimmten Betrachtungsperiode (üblicherweise ein Jahr) ausgetauscht werden. Sie werden in der Regel berechnet durch den Anteil an Abgängen im Verhältnis zum Personalbestand*100 [15]. In unserer Analyse haben wir die Berechnung der Fluktuationsrate approximiert über die Angaben der Fachabteilungsleitungen zu neu zu besetzenden Stellen im Verhältnis zum aktuellen ärztlichen Personal (in Vollzeitäquivalenten – VZÄ)*100. Die Frage zur Fluktuation lautete: „Wie häufig besetzen Sie in Ihrer Fachabteilung ärztliche Stellen neu?“, wobei den Fachabteilungsleitungen freigestellt war, für welchen Zeitraum sie die Stellen angeben (XX Stellen pro XX Jahre/n). Die Austrittsmotive können dabei vielfältig sein und wurden in der Erhebung zur Reduktion von Komplexität nicht weiter differenziert. Hohe Fluktuationsraten können neben strukturellen Ursachen auf Seiten des Arbeitgebers auch ein Indiz für Fehlbesetzungen der ärztlichen Stellen sein und damit indirekt auch auf einen Mangel an geeigneten Fachkräften hindeuten.
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Anteil unbesetzter Stellen
Als dritter Indikator wurde die Angabe zu den aktuell unbesetzten ärztlichen Stellen (in VZÄ) im Verhältnis zum gesamten ärztlichen Personal der Fachabteilung herangezogen. Dieses Merkmal bildet somit einen einmaligen Querschnitt zum Umfragezeitpunkt ab und wird auch in der Literatur zu ärztlichem Fachkräftemangel häufig als Referenz verwendet [17] [ # ].
Die Angabe von unbesetzten Stellen seitens der Fachabteilungsleitungen geht mit der Annahme einher, dass freie Stellen (Angebot) existieren, die aktuell nicht über den Markt (Nachfrage) gedeckt werden. Ärztlicher Fachkräftemangel impliziert in diesem Zusammenhang, dass der Status quo der ärztlichen Versorgung (mindestens) gehalten werden soll. Es handelt sich bei dieser Untersuchung um eine Untersuchung der Mikroperspektive, die unmittelbare betriebliche Perspektive, also die Wahrnehmung der Einrichtungen betreffend die Existenz und des Ausmaßes von Fachkräftemangel [18].
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Index-Bildung
Aus den drei einzelnen Indikatoren (1) Vakanzzeit, (2) Fluktuationsrate und (3) Anteil unbesetzter Stellen erstellten wir mittels Quartilssplit am 25. und 75. Perzentil Extremgruppen (-1, 0, 1) und summierten diese zu einem Index (r=-2–3). Werte größer als 1 deuten auf eine empirische Auffälligkeit im Vergleich zur übrigen Fachabteilungsstichprobe auf mindestens zwei der drei Indikatoren hin. Ist hingegen ein Einzelindikator im auffälligen Bereich und einer im unauffälligen, mitteln sich diese für die Betrachtung des Fachkräftemangel-Index aus. Für den Indikator „Anteil unbesetzter Stellen” existiert keine geringe Extremgruppe, da hier „0” für knapp zwei Drittel aller Fachabteilungen angegeben wurde.
Der Fachkräftemangel-Index wird für die Betrachtung im Subgruppenvergleich kategorisiert in „niedrig”, „mittel” und „hoch”.
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Weitere Variablen
Zusätzlich zu den verschiedenen Indikatoren für Fachkräftemangel wurden weitere regionale und strukturelle Merkmale der Fachabteilungen ausgewertet. Die Fachabteilungsgröße ist kategorisiert nach der Anzahl der Behandlungsplätze in „klein (0–49 BP)”, „mittel (50–99 BP)” und „groß (100–300 BP)”. Als zusätzliches Merkmal wird die Größe der gesamten Einrichtung herangezogen, ebenfalls kategorisiert nach Behandlungsplätzen („klein (0–99 BP)”, „mittel (100–199 BP)”, „groß (200–800 BP)”). Bei der Behandlungsform wurden rein ambulante Rehabilitationsangebote differenziert von stationären bzw. gemischten Angebote. Für einige Fachabteilungen fehlt diese Angabe, sie wurden für die vorliegende Analyse aber dennoch berücksichtigt („unbekannt”). Eine gesonderte Betrachtung des Behandlungsschwerpunktes erfolgt auf der Basis der größten Indikationsbereiche für die Orthopädie/Rheumatologie und die Abhängigkeitserkrankungen/Psychosomatik, die aufgrund der höheren psychotherapeutischen Behandlungsanteile zusammengefasst wurden. Die Kategorie „Übrige” umfasst die Indikationen Onkologie, Kardiologie, Innere Medizin, Neurologie, Gastroenterologie, Pneumologie, Dermatologie, Kinder und Jugendliche sowie Sonstige. Als regionale Fachabteilungsmerkmale werden das Bundesland und die BIK-Regionsgrößenklassifizierung, zusammengefasst auf 5 Kategorien („Peripherie (BIK-Regionen bis 50.000 Einwohner)”, „Umland (BIK-Regionen Umlandsgemeinden 50.000–500.000 EW)”, „Zentrum (BIK-Regionen Kernbereiche 50.000–500.000 EW)”, „Umland Ballungsgebiete (BIK-Regionen ab 500.000 EW)“ und „Zentrum Ballungsgebiete (BIK-Regionen ab 500.000 EW)“), berichtet. Die BIK-Regionsgrößenklassen sind eine bundesweite siedlungsstrukturelle Typisierung, die Pendlerprioritäten, Einwohner-/Arbeitsplatzdichte und die Bevölkerungszahl der gesamten Region bei der Definition von Verflechtungsgebieten berücksichtigt [19]. Für die vorliegende Analyse wurde die BIK-Regionsgrößenklasse über die Postleitzahl zugewiesen.
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Auswertung
Die Analyse zeigt zunächst die Verteilungen der Einzelindikatoren und die Zusammensetzung des Fachkräftemangel-Index. Ausgewertet werden bivariate Zusammenhänge zwischen den drei Kategorien des Fachkräftemangel-Index (niedrig: mind. 1 Indikator=unauffällig, hoch: mind. 2 Indikatoren=auffällig) und den weiteren strukturellen und regionalen Fachabteilungsvariablen mittels Chi-Quadrat-Tests.
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Ethik und Datenschutz
Für die Studie wurde unter Beachtung der EU-Datenschutz-Grundverordnung und anderer datenschutzrechtlicher Bestimmungen ein Datenschutzkonzept nach DRV-Vorlage erstellt und dem zuständigen Datenschutzbeauftragten der DRV Bund vorgelegt. Zusätzlich wurde ein Ethikvotum bei der Ethikkommission der Charité – Universitätsmedizin Berlin eingeholt.
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Ergebnisse
Zur Bildung des Fachkräftemangel-Index mit Angaben zu allen drei Indikatoren (Anteil unbesetzter Stellen, Vakanzzeit, Fluktuationsrate) konnten n=373 Fachabteilungen eingeschlossen werden. 20% der Fachabteilungen haben 0–49 Behandlungsplätze und wurden als „klein“ kategorisiert, 30% verfügen über 50–99 Behandlungsplätze und jede zweite Fachabteilung in unserer Stichprobe über 100 Plätze und mehr. 2 von 5 Fachabteilungen gehören zu Reha-Einrichtungen mit 200 und mehr Behandlungsplätzen, während etwa ein Viertel der Reha-Einrichtungen mit 0–99 Behandlungsplätzen als „klein“ kategorisiert wurde. Lediglich 63 Fachabteilungen (17%) gaben eine rein ambulante Behandlungsform an. Die Orthopädie ist mit gut 40% der fallzahlstärkste Behandlungsschwerpunkt in dieser Stichprobe, gefolgt von Abhängigkeitserkrankungen (11%) und Psychosomatik (11%). 45% der Fachabteilungen liegen in ländlicheren Gebieten jenseits größerer Ballungszentren (Peripherie, BIK-Regionen bis 50.000 Einwohner). Von den Bundesländern entfallen auf das Saarland mit n=1 am wenigsten und auf Nordrhein-Westfalen mit n=55 die meisten Fachabteilungen. Weitere Stichprobenmerkmale sind [Tab. 1] zu entnehmen.
Fachkräftemangel-Index |
|||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
niedrig |
mittel |
hoch |
|||||
n |
n |
% |
n |
% |
n |
% |
|
Gesamt |
373 |
113 |
30,3 |
208 |
55,8 |
52 |
13,9 |
Fachabteilungsgröße |
|||||||
klein (0–49 BP) |
75 |
25 |
33,3 |
46 |
61,3 |
4 |
5,3 |
mittel (50–99 BP) |
115 |
33 |
28,7 |
61 |
53,0 |
21 |
18,3 |
groß (100–300 BP) |
183 |
55 |
30,1 |
101 |
55,2 |
27 |
14,8 |
Einrichtungsgröße* |
|||||||
klein (0–99 BP) |
93 |
36 |
38,7 |
51 |
54,8 |
6 |
6,5 |
mittel (100–199 BP) |
131 |
30 |
22,9 |
75 |
57,3 |
26 |
19,8 |
groß (200–800 BP) |
149 |
47 |
31,5 |
82 |
55,0 |
20 |
13,4 |
Behandlungsform* |
|||||||
stationär/gemischt |
240 |
66 |
27,5 |
135 |
56,3 |
39 |
16,3 |
ambulant |
63 |
28 |
44,4 |
34 |
54,0 |
1 |
1,6 |
unbekannt |
70 |
19 |
27,1 |
39 |
55,7 |
12 |
17,1 |
Schwerpunkt der Fachabteilung (kategorisiert) |
|||||||
Abhängigkeitserkrankungen/Psychosomatik |
82 |
29 |
35,4 |
41 |
50,0 |
12 |
14,6 |
Orthopädie/Rheumatologie |
157 |
55 |
35,0 |
80 |
51,0 |
22 |
14,0 |
Übrige |
134 |
29 |
21,6 |
87 |
64,9 |
18 |
13,4 |
Siedlungsstrukturelle Typisierung (BIK)* |
|||||||
Peripherie (BIK-Regionen bis 50.000 EW) |
168 |
32 |
19,0 |
103 |
61,3 |
33 |
19,6 |
Umland (BIK-Regionen Umlandsgemeinden 50.000–500.000 EW) |
66 |
19 |
28,8 |
36 |
54,5 |
11 |
16,7 |
Zentrum (BIK-Regionen Kernbereiche 50.000–500.000 EW) |
47 |
24 |
51,1 |
18 |
38,3 |
5 |
10,6 |
Umland Ballungsgebiete (BIK-Regionen ab 500.000 EW) |
38 |
18 |
47,4 |
19 |
50,0 |
1 |
2,6 |
Zentrum Ballungsgebiete (BIK-Regionen ab 500.000 EW) |
54 |
20 |
37,0 |
32 |
59,3 |
2 |
3,7 |
Bundesland |
|||||||
Nord |
78 |
20 |
25,6 |
45 |
57,7 |
13 |
16,7 |
Bremen |
3 |
2 |
66,7 |
1 |
33,3 |
0 |
0,0 |
Hamburg |
3 |
1 |
33,3 |
2 |
66,7 |
0 |
0,0 |
Mecklenburg-Vorpommern |
17 |
5 |
29,4 |
11 |
64,7 |
1 |
5,9 |
Niedersachsen |
33 |
6 |
18,2 |
23 |
69,7 |
4 |
12,1 |
Schleswig-Holstein |
22 |
6 |
27,3 |
8 |
36,4 |
8 |
36,4 |
Ost |
79 |
26 |
32,9 |
45 |
57,0 |
8 |
10,1 |
Berlin |
11 |
4 |
36,4 |
7 |
63,6 |
0 |
0,0 |
Brandenburg |
17 |
6 |
35,3 |
8 |
47,1 |
3 |
17,6 |
Sachsen |
27 |
10 |
37,0 |
16 |
59,3 |
1 |
3,7 |
Sachsen-Anhalt |
6 |
4 |
66,7 |
1 |
16,7 |
1 |
16,7 |
Thüringen |
18 |
2 |
11,1 |
13 |
72,2 |
3 |
16,7 |
Süd |
99 |
27 |
27,3 |
57 |
57,6 |
15 |
15,2 |
Baden-Württemberg |
46 |
17 |
37,0 |
22 |
47,8 |
7 |
15,2 |
Bayern |
53 |
10 |
18,9 |
35 |
66,0 |
8 |
15,1 |
West |
117 |
40 |
34,2 |
61 |
52,1 |
16 |
13,7 |
Hessen |
40 |
10 |
25,0 |
21 |
52,5 |
9 |
22,5 |
Nordrhein-Westphalen |
55 |
21 |
38,2 |
31 |
56,4 |
3 |
5,5 |
Rheinland-Pfalz |
21 |
8 |
38,1 |
9 |
42,9 |
4 |
19,0 |
Saarland |
1 |
1 |
100,0 |
0 |
0,0 |
0 |
0,0 |
*Chi-Quadrat Test signifikant (p<0.05) |
Für den ersten Fachkräftemangel-Indikator „Vakanzzeit“ wurden in unserer Stichprobe Werte zwischen 0 und 48 Monaten angegeben, mit einem Median von 6 Monaten. 50% aller Fachabteilungsleitungen gaben durchschnittliche Vakanzzeiten zwischen 3 und 9 Monaten an. Fachabteilungen mit Vakanzzeiten bis 3 Monate wurden dementsprechend auf diesem Indikator als „unauffällig“ eingestuft, während die hohe Extremgruppe Vakanzzeiten von 9 und mehr Monaten aufweist.
Der zweite Fachkräftemangel-Indikator „Fluktuationsrate“, interpretierbar als prozentualer Anteil des pro Jahr ausgetauschten ärztlichen Personals, variiert in unserer Stichprobe zwischen 0 und 262,5% (Median=15,4%). Niedrige Fluktuationsraten reichen im 1. Quartil bis 8,3% und hohe beginnen im 4. Quartil bei 28,3%.
Der dritte Fachkräftemangel-Indikator „Anteil unbesetzter Stellen“ zeigt einen Wertebereich von 0 bis 83% (Median=0%) und weist eine stark rechtsschiefe Verteilung auf. 65% der Fachabteilungen gaben aktuell keine unbesetzten ärztlichen Stellen an. Daher existiert für diesen Indikator keine als „unauffällig“ eingestufte Extremgruppe. Das 4. Quartil beginnt bei 11,1% unbesetzter ärztlicher Stellen anteilig am gesamten ärztlichen Personal.
Die Verteilungen der drei Indikatoren sind [Abb. 1] zu entnehmen, wobei die Box der Boxplots das 1. und 4. Quartil markieren und für diese Analyse als Cut-offs für die Einteilung in „unauffällig“ bzw. „auffällig“ fungieren. Die Box selbst deckt die mittleren 50% der Fälle ab.


Das Sankey-Diagramm ([Abb. 2]) zeigt die Zusammensetzung des Fachkräftemangel-Index aus den drei einzelnen Indikatoren für Fachkräftemangel. 52 Fachabteilungen (13,9%) wiesen Auffälligkeiten auf mind. 2 Einzelindikatoren auf und wurden daher auf dem Fachkräftemangel-Index als „hoch“ eingestuft. Demgegenüber stehen 113 Fachabteilungen (30,3%), die auf 1 von 2 Einzelindikatoren im auffällig niedrigen Bereich lagen und somit im Vergleich zu den übrigen Fachabteilungen niedrige Werte auf dem Fachkräftemangel-Index aufweisen. Der dritte Indikator weist aufgrund der rechtsschiefen Verteilung keine niedrige Extremgruppe auf. Die übrigen 208 Fachabteilungen befinden sich im mittleren Bereich.


Um beurteilen zu können, welche Fachabteilungen tendenziell eher stärker vom Fachkräftemangel betroffen sind und welche weniger stark, wurden Chi-Quadrat-Tests zwischen dem kategorisierten Fachkräftemangel-Index und strukturellen bzw. regionalen Fachabteilungsmerkmale durchgeführt. Die Fachabteilungsgröße verteilt sich in etwa proportional über die Kategorien des Fachkräftemangel-Index (χ²(4)=6,5; p=0,163), während die Einrichtungsgröße eine disproportionale Verteilung erkennen lässt (χ²(4)=11,7; p=0,019). Die mittelgroßen Einrichtungen (100–199 Behandlungsplätze) sind bei den hohen Werten des Index leicht überrepräsentiert respektive den niedrigen leicht unterrepräsentiert. Rein ambulante Behandlungsformen sind hingegen im niedrigen Bereich des Fachkräftemangel-Index überrepräsentiert und im hohen unterrepräsentiert (χ²(4)=13,4; p=0,010). Beim Schwerpunkt der Fachabteilung (χ²(4)=8,4; p=0,079) und dem Bundesland (χ²(30)=43,0; p=0,059) zeigen sich Tendenzen, wonach die größten Indikationsgebiete Orthopädie/Rheumatologie und Abhängigkeitserkrankungen/Psychosomatik tendenziell geringfügig im niedrigeren Bereich des Fachkräftemangel-Index überrepräsentiert sind. Bei den Bundesländern weisen 21 Zellen eine erwartete Wahrscheinlichkeit kleiner 5 auf. Im hohen Bereich des Fachkräftemangel-Index am auffälligsten sind hier Fachabteilungen in Schleswig-Holstein und Hessen. Im niedrigen Bereich hingegen sind Fachabteilungen aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Sachsen, Rheinland-Pfalz, aber auch Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg. Hinsichtlich der Nord-Süd-West-Ost Einteilung der Bundesländer zeigt sich kein eindeutiges Muster (χ²(6)=3,4; p=0,760). Am stärksten ist der Zusammenhang zwischen der siedlungsstrukturellen Typisierung (kategorisierte BIK-Regionsgrößenklasse) und dem Fachkräftemangel-Index (χ²(8)=34,3; p≤0,001). Die Peripherien und Umlandsgemeinden kleinerer BIK-Regionen sind im hohen Bereich des Fachkräftemangel-Index deutlich überrepräsentiert.
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Diskussion und Fazit
Die Einrichtungen in der Rehabilitation stehen genauso wie die Kliniken und Einrichtungen im restlichen Gesundheitswesen vor einer großen Aufgabe im Personalmanagement: die Gewinnung neuer Ärzt:innen und die Bindung der ärztlichen Mitarbeitenden. Die Bereitschaft zu wechseln, scheint hoch. Diese Studie sollte Faktoren identifizieren, die Auswirkungen auf das Recruiting und das Investment haben können.
Die Ergebnisse zeigen, dass kleine Einrichtungen (0–99 BP), die in BIK-Regionszentren liegen, weniger stark vom Fachkräftemangel betroffen sind. Rein ambulante Rehabilitationsfachabteilungen sind in dieser Gruppe leicht überrepräsentiert und weniger stark vom ärztlichen Fachkräftemangel betroffen. Ebenso verhält es sich mit Fachabteilungen mit dem Schwerpunkt Orthopädie/Rheumatologie. Tendenziell stärker vom Fachkräftemangel betroffen sind mittelgroße Einrichtungen (100–200 BP) in peripherer Lage mit stationär/gemischter Behandlungsform und „übrigem“ Behandlungsschwerpunkt. Bei den Bundesländern sind Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Thüringen und Hessen leicht überrepräsentiert in der Subgruppe, die stärker vom Fachkräftemangel betroffen ist. Aufgrund der großen Anzahl an Bundesländern und der teilweise geringen Anzahl an Fachabteilungen, die auf die einzelnen Kategorien entfallen, sind diese Zusammenhänge jedoch nicht statistisch signifikant.
Die Ergebnisse der Fachabteilungsumfrage zeigen kurz gesagt, dass es eher mittelgroße, peripher gelegene Einrichtungen, mit einer stationären oder gemischten Behandlungsform und ohne die Behandlungsschwerpunkte Orthopädie oder Rheuma sind, die unter ärztlichem Fachkräftemangel leiden. Das Thema ärztlicher Fachkräftemangel in Rehabilitationseinrichtungen ist bisher nicht erforscht.
Die gemeinsame Betrachtung dreier inhaltlich relevanter Dimensionen anhand eines Summen-Indizes stellt eine Exploration zum Fachkräftemangel dar. Die Bildung mittels Quartilssplit und Aufsummierung impliziert eine Gleichwertigkeit der drei Einzelindikatoren. Diese können jedoch auch inhaltlich interdependent sein – beispielsweise kann die häufige Neubesetzung vakanter ärztlicher Stellen eine gegenläufige Strategie zur länger andauernden Nicht-Besetzung einer freien ärztlichen Stelle sein. Zudem implizieren häufige Wechsel und längere Vakanzzeiten auch höhere Wahrscheinlichkeiten für aktuell unbesetzte Stellen. Diesen Unschärfen wurde mittels der empirischen Bestimmung der Cut-offs Rechnung getragen. Hier zeigten sich stark differierende Verteilungen der drei Indikatoren, mitunter auch mit starken Ausreißern. Durch die fehlende niedrige Extremgruppe auf dem Indikator „Anteil unbesetzter Stellen“ mussten zudem asymmetrische Cut-Offs für die Einteilung des Fachkräftemangel-Index in die Gruppen „niedrig“, „mittel“ und „hoch“ gewählt werden.
Auch zum Zusammenhang rehabilitationsrelevanter Indikation und ärztlichem Fachkräftemangel in Deutschland liegen wenig Daten vor. Die Kassenärztliche Vereinigung stellt auf Ihrer Website Daten in einem Schaubild zur Verfügung, die Hinweise darauf geben, dass es nur in wenigen Teilen Deutschlands einen Mangel an rehabilitationsrelevanten Fachberufen wie Orthopäd:innen gibt, während Facharzt:innen für Physikalische und Rehabilitative Medizin (PRM) in Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern fehlen[ ## ].
Dass ländliche und strukturschwache Gebiete (nicht nur in Deutschland) Probleme haben, Ärzt:innen zu rekrutieren, ist jedoch bereits bekannt [5] [20] und wird besonders im Bereich der niedergelassenen (Allgemein-) Mediziner:innen mit entsprechenden Förderprogrammen bekämpft (z. B. [21]).
Eine der wenigen Studien, die in Deutschland zum Thema Einrichtungs- oder Fachabteilungsgröße und ärztlichem Personalmangel gibt, belegt mit Hilfe von qualitativen Interviews, dass umso kleiner die Einrichtung ist, umso schwieriger ist es, Personalmangel zu kompensieren, weil die Arbeitsbelastung dann pro Mediziner:in steigt [22]. Eine andere Studie aus den USA [23] bestätigt, dass Krankenhäuser im städtischen Umfeld oder mit einem hohen Pro-Kopf-Einkommen aus diesem Grund einen höheren Personalbestand haben. Dies belegt auch eine Studie aus England [24]: kleinere Krankenhäuser (mit etwa unter 100 Betten) in Europa und Nord Amerika haben Schwierigkeiten, passendes und qualifiziertes Personal zu finden. Jedoch verfolgen Einrichtungen bestimmte Strategien, um ärztliches Personal zu rekrutieren und zu halten. Dazu gehört das Bereitstellen von guter Ausstattung, das Pflegen von guten professionellen Beziehungen, das „upskilling“ – also die Weiterbildung – des bestehenden Personals und das Anbieten von finanziellen und sozialen Anreizen (wie z. B. Mentoringprogramme). Werden diese Maßnahmen ausgeschöpft, so die Autor:innen, ist der ärztliche Fachkräftemangel in kleinen, meist ländlichen Einrichtungen keine Herausforderung mehr.
In Zukunft ist abzusehen, dass sich Zahl der Ärzt:innen den Bedarf noch weniger decken wird. Wie eine kürzlich erhobene Statistik zeigt [25], verschärfte die Covid-Pandemie die Trends der vergangenen Jahre: die Anzahl der Absolvent:innen ist noch einmal gesunken, insgesamt fassen weniger ausländische Ärzt:innen in Deutschland Fuß und die Arbeitszeit der (zunehmend weiblicheren) Ärzt*innenschaft sinkt (siehe auch [26]). Auch in der Rehabilitation, die vor demografischen Herausforderungen steht, liegt ein enormer Forschungs- und Handlungsbedarf zu diesem Thema vor [27].
Limitationen
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Die Ergebnisse dieser Umfrage beziehen sich ausschließlich auf die von der DRV besetzen Fachabteilungen. Der inhaltliche Fokus der Hauptstudie lag nicht primär auf ärztlichem Fachkräftemangel, sondern auf Medizinerinnen und Medizinern mit ausländischem Abschluss. Damit ist nicht auszuschließen, dass die Umfrage mehrheitlich von Fachabteilungsleitungen mit einem hohen Anteil von Ärzt:innen mit ausländischem Abschluss beantwortet wurde.
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Die Auswertung hat durch die erstmalige Messung dieser drei Indikatoren, die mit Fachkräftemangel assoziiert sind, einen explorativen Charakter. Bisher existieren keine einheitlichen Richtlinien zur Feststellung von ärztlichem Fachkräftemangel. Damit besteht ist nicht auszuschließen, durch die Wahl anderer Berechnungsmethoden zu anderen Ergebnissen zu gelangen; die Messung von Fachkräftemangel ist nicht methodeninvariant.
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Weiterhin können die Daten über den ärztlichen Fachkräftemangel in der Rehabilitation bislang nicht in Relation zu Fachrichtungen von akuten Einrichtungen und ambulanter Versorgung gesetzt werden. Ärztlicher Fachkräftemangel ist nach wie vor eine Forschungslücke.
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Kernbotschaft
Innerhalb der Rehabilitation gibt es eine große Diskrepanz in der Ausbreitung des ärztlichen Fachkräftemangels.
Bestimmte Maßnahmen (z. B. finanzielle Anreize, das Fördern guter professioneller Beziehungen durch z. B. ein Mentoringprogramm) können helfen, den ärztlichen Fachkräftemangel in den ländlich gelegenen Einrichtungen zu lindern. Weiterhin sollte in unterbesetzen Indikationen wie z. B. in der fachärztlichen Ausbildung Physikalische und Rehabilitative Medizin in der Zukunft mehr Lobbyarbeit geleistet werden, um hier mehr Mediziner:innen zu gewinnen.
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Interessenkonflikt
Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Danksagung
Wir bedanken uns bei Ariane Funke von der DRV Bund für die gute Zusammenarbeit und bei Johanna Schmidt für die Unterstützung beim Verfassen des Artikels.
# Ein weiteres Beispiel hierfür ist der Facharztindex [28], angelehnt an eine Berechnung des Consulting Unternehmens mainmedico, der angibt wie viele Fachärzt:innen rein rechnerisch auf eine Stellenanzeige im Deutschen Ärzteblatt entfallen. Danach wird häufig der Ärzt:innenmangel in Deutschland festgelegt.
## Die KVB-Gesundheitsdaten beziehen sich auf Verhältniszahlen zwischen dem SOLL und IST Niveau der Versorgung (in Bezug auf unbesetzte Stellen) und ermittelt daraufhin einen Versorgungsgrad in%. Als unterversorgt gelten Gebiete mit<82,1% Versorgungsgrad [29].
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Literatur
- 1 Lafortune G, Socha-Dietrich K, Vickstrom E. Recent trends in international mobility of doctors and nurses. In: Recent Trends in International Migration of Doctors, Nurses and Medical Students. Paris: OECD Publishing; 2019.
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- 26 Lauchart M, Ascher P, Kesel K. et al. Compatibility of Work and Family Life: Survey of Physicians in the Munich Metropolitan Area. Gesundheitswesen 2019; 81: 299-308
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- 29 KVB. Gesundheitsdaten (26.06.2023). Im Internet: https://gesundheitsdaten.kbv.de/cms/html/17016.php) 2022
Korrespondenzadresse
Publication History
Received: 26 June 2023
Accepted: 18 December 2023
Article published online:
19 January 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
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