Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-2263-3537
Kommentar zu „Hypopharynxkarzinom: Lymphknotenmetastasen verringern Überlebenschance“
** Das Hypopharynxkarzinom ist das Schleimhautkarzinom im HNO-Bereich mit den schlechtesten Überlebenschancen. Daher sind Studien zu dem Thema nachvollziehbar. Auch retrospektive Datenbankstudien können zur Steigerung der Evidenz beitragen, sodass prinzipiell alle Studienaktivitäten zu diesen Tumoren zu begrüßen sind.
Hypopharynxkarzinome sind in der Regel bei Diagnosestellung schon weit fortgeschritten, so auch im Kollektiv dieser Studie, wo 58% der eingeschlossenen Patienten dem Stadium IVB zugeordnet wurden.
Die Schlussfolgerungen, dass Patienten mit fortgeschritteneren Tumoren oder mit Lymphknotenmetastasen eine schlechtere Prognose haben, sind bereits aus vielen vorausgegangenen Analysen bekannt. Insofern sind die Ergebnisse, die in diesem Artikel dargestellt wurden, nicht neu. Auch, dass eine operative Therapie, eine Neck-Dissection und eine Bestrahlung positive Faktoren für das Überleben darstellen, ist wenig überraschend. Die in dem Artikel zur Anwendung gekommene Form der Erstellung von Nomogrammen versucht, verschiedene Einflussfaktoren auf das Gesamtüberleben bzw. das krankheitsspezifische Überleben zu liefern.
Die angepriesenen Möglichkeiten einer individualisierten Therapie durch Anwendung des Nomogrammodells sind in der Praxis allerdings nicht gegeben, da die Therapieoptionen begrenzt sind und schlussendlich in dem Kollektiv der Studie nur 30% überhaupt chirurgisch therapiert wurden, gegenüber 70% durchgeführten primären Radio(chemo)therapien. Insofern haben sich die durchgeführten Therapien nur in „nicht chirurgisch“ und „chirurgisch“ einteilen lassen. Es lassen sich keine Informationen dazu erkennen, ob die eingeschlossenen Chemotherapien begleitend zur Radiotherapie oder im Second- oder Third-line-Setting durchgeführt worden sind. Auch finden ggf. durchgeführte Antikörper- oder Immuntherapien keine Erwähnung. Innovative neue Optionen im Sinne einer neoadjuvanten Antikörpertherapie mit ggf. besserem Outcome müssen erst in Studien untersucht und deren Ergebnisse abgewartet werden. Aufgrund dieses begrenzten Zusatznutzens durch die Analyse ist die Relevanz des Artikels eher geringgradig.
Bestätigt werden konnte der Umstand, dass eine chirurgische Therapie (Primärregion und Neck-Dissection) einen prognostisch günstigen Einfluss auf das Überleben hat (um 27% bessere Überlebenschance), was auch in vorausgegangenen Studien bereits gezeigt werden konnte [1].
Gerade bei Tumoren mit einer schlechten Überlebenschance ist die Lebensqualität unter der Therapie ein wichtiger Parameter (wie häufig Tracheotomie oder PEG). Das wären noch interessante Parameter, die ggf. im Rahmen eines Nomogrammodells untersucht werden könnten, allerdings ist die dieser Untersuchung zugrunde liegende Datenbasis dafür anscheinend nicht ausreichend.
Publication History
Article published online:
03 June 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
-
Literatur
- 1 Tassler AB, Gooding WE, Ferris RL. Hypopharyngeal cancer treatment: Does initial surgery confer survival benefit?. Head Neck 2019; 41: 2167-2173