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DOI: 10.1055/a-2275-2972
Kontrastmittelunterstützte Sonografie der Leber: vaskuläre Pathologien und Interventionen
Article in several languages: English | deutsch- Zusammenfassung
- Einleitung
- Vaskuläre Pathologien
- CEUS-gesteuerte Interventionen fokaler Leberraumforderungen
- Limitationen
- Schlussfolgerung
- References
Zusammenfassung
Hintergrund
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die kontrastmittelunterstützte Sonografie (CEUS) als ergänzende Methode zum B-Mode-Ultraschall und zur Farbdoppler-Sonografie bei der Diagnose vaskulärer Leberpathologien und Interventionen etabliert.
Methode
Ziel dieser Übersicht ist es, die Anwendung der CEUS bei der Diagnose vaskulärer Pathologien und interventioneller Verfahren zu erläutern.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen
Unter Berücksichtigung der Limitationen des Ultraschalls stellt die CEUS eine vergleichbare Alternative zu anderen Bildgebungsverfahren wie der Computertomografie und der Magnetresonanztomografie dar, um vaskuläre Pathologien zu beurteilen und Interventionen zu leiten, Komplikationen zu identifizieren und die Ergebnisse nach der Intervention zu bewerten. Aufgrund der fehlenden Strahlenbelastung und der schnellen Verfügbarkeit sollte die CEUS als primäres Verfahren eingesetzt werden.
Kernaussagen
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Bei der Detektion vaskulärer Leberpathologien spielt die CEUS eine bedeutende Rolle.
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Die CEUS ist bei der Charakterisierung vaskulärer Pathologien hilfreich.
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Die CEUS ist hilfreich, um Interventionen zu leiten und Komplikationen zu identifizieren.
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Einleitung
Im Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte hat sich die kontrastunterstützte Sonografie (Contrast Enhanced Ultrasound, CEUS) als eine komplementäre, kosteneffiziente und strahlenfreie Methode der Echtzeitdiagnostik neben der B-Bild-Sonografie (B-US) und der Farbdoppler-Sonografie (FDS) etabliert [1] [2] [3]. Sie wird bei relevanten Fragestellungen, insbesondere im Bereich der Leberpathologien, regelmäßig herangezogen. Die Grundlagen zur Anwendung der CEUS wurden bereits in mehreren Leitlinien und Übersichtsarbeiten umfassend beschrieben [1] [3] [4] [5].
Die Vorteile der CEUS gegenüber der bei der Computertomografie (CT) verwendeten Kontrastmittel umfassen die fehlende Nephro- und Schilddrüsentoxizität sowie das strikte intravaskuläre Verweilen [1] [2] [3]. Die strikte intravaskuläre Verweildauer und die Größe der Mikrobläschen ermöglichen somit die Darstellung der Perfusion auf Kapillarebene [2]. Aufgrund dieser Vorteile stellt die CEUS, unter Berücksichtigung der Limitationen des Ultraschalls, eine optimale Methode zur Beurteilung der vaskulären Leberpathologien dar [2] [3] [6].
Diese Übersichtsarbeit bietet einen Überblick über verschiedene vaskuläre Lebererkrankungen und erläutert die Rolle der CEUS bei Interventionen der Leber.
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Vaskuläre Pathologien
Der Verdacht auf Vorliegen einer vaskulären Pathologie der Leber wird bei entsprechender Klinik geäußert und ist selten ein Zufallsbefund. Die FDS zeigt eine limitierte Sensitivität bei kleineren Gefäßen sowie bei Gefäßen mit einem langsamen Blutfluss (unter 1 mm/s) [2]. Die CEUS kann diese Limitationen überwinden mit Visualisierung der Perfusion bis hin zur Kapillarebene [2]. Sie kann zum Ausschluss oder zur Bestätigung einer fraglichen Perfusionsstörung in der FDS eingesetzt werden ([Abb. 1]A und 1B).
Arterielle, portalvenöse und venöse Perfusionsstörung
Die Leber erhält etwa 75% bis 80% ihrer Blutversorgung durch das venöse Blut der Pfortader, während die restlichen 20 % bis 25% durch die A. hepatica bereitgestellt werden [7]. Gefäßanomalien der Arteria hepatica wie bei hereditärer hämorrhagischer Teleangiektasie (Morbus Osler), dem Hepatica-Aneurysma oder im portalvenösen System wie bei spontanen intrahepatischen portosystemischen Shuntbildungen sind eine Domäne der Farbdoppler-Sonografie. Die CEUS kann additive Informationen geben ([Abb. 2]).
Aufgrund dieser anatomischen Besonderheit der Leber führt ein Verschluss der Leberarterie nicht zwangsläufig zu einem Leberinfarkt, da normalerweise eine ausreichende Sauerstoffversorgung durch die Pfortader gewährleistet ist [2] [7]. Leberinfarkte sind daher selten und treten in der Regel bei gleichzeitiger Pfortaderabflussstörung auf. So sind Leberinfarkte u.A. bei iatrogener Verletzung im Rahmen von Interventionen wie Cholezystektomie, transarterieller Chemoembolisation, transjugulärer intrahepatisch portosystemischer Shunt-Anlage beschrieben, aber auch bei systemischen Erkrankungen wie der eosinophilen Granulomatose mit Polyangiitis, dem Antiphospholipid-Syndrom, bei systemischem Lupus erythematodes und bei Leberabszessen [2] [8] .
Eine Pfortaderthrombose (PVT) tritt bei Patienten mit Leberzirrhose, myeloproliferativen Erkrankungen oder Gerinnungsstörungen wie Faktor-V-Leiden-Mutation, Faktor II-Mutation Antithrombin III-Mangel Protein-C- oder -S-Mangel auf [9]. Sie kann auch im Rahmen einer malignen Erkrankung, wie beispielsweise bei primären oder sekundären malignen Lebertumoren – zum Beispiel einem hepatozellulären Karzinom (HCC) oder Lebermetastasen – vorkommen [2] [9].
Die CEUS ermöglicht eine sichere Unterscheidung zwischen einer dualen Perfusionsstörung (Leberinfarkt), einer alleinigen arteriellen und einer alleinigen venösen Perfusionsstörung ([Abb. 3]A–C). Ein fehlendes Enhancement des Leberparenchyms während der gesamten Untersuchung deutet auf eine duale Perfusionsstörung (Leberinfarkt) hin. Ein isoliert fehlendes Enhancement des Leberparenchyms während der arteriellen Phase [10] (ca. 10–20 Sekunden nach der Verabreichung des Kontrastmittels bis ca. 30–45 Sekunden) weist auf eine arterielle Perfusionsstörung hin. Ein isoliert fehlendes Enhancement der Pfortader oder ihrer Äste während der gesamten Untersuchung deutet auf einen Thrombus im portalvenösen Gefäßsystem hin. Darüber hinaus ist die CEUS hilfreich zur Unterscheidung eines Tumorthrombus von einem Abscheidungsthrombus im portalvenösen Gefäßsystem ([Abb. 3]C und 3D) [2] [11].
Eine Obstruktion der großen abfließenden Lebervenen wird als Budd-Chiari-Syndrom (BCS) bezeichnet [2]. Die Obstruktion kann partiell oder komplett sein, und primär oder sekundär bedingt sein. Sie führt zu einem sekundären Anstieg des Sinusoidaldrucks, einer portalen Hypertension und Abnahme der Pfortaderperfusion [2] [12]. Primäre Thrombosen in den Lebervenen können durch eine Thrombophilie bedingt sein, wobei hier Krankheitsbilder wie Faktor-V-Leiden-Mutation, Antithrombin III-Mangel Protein-C- oder -S-Mangel oder erworbene Krankheiten, darunter vor allem myeloproliferative Störungen in Frage kommen [2] [12]. Ein sekundäres Budd-Chiari-Syndrom kann durch Kompression von benachbarten Strukturen oder durch Tumorinvasion entstehen [12].
Beim kompletten oder partiellen Budd-Chiari-Syndrom kann die Thrombose in den großen Lebervenen als Abscheidungsthrombus oder Tumorthrombose mit Hilfe der CEUS differenziert werden ([Abb. 4]A und B). Des Weiteren weisen erste kasuistische Arbeiten darauf hin, dass bei einer Venenverschlusskrankeit kleinster Lebervenen (VOD) im Rahmen von allogener Knochenmarkstransplantation es zu einer Verminderung des parenchymalen Enhancements kommen kann [13] ([Abb. 4]C).
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CEUS-gesteuerte Interventionen fokaler Leberraumforderungen
Die CEUS kann zur Unterstützung der Diagnose und besseren Visualisierung des Punktionsziels vor der Intervention, zur Steuerung während der Intervention oder zur Bestätigung des Ergebnisses nach dem Eingriff verwendet werden [6]. Es wurde beschrieben, dass die CEUS-gesteuerte Biopsie bei Leberläsionen die Treffsicherheit im Vergleich zur nicht CEUS-gesteuerten US-Biopsie um bis zu 10 % erhöht [3] [14]. Die CEUS ermöglicht aufgrund des strikt intravaskulären Verweilens eine sichere Unterscheidung zwischen vitalem und avitalem Tumorgewebe und erhöht dadurch die Erfolgsrate bei Punktionen von Leberherden ([Abb. 5]A) [15]. Die Punktion im CEUS-Modus kann weiterhin bei fokalen Läsionen in der Leber eingesetzt werden, welche im B-US nicht eindeutig darstellbar sind ([Abb. 5]B) [15] [16]. Bei der Anlage einer Katheterdrainage in einen Leberabszess kann die CEUS mit extravasaler Applikation des Kontrastmittels über die Drainage zur Lagekontrolle des Katheters verwendet werden ([Abb. 5]C) [17].
Im postinterventionellen Prozedere kann die CEUS zum Nachweis/Ausschluss postinterventioneller Komplikationen wie Blutung ([Abb. 6]A), arteriovenöser Fistel, Erfolgskontrolle einer Radiofrequenzablation ([Abb. 6]B) oder einer transarteriellen Chemoembolisation (TACE) verwendet werden ([Abb. 6]C) [6] [18].
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Limitationen
Im Gegensatz zur CT und MR zeichnet sich die CEUS grundsätzlich als eine Untersuchungsmethode aus, die stark vom Untersucher abhängig ist. Daher schwankt der diagnostische Wert je nach Erfahrung und Kompetenz des Untersuchers. In der CEUS, ähnlich wie im B-US, können bei schlecht schallbaren Patienten tief gelegene Bereiche aufgrund starker Schallabsorption und Bereiche im Leberzwerchfelldom aufgrund von Luftüberlagerung gelegentlich nicht visualisiert werden.
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Schlussfolgerung
Die Implementierung der CEUS in der klinischen Praxis hat neue Horizonte in der Diagnose vaskulärer Leberpathologien eröffnet und kann die Diagnose einer Vielzahl vaskulärer Lebererkrankungen unterstützen [2]. Unter Berücksichtigung der primären Anwendung von Ultraschall bei Lebererkrankungen ermöglicht die CEUS, welche schnell, ohne Strahlenbelastung und direkt am Patientenbett durchgeführt werden kann, eine rasche Diagnose und Behandlung [2] [6]. Die CEUS erlaubt eine präzise Visualisierung von Makro- wie Mikrogefäßen sowie der luminalen Integrität der Drainagen in Echtzeit [6]. Die Fortschritte in der CEUS-Technologie haben die kontrastmittelverstärkte Sonografie zu einem unverzichtbaren Instrument bei sonografischen Interventionen gemacht, um die Intervention zu leiten, Komplikationen zu erkennen und die Ergebnisse nach der Intervention zu bewerten [6].
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References
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Correspondence
Publication History
Received: 20 December 2023
Accepted after revision: 13 February 2024
Article published online:
18 April 2024
© 2024. The Author(s). This is an open access article published by Thieme under the terms of the Creative Commons Attribution-NonDerivative-NonCommercial-License, permitting copying and reproduction so long as the original work is given appropriate credit. Contents may not be used for commercial purposes, or adapted, remixed, transformed or built upon. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/).
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
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References
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