Reisemedizin up2date 2024; 01(04): 315-332
DOI: 10.1055/a-2276-5929
Prävention

Impfungen gegen das Respiratorische Synzytial-Virus

Annika Glock
,
Micha Banz
,
Mathias W. Pletz

Das RSV (respiratorisches Synzytialvirus) stellt weltweit eine bedeutende Ursache für Atemwegsinfektionen bei Säuglingen, Kleinkindern sowie älteren Erwachsenen oder Immunsupprimierten dar. Nach einer Infektion besteht keine lebenslange Immunität. Da bis vor Kurzem eine aktive Immunisierung zum Schutz vor RSV nicht möglich war, wecken die im Jahr 2023 zugelassenen Impfstoffe neue Hoffnung auf eine wirksame Prävention gegen die Infektion mit RSV.

Kernaussagen
  • Das RSV ist ein weltweit verbreiteter Auslöser von Erkrankungen der unteren Atemwege. Er kann nicht nur in der pädiatrischen Altersgruppe, sondern auch bei immunsupprimierten, vorerkrankten oder älteren Erwachsenen schwere Krankheitsverläufe mit Lungenschädigung und -versagen, bakterieller Superinfektion, kardiovaskulären Komplikationen und in der Folge Hospitalisierung und Tod verursachen.

  • In Deutschland existiert derzeit keine zugelassene kausale antivirale Therapie, eine Infektion kann nur symptomatisch behandelt werden. Vor diesem Hintergrund sind allgemeine Hygienemaßnahmen und eine wirksame Prophylaxe bei Risikogruppen von besonderer Relevanz.

  • Da nach der Geburt kein vollständiger Nestschutz gegen das RSV besteht, können Neugeborene mit den monoklonalen Antikörpern Nirsevimab und Palivizumab kurz vor Beginn der Saison passiv immunisiert werden. Die STIKO empfiehlt die Anwendung von Nirsevimab bei allen Neugeborenen und Säuglingen, unabhängig von vorliegenden Risikofaktoren.

  • Ältere Erwachsene können mit den zugelassenen Impfstoffen aktiv immunisiert werden. Die einmalige Impfung mit einem proteinbasierten RSV-Impfstoff ist eine von der STIKO empfohlene Standardimpfung für Personen ab 75 Jahren. Personen mit schweren Grunderkrankungen bzw. Bewohner von Pflegeeinrichtungen sollten ab einem Alter von 60 Jahren gegen RSV geimpft werden.

  • Infolge der maternalen Impfung im letzten Trimester der Schwangerschaft werden die in der Mutter gebildeten Antikörper über die Plazenta auf das Kind übertragen. So können Neugeborene direkt nach der Geburt insbesondere vor schweren Verlaufsformen geschützt werden. Eine STIKO-Empfehlung für die Impfung in der Schwangerschaft liegt derzeit aufgrund einer unzureichenden Datenlage noch nicht vor.



Publication History

Article published online:
05 November 2024

© 2024. Thieme. All rights reserved.

CRM Centrum für Reisemedizin GmbH
Burgunderstraße 31, 40549 Düsseldorf, Germany