Einleitung
Aussagekräftige Abbildungen spielen eine zentrale Rolle in radiologischen Publikationen,
indem sie komplexe Inhalte anschaulich vermitteln und so deren Nachvollziehbarkeit
erleichtern [1]
[2]
[3]
[4].
Das Zusammenspiel der einzelnen Abbildungen spinnt den „roten Faden“ einer Publikation und führt die Leserschaft in einem konsistenten und leicht nachvollziehbaren
Format durch die Beantwortung der wissenschaftlichen Fragestellung. Die sorgfältige
Koordination („Beweiskette“) und Gestaltung der einzelnen Abbildungen sind entscheidend, um die zentrale Hypothese
der Publikation überzeugend zu belegen.
Eine suboptimale Gestaltung und Koordination der Abbildungen können dazu führen, dass
wissenschaftliche Daten missverstanden werden und/oder eine Publikation nicht zur
Veröffentlichung angenommen wird [5]. Abbildungen sind neben dem Abstract für die Gutachtenden entscheidend bei der Beurteilung
einer Publikation. Sie offenbaren auf einen Blick, ob bei ihrer Gestaltung Sorgfalt
aufgebracht wurde. Sorgfältig gestaltete Abbildungen, welche die erhobenen Daten klar
und unverzerrt abbilden, lassen vermuten, dass auch bei der der Durchführung der eigentlichen
Studie Sorgfalt aufgebracht wurde. Diese Erkenntnis beeinflusst bewusst oder unbewusst
den Entscheidungsprozess. Daher sind eine optimale Koordination und Gestaltung der
Abbildungen ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Veröffentlichung.
Die vorliegende Arbeit erläutert die Funktion und Struktur unterschiedlicher Abbildungsformen
und bietet eine Anleitung für die Erstellung aussagekräftiger Abbildungen in radiologischen
Publikationen.
Stärken und Schwächen unterschiedlicher Formen der Datenpräsentation
Stärken und Schwächen unterschiedlicher Formen der Datenpräsentation
Die wissenschaftlichen Ergebnisse radiologischer Studien können in unterschiedlicher
Form präsentiert werden. Inhalt und Gestaltung der ausgewählten Abbildungen spielen
eine zentrale Rolle, da sie die Grundlage des Ergebnisteils der Publikation bilden
[5].
Unterschiedliche Abbildungsformen weisen spezifische Stärken und Schwächen auf ([Tab. 1]) [4]. Die Kenntnis dieser Stärken und Schwächen ist entscheidend, um die aussagekräftigste
Abbildungsform auszuwählen und so die wissenschaftlichen Ergebnisse optimal zu kommunizieren.
Tab. 1 Stärken und Schwächen unterschiedlicher Formen der Datenpräsentation.
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Text
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Tabelle
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Graph
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Schemazeichnung
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Bildbefund
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Die ‚+‘-Zeichen dienen als relative Skala von ‚+‘ (schwach) bis ‚++++‘ (stark). Adaptiert
nach F.L. Rosenfeldt et al. Heart Lung Circ 2000; 9: 82–87
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Inhalt
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+++
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++++
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++
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+
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+
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Präzision
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+++
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+++
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++
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+
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++
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Wirkung
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+
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++
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++++
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+++
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+++
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Interesse
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+
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++
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+++
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++++
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++++
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Ergebnisse können grundsätzlich in Form von Textaussagen, Tabellen, Graphen, Schemazeichnungen
oder radiologischen Bildbefunden präsentiert werden [5].
Die Textform erlaubt eine hohe Präzision und inhaltliche Dichte, hat jedoch die geringste
visuelle Wirkung und erzeugt am wenigsten Interesse.
Tabellen bieten sich an, um umfangreiche Daten in einer präzisen, übersichtlichen
Form zu organisieren. Sie haben eine etwas stärkere visuelle Wirkung als reiner Text.
Graphen ermöglichen die klare und anschauliche Visualisierung von Daten. Sie verdeutlichen
am besten Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Parametern und wecken durch ihre
starke visuelle Wirkung das Interesse der Leserschaft. Im Vergleich zu Tabellen haben
Graphen eine geringere Präzision, da beispielsweise exakte numerische Werte nicht
aus einem Kurvendiagramm ablesbar sind.
Schemazeichnungen und radiologische Bildbefunde haben die stärkste visuelle Wirkung
und erzeugen dadurch das größte Interesse der Leserschaft [4].
Die gezielte Kombination der unterschiedlichen Abbildungsformen ermöglicht es, das
Interesse der Leserschaft (Graphen, Schemata, Bildbefunde) zu wecken und gleichzeitig
die erforderliche hohe Präzision (Textform, Tabellen) zu gewährleisten.
Zusammenfassend trägt die gezielte Kombination der unterschiedlichen Abbildungsformen maßgeblich
zur effektiven und präzisen Vermittlung der Forschungsergebnisse bei.
Optimale Präsentation radiologischer Bildbefunde
Optimale Präsentation radiologischer Bildbefunde
Radiologische Bildbefunde wie Röntgen-, CT- oder MRT-Bilder sind naturgemäß essenzieller
Bestandteil wissenschaftlicher radiologischer Publikationen [2]
[3]
[5].
Die sorgfältige und repräsentative Auswahl der Bildbefunde ist Voraussetzung, um von
den auf ihnen basierenden wissenschaftlichen Ergebnissen der Studie zu überzeugen.
Eine hervorragende Bildqualität ist hierfür unabdingbar. Dazu gehören eine hohe Auflösung
und ein gutes Kontrastverhältnis. In der Regel geben die Verlage genaue Richtlinien
für die minimale/maximale Auflösung und das Dateiformat vor. Bei Fortschr Röntgenstr werden für Farb- und Schwarzweißabbildungen 300 dpi vorausgesetzt, für Illustrationen
mindestens 600 dpi [6]. Es empfiehlt sich, für alle Abbildungen dieselbe Auflösung zu wählen. Beschriftungen,
die eine Identifizierung der Probanden oder Patientinnen ermöglichen könnten, müssen
entfernt werden.
Helligkeit und Kontrast des Bildes sollten bereits vor dem Export aus dem PACS so
angepasst werden, dass der Hauptbefund optimal zur Darstellung kommt. Nachträgliche
Bildbearbeitungen sind zu vermeiden. Der relevante Bildbefund sollte durch allseitiges
Zuschneiden vergrößert und idealerweise in den Mittelpunkt des Bildes gerückt werden
[7].
Annotationen innerhalb der Abbildungen sollten mit serifenlosen Schriften wie z.B.
Arial in Fettdruck vorgenommen werden, um die Lesbarkeit zu optimieren [7]
[8]. Dabei ist darauf zu achten, eine schwarze Schrift vor einem weißen Hintergrund
bzw. umgekehrt zu wählen. Um die Lesbarkeit weiter zu verbessern, empfiehlt sich insbesondere
vor Hintergründen mit inhomogener Helligkeit die kontrastreiche Umrandung der Buchstaben
(weiß an schwarz oder umgekehrt) [9].
Pfeile sind hilfreich, um auf Befunde hinzuweisen [10]. Sogenannte Pfeilspitzen sollten nur wenn nötig eingesetzt werden. Sie müssen eindeutig
auf den Befund zeigen, weshalb gleichseitige Dreiecke zu vermeiden sind [11]. Auch diese Markierungen sollten ausreichend groß sein und sich kontrastreich vom
Hintergrund abheben. Markierungen sollten bis an den Befund heranreichen, diesen jedoch
nicht überdecken.
[Abb. 1] illustriert diese Aspekte durch den Vergleich eines suboptimal präsentierten radiologischen
Bildbefundes mit einer optimalen Darstellung.
Abb. 1
Vergleich einer suboptimalen mit einer optimalen Präsentation eines radiologischen
Bildbefundes. a Suboptimale Präsentation des Hauptbefundes, in diesem Fall eines Bronchialkarzinoms.
Das Bild wurde nicht allseits zugeschnitten, wodurch der Hauptbefund klein zur Darstellung
kommt. Die Panel-Beschriftung „A“ ist ebenfalls zu klein und durch die verwendete
weiße Serifenschrift auf weißem Hintergrund schwer lesbar. Der Pfeil ist zu dünn und
durch die weiße Farbe auf dem weißen Hintergrund nur schwer abgrenzbar. Darüber hinaus
überdeckt der Pfeil den Hauptbefund, dies gilt es zu vermeiden. b Optimale Präsentation desselben Befundes. Das Bild wurde allseits zugeschnitten,
um den relevanten Bildbefund zu vergrößern und in den Fokus zu rücken, idealerweise
in das Zentrum des gewählten Bildausschnitts. Die Lesbarkeit der Panel-Beschriftung
„A“ wird durch eine serifenlose und fette Schriftart verbessert, die idealerweise
eine kontrastreiche Umrandung aufweist (weiß an schwarz oder umgekehrt, abhängig von
der Helligkeit des Hintergrunds). Die Umrandung der Buchstaben bietet sich besonders
bei Hintergründen mit inhomogener Helligkeit an. Der Pfeil ist breit, ebenfalls umrandet
und reicht bis direkt an den Hauptbefund heran, jedoch ohne diesen zu überdecken.
Bei der Koordination aller Abbildungen der Publikation sind einheitliche Beschriftungen
und Markierungen wichtig, um eine klare Bildsprache zu gewährleisten. Visuelle Konsistenz
wird durch eine uniforme Schriftart und -größe erreicht. Daher sollte im Vorfeld bedacht
werden, ob eine Abbildung im finalen Druck nur eine Spalten- oder eine ganze Seitenbreite
einnehmen wird.
Im Fließtext des Manuskripts sind alle Tabellen und Abbildungen jeweils in numerischer
Reihenfolge zu referenzieren. Dabei werden Inhalt und Aussage jeder Tabelle und Abbildung
kurz erläutert. Im Fließtext wird nicht der gesamte Inhalt der Abbildungslegenden
wiederholt, sondern werden nur die relevantesten Ergebnisse hervorgehoben. Die in
den Abbildungen visualisierten Informationen sollen die im Haupttext gemachten Aussagen
untermauern [3].
Zusammenfassend gewährleisten die sorgfältige Auswahl des Bildbefundes, eine hohe Qualität des Bildmaterials
sowie konsistente Beschriftungen eine klare und effektive Kommunikation der demonstrierten
radiologischen Befunde.
Aussagekräftige Abbildungslegenden
Aussagekräftige Abbildungslegenden
Zu jeder guten wissenschaftlichen Abbildung gehört eine aussagekräftige Abbildungslegende
[3]. Jede einzelne Abbildung muss zusammen mit ihrer Legende für sich allein stehen
können und ohne Lektüre des Haupttextes verständlich sein [5].
Die Abbildungslegende sollte mit einem resümierenden Satz beginnen, den wir als „Titelsatz“ bezeichnen. Dieser fasst den Inhalt oder die Aussage der Abbildung zusammen, um der Leserschaft
ein einfaches Erfassen der Abbildung zu ermöglichen.
Im Falle radiologischer Bildbefunde folgen obligatorische Informationen zur Bildgebungstechnik
([Abb. 2]) [3]:
Abb. 2
Essenzielle Bestandteile einer optimalen Abbildungslegende für einen radiologischen
Bildbefund. Eine optimale Abbildungslegende sollte mit einem prägnanten „Titelsatz“ beginnen,
der den Inhalt oder die Aussage der Abbildung zusammenfasst (rot). Dies ermöglicht es der Leserschaft, den Inhalt der Abbildung sofort zu erfassen.
Die Lesbarkeit wird verbessert, indem dieser erste Satz fett formatiert wird. Es folgen
obligatorische Informationen zur Technik und zum Patienten bzw. zur Patientin. Dazu
gehören Angaben zu Kontrastverstärkung (gelb), Schichtführung (blau) und zur Bildgebungstechnik (lila). Darüber hinaus ist die Angabe des Alters und Geschlechts (orange) sowie der Diagnose (grün) der untersuchten Person obligatorisch. Außerdem wird die Bedeutung eingefügter Bildelemente
(Pfeil) erläutert. Wie in [Abb. 1] beschrieben, wurde das vorliegende Bild allseits zugeschnitten, um den relevanten
Befund zu vergrößern und in den Fokus zu rücken. Der Pfeil wurde kontrastreich umrandet
und reicht bis direkt an den Befund heran, jedoch ohne diesen zu verdecken.
-
Art der Bildgebungstechnik: konventionelles Röntgen, CT, MRT etc.
-
Einsatz von Kontrastmittel: ja/nein, eingesetztes Kontrastmittel
-
Schichtführung: axial/koronal/sagittal
-
MRT: Angabe der Sequenztechnik
-
CT: Angabe der Fenstereinstellung (ggf. Angabe Hounsfield-Einheiten)
-
PET/CT: Angabe des Tracers (z.B. [18F] FDG)
Es folgen obligatorische Angaben zu Patient oder Patientin:
-
Alter
-
Geschlecht
-
Diagnose der Erkrankung
Die Bedeutung eingefügter Bildelemente (Pfeile etc.) wird in der Abbildungslegende
erläutert. Die Erläuterung eines hervorgehobenen Befunds kann die Kernaussage des
Titelsatzes unterstreichen und so die Legende mit einem konklusiven Statement abschließen
(„Note the XY [arrow]“).
Zusammenfassend sollten Abbildungslegenden mit einem prägnanten „Titelsatz“ beginnen. Radiologische Bildbefunde sollten alle Informationen zur Bildgebungstechnik
sowie zur Klinik enthalten. Grundsätzlich soll jede Abbildung zusammen mit ihrer Legende
für sich selbst stehen können.
Das „Figure-Drehbuch“ als roter Faden
Das „Figure-Drehbuch“ als roter Faden
Die sorgfältige Koordination und Abstimmung der einzelnen Abbildungen verleihen der
gesamten Publikation einen „roten Faden“. Die gezielte Koordination der einzelnen Abbildungen bildet die Beweiskette, welche die zentrale Hypothese der Publikation belegt. Hierbei ist es wichtig, die
Abbildungen aufeinander aufzubauen und so die einzelnen Abschnitte schlüssig miteinander
zu verbinden. Dadurch entsteht ein einheitliches Ensemble, welches die „Geschichte“ des gesamten Manuskripts erzählt [9]
[12].
Wir empfehlen die Erstellung eines von uns so genannten „Figure-Drehbuchs“ vor Beginn der detaillierten Ausarbeitung der Abbildungen. Dieses dient als konkrete
Diskussionsgrundlage für die Herausarbeitung eines roten Fadens. Praktisch besteht das Figure-Drehbuch aus einem Text-Dokument, in das zunächst vorläufige
Abbildungen und Tabellen eingefügt werden. Für jede dieser Abbildungen wird zuerst
der „Titelsatz“ (siehe oben) der Abbildungslegende formuliert, welcher die Aussage der Abbildung
prägnant zusammenfasst. Das Figure-Drehbuch bildet so die wissenschaftliche Beweiskette
und verbindet das bereits formulierte Ziel der Studie mit ihrer vorläufigen Schlussfolgerung.
Im Zuge der Manuskripterstellung wird das Figure-Drehbuch iterativ überarbeitet, bis
sich ein klarer roter Faden herausbildet. Wir empfehlen, anhand des Figure-Drehbuchs
den Ergebnissteil des Manuskripts zu verfassen [13].
Im Verlauf der Überarbeitungen entsteht ein Text-Dokument, welches die finalen Abbildungen
inklusive der Abbildungslegenden enthält. Wir empfehlen, bis zur finalen Einreichung
des Manuskripts mit diesem „Drehbuch-Dokument“ sowie einem „Haupttext-Dokument“ zu arbeiten. Beide Dokumente in Kombination ermöglichen eine Seit-an-Seit-Bearbeitung
von Abbildungen, Legenden und Haupttext.
Weiterhin empfehlen wir, das finale Figure-Drehbuch in Papierform auszudrucken, um
die Abbildungen hinsichtlich der zu erwartenden Druckdarstellung zu überprüfen. Die
eingefügten Abbildungen sollten hierbei auf die erwartete Druckgröße (Spalten- oder
Seitenbreite) skaliert werden. Jede Abbildung bekommt eine eigene Seite im Text-Dokument.
Die Legende wird darunter gesetzt, idealerweise formatiert als „Times New Roman“,
12pt [14]. Als Faustregel gilt bei der Überprüfung des Ausdrucks, dass die Beschriftungen
innerhalb der Abbildungen etwa die gleiche Größe haben sollten wie die Schrift der
Abbildungslegende darunter.
Inhaltlich gibt das Figure-Drehbuch den erzählerischen Rahmen des Manuskripts vor.
Die aufeinander abgestimmten und aufbauenden Abbildungsformen des Figure-Drehbuchs
sind in [Abb. 3] illustriert.
Abb. 3
Schematische Darstellung des „Figure-Drehbuchs“
. Die Abbildungen einer Publikation vermitteln mit ihrem Inhalt und ihrer Reihenfolge
den roten Faden der Studie und bilden so das „Figure-Drehbuch“. a Die erste Abbildung dient der Visualisierung des Studiendesigns mit den Einschluss-
und Ausschlusskriterien. b Die zweite Abbildung illustriert die Messmethoden und die Auswertungsstrategie. c Die dritte Abbildung dient der grafischen Präsentation der wichtigsten Ergebnisse,
um die Schlüsselerkenntnisse wirkungsvoll zu vermitteln. d Tabellen dienen der präzisen und übersichtlichen Präsentation aller Ergebnisse. e Die letzte Abbildung ist eine „Highlight-Figure“, welche die klinische Relevanz der Studie besonders hervorhebt.
Für radiologische Originalarbeiten bietet sich folgende Organisation an:
-
Schematische Visualisierung des Studiendesigns bzw. des Versuchsaufbaus
-
Illustration von Messmethoden und Auswertungsstrategien
-
Grafische Darstellung der wichtigsten Ergebnisse
-
Tabellarische Zusammenfassung aller Ergebnisse
-
„Highlight-Figure“ zur Hervorhebung der klinischen Relevanz der Studie
Dieses Schema dient als organisatorische Richtschnur und lässt sich selbstverständlich
an das individuelle Manuskript anpassen. Bei Bedarf können Punkte mehrfach vorkommen
oder ausgelassen werden.
Zusammenfassend bildet das „Figure-Drehbuch“ den organisatorischen Rahmen für die koordinierte und aufeinander abgestimmte Präsentation
der Abbildungen in wissenschaftlichen Publikationen.
Die erste Abbildung: Visuelle Darstellung der Studie oder des Experiments
Die erste Abbildung: Visuelle Darstellung der Studie oder des Experiments
Als erste Abbildung einer Publikation bieten sich Schemazeichnungen und Illustrationen an.
Diese dienen dazu, komplexe Studien oder Versuchsaufbauten intuitiv und übersichtlich
zu vermitteln ([Abb. 4]) [15].
Abb. 4
Visuelle Darstellung eines Untersuchungsablaufs. Die erste Abbildung der Publikation dient dazu, selbst komplexe Studien oder Versuchsaufbauten
auf einen Blick nachvollziehbar darzustellen a Das Studiendesign klinischer Studien wird mit allen Ein- und Ausschlusskriterien dargestellt, um die
Studiengruppen genau zu charakterisieren und so die Reproduzierbarkeit der Studie
zu gewährleisten. b Der Versuchsaufbau experimenteller Studien wird als Schemazeichnung illustriert und ermöglicht so die
visuelle Darstellung unterschiedlicher Komponenten und ihrer Anordnung sowie der zeitlichen
Abläufe.
Der Vorteil schematischer Darstellungen besteht darin, dass verschiedene Komponenten
und ihre Anordnung sowie der zeitliche Verlauf illustriert werden können. Zudem ermöglichen
sie die Hervorhebung entscheidender Aspekte, indem unwichtige Komponenten ausgelassen
und relevante Komponenten größer dargestellt werden [9]. Im Idealfall benötigt eine gute Visualisierung im Vergleich zu reinem Text weniger
Platz, um die gleiche Menge an Informationen zu vermitteln [15].
Zu den Qualitätsmerkmalen guter Schemazeichnungen und Illustrationen gehört eine konsistente
Bildsprache: Wird beispielsweise ein bestimmtes Verfahren mehrmals dargestellt, sollte
dafür innerhalb der Abbildung sowie in späteren Abbildungen stets dasselbe Symbol
und/oder dieselbe Farbe verwendet werden.
Zusammenfassend dienen Schemazeichnungen und Illustrationen dazu, komplexe Studiendesigns intuitiv
und mit einer hohen inhaltlichen Dichte zu vermitteln.
Die zweite Abbildung: Illustration der Messmethoden und Auswertungsstrategien
Die zweite Abbildung: Illustration der Messmethoden und Auswertungsstrategien
Die zweite Abbildung der Publikation dient dazu, die im Rahmen der Studie durchgeführten Messungen
und Analysen für die Leserschaft nachvollziehbar zu machen ([Abb. 5]). Exemplarische radiologische Bildbefunde eignen sich besonders, um einen exakten
und authentischen Eindruck des generierten Bildmaterials sowie der Auswertungsstrategie
zu vermitteln.
Abb. 5
Illustration der Messmethoden und der Auswertungsstrategie. Die zweite Abbildung der Publikation illustriert die Messmethoden und die Auswertungsstrategie.
In unserem Bildbeispiel veranschaulicht die Platzierung der regions of interest (ROIs), wie die Signalintensitätswerte des gesunden Lebergewebes (ROI: 1) und der
Metastasen (ROI: 2) erhoben wurden. Auf diesen Werten basieren die statistischen Analysen
und Ergebnisse sowie letztendlich die Schlussfolgerungen der gesamten Studie. Im Bildbeispiel
sind die ROIs zur verbesserten Abgrenzung kontrastreich gestaltet (weiß an schwarz
bzw. umgekehrt sowie zusätzlich gestrichelt) und eindeutig beschriftet. Exemplarisch
dargestellt ist die ROI-Platzierung in einer MRT-Kontrastmittelstudie zur Detektion
hepatischer Metastasen.
Die Auswertungsstrategie kann beispielsweise durch die Einzeichnung von Lokalisation
und Größe der analysierten regions of interest (ROIs) in den ausgewählten Bildbeispielen illustriert werden. Die demonstrierten
Auswertungsstrategien sind die Grundlage der später präsentierten Ergebnisse. Diese
„Datenquellen“ sollten daher überzeugend präsentiert werden, um die Ergebnisse und die daraus gezogenen
Schlussfolgerungen als „Fundament“ zu untermauern.
Die Visualisierung der Auswertungsstrategie ist zudem Voraussetzung für einen zentralen
Aspekt guter wissenschaftlicher Praxis: Sie gewährleistet eine zukünftige Reproduzierbarkeit
der durchgeführten Untersuchungen.
Zusammengefasst unterstützt die sorgfältige Illustration der Messmethoden und der Auswertungsstrategie
das Verständnis und die Belastbarkeit der nachfolgend präsentierten Analysen.
Die dritte Abbildung: Grafische Darstellung der wichtigsten Ergebnisse
Die dritte Abbildung: Grafische Darstellung der wichtigsten Ergebnisse
Die dritte Abbildung der Publikation dient der Präsentation der wichtigsten Ergebnisse der Studie
in grafischer Form, um die Schlüsselerkenntnisse effektiv zu vermitteln [9].
Für eine klare Übermittlung der Daten ist es essentiell, die grafisch visualisierten
Informationen auf das notwendige Minimum zu reduzieren [9]. Nur dann ist der Inhalt der Graphen leicht zu erfassen und einprägsam. Die Leserschaft
kann so selbst intuitiv Muster und Trends erkennen und interpretieren. Nicht grafisch
visualisierte Daten sollten vollständig in den Supplements oder z.B. in Tabellen wiedergegeben
werden, um eine optimale Transparenz und Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten.
Bei der Gestaltung der Graphen sollten Beschriftungen, Farben, Hilfslinien und Skalenstriche
bewusst und sparsam eingesetzt werden. Auf ein inhaltlich sinnvolles Minimum reduzierte
grafische Elemente lenken den Blick auf die eigentlichen Daten [12].
Weiterhin ist die Auswahl des verwendeten Graphen zentral für die nachvollziehbare
und aussagekräftige Visualisierung der erhobenen Daten. Richtlinien zur grafischen
Darstellung wissenschaftlicher Daten fordern dazu auf, neben den Mittelwerten auch
die einzelnen Datenpunkte sowie die Verteilung der Messwerte darzustellen [16]
[17]
[18]. Konkret bedeutet dies, dass simple Balkendiagramme für die Präsentation kontinuierlicher
biomedizinischer Daten nicht ausreichen. Stattdessen werden Boxplots und Streudiagramme
empfohlen, welche die Daten umfassend abbilden [17]
[19].
Auf den Einsatz roter und grüner Farben zur Differenzierung der Daten sollte verzichtet
werden, um Graphen für Menschen mit Farbsehschwäche barrierefrei zu gestalten [20]
[21].
Der Vergleich einer suboptimalen mit einer optimalen grafischen Präsentation ist in
[Abb. 6] illustriert.
Abb. 6
Vergleich suboptimaler und optimaler grafischer Präsentationen. Die dritte Abbildung der Publikation präsentiert die wichtigsten Ergebnisse grafisch, um effektiv
die Schlüsselerkenntnisse zu vermitteln. a
Suboptimale Ergebnispräsentation. Balkendiagramme sind suboptimal, da aus ihnen Lagemaße und
Streuung nicht ersichtlich sind. Im Bildbeispiel ist die Y-Achse unten abgeschnitten,
wodurch ein größerer Unterschied zwischen beiden Gruppen suggeriert wird. Darüber
hinaus ist die Y-Achse oben zu lang, wodurch die Balken klein zur Darstellung kommen.
Die Beschriftung der Y-Achse hat zu viele Nachkommastellen und die fette Schrift lenkt
vom Inhalt ab. Die Farben der Balken sind nicht barrierefrei. Die Signifikanzangabe
(Sterne) ist missverständlich. b
Optimierte Präsentation der gleichen Daten wie in a. Boxplots erlauben die visuelle Darstellung
relevanter statistischer Kenngrößen wie Lagemaße (hier Median, horizontaler Strich),
Quartile (Box) sowie des Konfidenzintervalls (Whisker). Ausreißer (Kreise) sind eindeutig
identifizierbar. Die Achsen sind übersichtlich beschriftet. Die Y-Achse beginnt unten
bei Null und endet oben angepasst an die maximalen Werte der Daten, um die relevanten
Graphen unverzerrt und möglichst groß zu präsentieren. Die Boxplots sind hell bzw.
dunkel darstellt, um eine bessere Unterscheidbarkeit auch für Menschen mit Farbsehschwäche
zu ermöglichen. Das Signifikanzniveau ist unmissverständlich als konkreter p-Wert
angegeben.
Zusammenfassend dienen Graphen dazu, die wichtigsten Studienergebnisse ansprechend und wirkungsvoll
zu vermitteln. Hierbei sind eine sorgfältige Auswahl der präsentierten Daten und eine
klare Gestaltung der Graphen essenziell. Alle nicht visualisierten Daten sollte in
Tabellen oder den Supplements einsehbar sein.
Tabellen: Übersicht aller Messwerte
Tabellen: Übersicht aller Messwerte
Tabellen eignen sich, um übersichtlich und präzise alle erhobenen Daten zu präsentieren.
Durch die umfassende und präzise Darstellung aller erhobenen Parameter ermöglichen
sie der Leserschaft die selbstständige kritische Analyse der Ergebnisse und ggf. weitere
Berechnungen (beispielsweise Fallzahlplanung für zukünftige Studien).
Jede Tabelle besteht aus drei Elementen; dem Titel, der eigentlichen Tabelle und der
Legende. Deren genauer Aufbau variiert je nach Vorgaben des ausgewählten Journals.
Als Richtlinie gilt: Der Titel steht über der Tabelle ([Abb. 3]
d) [8]
[22]. Dieser fasst den Inhalt der Tabelle prägnant zusammen, vergleichbar mit dem „Titelsatz“ der Abbildungslegende (siehe oben).
Die eigentliche Tabelle sollte in einem klaren und simplen Format mit sinnvollen Gruppierungen
gestaltet werden. Wir empfehlen, auf senkrechte Linien zu verzichten, da diese die
Lesbarkeit innerhalb einer Reihe stören [7]. Waagerechte Linien werden nur sparsam eingesetzt, um Abschnitte der Tabelle zu
unterscheiden oder Gruppen hervorzuheben [22].
Die Legende steht in der Regel unter der Tabelle. Sie erläutert Tabelleneinträge sofern nötig und definiert Abkürzungen
sowie statistische Signifikanzangaben ([Abb. 3]
d). Die Legende dient dazu, die Daten richtig zu interpretieren, ohne auf zusätzliche
Informationen im Haupttext zurückgreifen zu müssen.
Zusammenfassend ermöglichen Tabellen eine übersichtliche und präzise Präsentation großer Datenmengen.
Eine klare Formatierung und informative Legenden fördern die Verständlichkeit.
Die letzte Abbildung: „Highlight-Figure“
Die letzte Abbildung: „Highlight-Figure“
Als letzte Abbildung einer Publikation bietet sich eine sogenannte „Highlight-Figure“ an. Diese dient dazu, die klinische Relevanz der Studie anhand eines konkreten Falls
hervorzuheben. Hierbei wird beispielsweise herausgearbeitet, wie die neu beforschte
Methode gegenüber einer alten Methode das Management oder das Outcome des Patienten
bzw. der Patientin beeinflusst hat. Auf diese Weise wird die potenzielle praktische
Anwendbarkeit der neuen Methode realitätsnah dargestellt. Der Einsatz einer Highlight-Figure
ist in [Abb. 7] an einem konkreten Beispiel illustriert.
Abb. 7
„Highlight-Figure“ zur Illustration der klinischen Relevanz der Studie. Die letzte Abbildung ist eine „Highlight-Figure“, die an einem konkreten Fall die klinische Relevanz der Studie hervorhebt. Gut geeignet
ist hierfür beispielsweise die direkte Gegenüberstellung der etablierten Methode im
Vergleich zur neu untersuchten Methode. Hierbei wird herausgearbeitet, wie die neue
Methode gegenüber der alten Methode das Management oder das Outcome des Patienten
bzw. der Patientin beeinflusst hat. Im gezeigten MRT-Bildbeispiel wurde eine kleine
Lebermetastase mit der etablieren Methode übersehen (Kontrastmittel A), während sie
durch die neu untersuchte Kombination zweier Kontrastmittel (Kontrastmittel A + B)
einfach zu detektieren war. Die Detektion dieser Metastase hat das interdisziplinäre
Management der betroffenen Patientin beeinflusst und verdeutlicht so die potenzielle
klinische Bedeutung der neuen Methode (adaptiert aus Bannas et al. Eur Radiol 2017;
27(1): 32–40).
Zusammenfassend veranschaulicht die Highlight-Figure die klinische Relevanz der Studie. Darüber hinaus
weckt diese nach einem möglicherweise anstrengenden Studium des Ergebnisteils am Ende
der Lektüre nochmals das Interesse der Leserschaft.
Zusammenfassung
Aussagekräftige Abbildungen spielen insbesondere in der Radiologie eine zentrale Rolle
bei der Publikation wissenschaftlicher Manuskripte. Die richtige Auswahl der Abbildungsformen
anhand ihrer spezifischen Stärken trägt maßgeblich zur Vermittlung der Forschungsergebnisse
bei. Eine hohe Qualität des Bildmaterials und eine sorgfältige Gestaltung der Beschriftungen
und Markierungen gewährleisten eine verständliche Kommunikation.
Das „Figure-Drehbuch“ bildet den organisatorischen Rahmen für die koordinierte und bewusst abgestimmte
Präsentation der Abbildungen und Tabellen. Jede einzelne Abbildung baut als Teil der
wissenschaftlichen Beweiskette auf den vorangehenden Abbildungen auf und übernimmt im Manuskript eine spezifische
Funktion. Auf diese Weise spinnen die Abbildungen einen klaren „roten Faden“, welcher die Leserschaft durch die Beantwortung der wissenschaftlichen Fragestellung
führt.
Die erste Abbildung eines Manuskripts dient der schematischen Visualisierung und intuitiven
Vermittlung des Studiendesigns. Die zweite Abbildung dient der Illustration der Messmethoden und Auswertungsstrategie anhand
exemplarischer radiologischer Bildbefunde. Die dritte Abbildung dient dazu, die wichtigsten Studienergebnisse in grafischer Form wirkungsvoll
und überzeugend zu vermitteln. Tabellen dienen der übersichtlichen und präzisen Präsentation großer Datenmengen. Als letzte Abbildung eines Manuskripts empfehlen wir eine „Highlight-Figure“, welche die klinische Relevanz und den potenziellen „Impact“ der Studie hervorhebt.
Schlussfolgerung
Die sorgfältige Gestaltung und Koordination der Abbildungen einer radiologischen Publikation
sind ein entscheidender Faktor für die eindeutige, inhaltsstarke Kommunikation der
Forschungsergebnisse und die erfolgreiche Veröffentlichung.