ergopraxis 2024; 17(09): 50-51
DOI: 10.1055/a-2325-7182
Rezensionen

Rezensionen

Contributor(s):
Julia Mischner
,
Erina Eppler
,
Martina Wallis

Dissoziative Identitätsstörung – Mehr als eine Schulklasse an Persönlichkeiten in einem Körper

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BONNIE LEBEN
„EINE BONNIE KOMMT NIEMALS ALLEIN – MEINE LEBEN MIT DISSOZIATIVER IDENTITÄTSSTÖRUNG“
HEYNE VERLAG 2024, 256 S., 16,– €
ISBN 978-3-453-60695-1

Am vorliegenden Buch haben 20 Personen mitgeschrieben, die alle in einem Körper wohnen. Gemeinsam nennen sie sich Bonnie Leben oder „die Bonnies“ und sie beschreiben eindrücklich ihre Erfahrungen mit ihrer Dissoziativen Identitätsstörung (DIS), früher als multiple Persönlichkeitsstörung bekannt. Unter den Autor*innen befinden sich Kleinkinder, Teenager, Erwachsene und auch Personen, die älter sind als ihr gemeinsamer Körper.

Die Leser*innen erhalten einen umfassenden Einblick in das Leben der Bonnies – vom Moment, als sie zum ersten Mal von ihrer Diagnose erfuhren, bis zu ihrem heutigen Alltag. Die Emotionen schwanken während des Lesens zwischen Faszination, Rührung, Erschütterung und tiefem Respekt. Man beginnt zu verstehen, wie eine DIS entsteht und wie sie funktioniert. Wobei die Bonnies auch immer wieder betonen, dass sie lediglich aus ihrer Perspektive berichten und keine allgemeingültigen Aussagen für andere Betroffene treffen können.

Ausgangspunkt für die DIS waren schwerschwiegende Traumata, die die Bonnies bereits in frühester Kindheit erlebten. Als Überlebensmechanismus entstand die Identitätsstruktur aus mehreren Personen. Auf das Beschreiben von Details zu den Traumata verzichten die Autor*innen.

Das Buch ist nicht nur für Ergotherapeut*innen interessant, die zum Beispiel im psychiatrischen Kontext mit Menschen mit DIS arbeiten, sondern für alle interessierten Leser*innen. „Allein Offenheit, ein Bewusstsein für die Thematik und weniger Berührungsängste können Leben retten“, schreiben die Bonnies. So tragen sie mit ihrem Buch einen Teil dazu bei, dass das Phänomen der DIS in unserer Gesellschaft präsenter wird und Betroffenen möglicherweise frühzeitiger die richtige Unterstützung angeboten werden kann.

Julia Mischner, Ergotherapeutin MSc, Mitglied der ergopraxis-Redaktion

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Publication History

Article published online:
03 September 2024

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