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DOI: 10.1055/a-2343-6981
Neues aus der Reisemedizin
Ausgewählte Meldungen und aktuelle Entwicklungen
Erste letale Oropouche-Virus-Infektionen
Das Oropouche-Fieber ist eine durch Gnitzen und Stechmücken übertragene Viruserkrankung, die in Süd- und Zentralamerika endemisch ist. Die meisten Fälle treten im Amazonasbecken auf. Seit der Entdeckung des Oropouche-Virus im Jahr 1955 wurden bereits mehr als 500 000 Infektionen nachgewiesen. Aufgrund einer wahrscheinlich hohen Dunkelziffer ist dies jedoch vermutlich nur die Spitze des Eisbergs.
Doch obwohl es damit nach dem Denguefieber die zweithäufigste durch Arthropoden übertragene Viruserkrankung in Südamerika ist, erhielt es bisher relativ wenig Aufmerksamkeit in der Forschung. Daher existiert bis heute weder eine spezifische Behandlung noch ein Impfstoff. Darüber hinaus ist auch das Wissen um seine Epidemiologie und Pathogenese noch sehr lückenhaft.
Ein Grund für die relativ geringe Forschungstätigkeit ist die vermeintliche Harmlosigkeit der Krankheit: Zwar ähneln die Symptome mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen zunächst denen des Dengue- und des Chikungunya-Fiebers. Allerdings ist das Orpopouche-Fieber meist selbstlimitierend und klingt in der Regel nach 2–7 Tagen wieder ab.
Dieses Jahr wurden nun jedoch erstmals durch das Opopouche-Virus verursachte Todesfälle nachgewiesen: Zunächst führte in dem brasilianischen Bundesstaat Pernambuco die Infektion einer Frau in der 30. Schwangerschaftswoche zu dem Tod des Fötus. Ein weiterer Verdachtsfall aus demselben Bundesstaat, der mit einer Fehlgeburt endete, wird derzeit noch untersucht.
Im Juli verstarben dann im benachbarten Bundesstaat Bahia 2 Frauen, beide in ihren 20ern und ohne Vorerkrankungen, an den Folgen einer Infektion mit dem Virus. In beiden Fällen zeigte sich eine rasche Entwicklung vom Auftreten der ersten Symptome bis zum Tod, wobei schwere Gerinnungsstörungen und Leberschädigungen als wahrscheinliche Todesursachen identifiziert wurden. Auch in dem ebenfalls benachbarten Bundesstaat Maranhão sowie in den weiter südlich gelegenen Staaten Santa Catarina und Paraná wird je ein weiterer letaler Verdachtsfall untersucht. Darüber hinaus gab es mindestens 6 zusätzliche Fälle von vertikaler Übertragung, welche zu 2 weiteren Fehl- oder Totgeburten im Bundesstaat Pernambuco sowie 4 Neugeborenen mit Mikroenzephalie in den Bundesstaaten Acre und Pará führten.


Und nicht nur das Image der gutartigen Krankheit gerät dieses Jahr ins Wanken: Hinzu kommt, dass zum einen die Fallzahlen in Brasilien steigen und sich das Virus zum anderen auch in Regionen ausbreitet, in denen es vorher nicht verbreitet war: So wächst beispielsweise das Endemiegebiet in Bolivien. Und Kuba meldete dieses Jahr erstmals überhaupt Opopuche-Infektionen. Der Ausbruch dort führte auch schon zu Importfällen nach Deutschland, Italien, auf das spanische Festland und auf die Kanarischen Inseln sowie in die USA.
Publication History
Article published online:
07 October 2024
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