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DOI: 10.1055/a-2351-8229
Kein anderes Fachgebiet ist so vielseitig wie die Dermatologie
Prof. Dr. med. Ingrid Moll im Gespräch mit Dr. med. Tobias PlazaWarum haben Sie die Dermatologie als Fachgebiet gewählt?
Ursprünglich gab es zwei Gründe: zum einen litt ich selbst als Kind unter einem ziemlich ausgeprägten atopischen Ekzem, sodass mich die Dermatologie schon im Studium interessiert hat. Zudem war mein Vater Unfallchirurg und praktisch Tag und Nacht in der Klinik, sodass ich ein Fachgebiet gesucht habe, wo auch ein Arbeiten in der Praxis mit weniger Nachtdiensten möglich war. Mit den ersten Famulaturen und PJ-Tertialen in der Dermatologie war ich dann immer begeisterter, insbesondere weil es ein Fach ist mit operativer und konservativer Tätigkeit gleichermaßen.
Sind Sie mit Ihrer Wahl zufrieden und warum?
Ich bin sehr zufrieden mit meiner Wahl. Das Fach ist in meinen Augen an Vielseitigkeit im klinischen Alltag nicht zu übertreffen. So sehen wir Männer, Frauen und Kinder aller Altersgruppen mit den verschiedensten konservativen und operativen dermatologischen sowie allergologischen Problemen und der Alltag ist daher sehr abwechlungsreich. Noch dazu können die Krankheitsbilder bis auf wenige Ausnahmen ambulant oder tagesklinisch behandelt werden und Therapieerfolge werden schnell sichtbar. Besonders motivierend finde ich zudem die Entwicklung der vielen neuen immunologischen Therapieoptionen in den letzten 20 Jahren.
Sie haben in Ihrer Karriere viel erreicht. Worauf sind Sie besonders stolz?
Besonders stolz bin ich auf mein Paxisteam, ohne das die PLAZA Kliniken heute nicht das wären, was sie sind. 2007 habe ich mit einer MFA angefangen und heute haben wir knapp 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bieten das ganze Spektrum der Dermatologie und Allergologie an. Außerdem ist mir gute Aus-und Weiterbildung sehr wichtig und ich bin wirklich stolz, dass unser Ruf als Weiterbildungsklinik zwischenzeitlich so groß ist, dass wir lange Wartelisten für Assistenzärzte haben und sehr positive Rückmeldung zur Qualität unserer Ausbildung von Universitätskliniken bekommen, an die unsere Assistenzärzte weiterziehen.
Welcher Fall ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Da fällt mir spontan eine Patientin mit einer sehr diskreten Onychodystrophia mediana canaliformis an, die sich in meiner Sprechstunde vorstellte. Bei diskretem Befund habe ich ihr etwas zur Handpflege mitgegeben und wir hatten vereinbart, den Befund 3 Monate später nochmal zu kontrollieren. 4 Wochen später kam sie erneut mit einem subungualen Tumor am gleichen Finger nach Trauma beim Rudern, der an ein Granuloma pyogenicum erinnerte. Die Biopsie zeigte ein amelanotisches Melanom, Tumordicke war damals über 5 mm. Das hat mich bezüglich der Nagelveränderungen geprägt, seither führe ich deutlich schneller Biopsien durch.
Von wem haben Sie besonders viel gelernt?
Ich hatte während meiner Ausbildung zwei große Lehrer. Am Universitätsklinikum in Erlangen war ich lange in der Allergologie eingeteilt, die mir sehr viel Spaß machte und auch heute noch einen Schwerpunkt unseres Zentrums darstellt. Frau Professor Vera Mahler war damals meine Oberärztin. Von ihr habe ich nebst des Fachwissens v. a. gelernt, was es bedeutet, äußerst genau und korrekt zu arbeiten. Später, als ich ans Klinikum Stuttgart gewechselt bin, war Professor Peter von den Driesch mein Lehrer und Mentor, der mir viel beigebracht hat und mich auf all meinen dermatologischen Wegen immer unterstützt hat.
Was war der beste Rat, den Sie während Ihrer Karriere erhalten haben?
Der beste Rat war es, sich auch die Gesundheitssysteme und Arbeitsbedingungen der Nachbarländer anzuschauen, bevor man entscheidet, wo man Wurzeln schlägt.
Was ist momentan die wichtigste Entwicklung in der Dermatologie?
Meiner Meinung nach eröffnen uns v. a. die vielen neuen Immuntherapien ganz neue Optionen zur Behandlung sehr vieler dermatologischer Erkrankungen.
Wo sehen Sie die Zukunft der Dermatologie?
Ich sehe die Zukunft der Dermatologie in einer guten Vernetzung von privaten Facharztpraxen und Kliniken zur Gewährleistung einer optimalen Patientenversorgung. Außerdem sehe ich auch in Zukunft die größte Kernkompetenz der Dermatologie darin, Hautbefunde aus einer Hand korrekt zu interpretieren und kompetent zu operieren.
Was raten Sie jungen Kollegen?
Lernt das Fach – es gibt kein anderes, das so vielseitig ist. Und seid mutig und macht euch selbstständig, auch wenn Praxisgruppen oder Politiker euch erzählen, das Risiko sei zu hoch. Wir brauchen gute Fachärzte in der Niederlassung.
Was machen Sie nach Feierabend als Erstes?
Ich frage meine Frau und meine Kinder, wie ihr Tag war.
Publication History
Article published online:
21 October 2024
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