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DOI: 10.1055/a-2357-4762
Spannende Einblicke in die Welt der Neurologie und Psychiatrie
Liebe Leserinnen, lieber Leser,
in dieser Ausgabe der Nervenheilkunde finden Sie wieder eine Mischung von verschiedenen Beiträgen sowohl aus dem Bereich der Neurologie als auch aus dem Bereich der Psychiatrie. Den meisten Raum nimmt eine neue Leitlinie mit Therapieempfehlungen der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) ein, nämlich die Leitlinie zur Therapie der sogenannten anderen Kopfschmerzen. Es handelt sich hierbei um ein eigenständiges Kapitel in der International Classification of Headache Disorders (ICHD) mit 10 Kopfschmerzentitäten. Nach ca. 20 Jahren wird damit erneut eine Leitlinie für diese Kopfschmerzarten vorgestellt. Das besondere Wesen dieser Kopfschmerzarten ist, dass sie nicht unbedingt selten sind, aber nur selten diagnostiziert werden und es somit auch keine evidenzbasierenden klinischen Studien gibt. Die Therapieempfehlungen stützen sich daher vor allem auf einen Konsens unter Expertinnen und Experten. Gleichzeitig stellt der Text die einzelnen Kopfschmerzarten vor, sodass er quasi als Lehrbuch gelesen werden kann. Es verbindet sich damit die Hoffnung, den Bekanntheitsgrad dieser Kopfschmerzarten zu vergrößern und häufiger die entsprechende Diagnose im praktischen Alltag zu stellen.
In einem medizinhistorischen Beitrag von Werner A. Golder geht es um die Bedeutung der Anorexie im Schrifttum vor allem von Galen von Pergamon. Hier erfahren wir, dass die Anorexie als solche bereits in der Antike bekannt war und ursprünglich als somatische Erkrankung angesehen wurde. Galen von Pergamon hat dann aber auch psychische Ursachen für eine Anorexie beschrieben.
In einem Fallbericht wird von Iason Bartzokis dargestellt, dass bei einer progredienten Multiplen Sklerose eine Umstellung von Fingolimod auf Siponimod sinnvoll sein kann. Es handelt sich also um einen Wechsel der Substanz innerhalb derselben Substanzgruppe; man würde daher annehmen, dass ein solcher Wechsel wenig wirksam ist. Der Fallbericht stellt aber eindrucksvoll dar, dass auch solche Umstellungen im klinischen Alltag erfolgreich sein können, gerade bei der sekundär chronischen Multiplen Sklerose, für die es bislang keine ausreichenden Therapieoptionen gibt.
Weiterhin findet sich in diesem Heft eine Originalarbeit von Sebastian Treib und Kollegen über den Zusammenhang von Schlaganfall und Wetter. Dies ist ein Thema, dass seit vielen Jahrhunderten immer wieder im medizinischen Schrifttum auftaucht. Hier wurde es jetzt seriös untersucht mit einer Verlinkung von Schlaganfalldaten aus 4 Krankenhäusern und meteorologischen Wetterdaten. Dabei zeigte sich ein erhöhtes Schlaganfallrisiko bei niedrigen Temperaturen sowie bei vermehrtem Niederschlag und feuchter Luftumgebung. Insgesamt waren die Wettereinflüsse jedoch relativ niedrig, insbesondere im Vergleich zu dem Einfluss des Wochentags. Die Bedeutung des Wochentags für die Schlaganfallinzidenz ist schon seit langem bekannt und möglicherweise mehr auf soziologische als auf meteorologische oder chronobiologische Faktoren zurückzuführen.
In einem psychiatrischen Fallbericht wird dann von Michael Soyka dargelegt, welche Bedeutung die strafbewerte Abstinenz bei suchtmittelabhängigen Straftätern hat. Dabei geht es um die Frage, wie man als Führungsaufsicht darauf reagiert, wenn ein Straftäter trotz Anordnung einer Abstinenz weiter Suchtmittel zu sich nimmt. Dies ist sicherlich im Alltag der forensischen Psychiatrie eine wichtige Fragestellung.
Wir wünschen eine anregende Lektüre mit Gewinn für den Praxisalltag im jeweiligen Fachgebiet.
Stefan Evers, Coppenbrügge
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Publication History
Article published online:
15 November 2024
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