Zusammenfassung
Hintergrund Durch die Änderung des Infektionsschutzgesetzes im Sinne des
Masernschutzes vom 1. März 2020 wurden verschiedene Einrichtungsformen zur
Meldung ungeimpfter bzw. nicht-immuner Personen verpflichtet. Das Gesundheitsamt
der Stadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt Dieburg stellte sich die
Frage, wie die gesetzlichen Vorgaben durch die Einrichtungen umgesetzt wurden
und welche Aussagekraft die erhobenen Daten in Bezug auf die jeweilige
Zielgruppe hatten.
Methodik Die Meldungen aus den Einrichtungen und die Rückmeldung der
daraufhin durch das Gesundheitsamt angeschriebenen Betroffenen bzw. deren
Erziehungsberechtigten in den ersten drei Jahren seit Einführung wurden
gesichtet und deskriptiv ausgewertet. Die Datenbasis wurde unterteilt in die
Gruppen (1) betreut in einer Schule, (2) betreut in sonstiger
Kindergemeinschaftseinrichtung, (3) untergebracht in einer kommunalen Unterkunft
für Geflüchtete und (4) Beschäftigte in einer dieser oder in einer medizinischen
Einrichtung (§§23, 33, 36 Infektionsschutzgesetz, IfSG).
Ergebnisse Aus Schulen wurden 1527 Kinder (2,5% aller Schüler:innen) mit
unvollständiger bzw. unbekannter Immunität gegen Masern gemeldet. 70% davon
legten nach dem Anschreiben Unterlagen zur ausreichenden Immunität vor, so dass
auf weniger als 1% (0,76%) Kinder ohne Masernschutz geschlossen werden konnte.
Aus den sonstigen Kindergemeinschaftseinrichtungen wurden 17 Kinder mit
unvollständiger bzw. unbekannter Immunität gegen Masern gemeldet. Aus den
Unterkünften für Geflüchtete wurden insgesamt 3986 Personen gemeldet, wovon 566
(14,2%) nach Anschreiben einen vollständigen Nachweis vorlegten. Aus den
Einrichtungen nach §§23, 33 und 36 wurden insgesamt 17 Beschäftigte mit
unvollständiger bzw. unbekannter Masernimmunität gemeldet. Die Gesamtzahl der
beiden letztgenannten Gruppen in diesem Zeitraum konnte nicht sicher abgeschätzt
werden.
Schlussfolgerung Der Meldepflicht wurde sehr unterschiedlich nachgekommen.
Über den Impfstatus der verschiedenen Personengruppen konnte am ehesten, wenn
auch nur begrenzt, in Bezug auf die Schüler:innen eine Aussage getroffen werden.
Für die übrigen Gruppen konnte keine Aussage getroffen werden, da erstens nicht
sicher von einer umfänglichen Meldung durch die Einrichtungen ausgegangen werden
konnte und zweitens die Grundgesamtheit aller meldepflichtigen Personen in
diesen Bereichen nicht bekannt war.
Abstract
Background When the Measles Protection Act as part of the Infection
Protection Act came into force 2020, various types of facilities were obliged to
report. The public health department of the city of Darmstadt and the district
of Darmstadt Dieburg aimed to find out to what extent these facilities have
complied with the reporting obligation and whether any conclusions could be
derived from the data on the vaccination status of the respective group of
people.
Method Reports from the facilities and the feedback from those affected
(or their legal guardians) were reviewed and evaluated descriptively. They were
divided into groups (1) schoolchildren, (2) children from other childcare
facilities, (3) those in municipal accommodation for refugees and (4) those
employed in one of these or in a medical facility (§§23, 33, 36 German Infection
Protection Act).
Results 1,527 children (2.5% of all pupils in Darmstadt Dieburg) with
incomplete or unknown immunity to measles were reported from 138 schools. 70% of
these provided documentation of sufficient immunity after receivng the letter
from the public health department, so that it can be concluded that less than 1%
(0.76%) of children were without measles protection. 17 children with incomplete
vaccination status were reported from the other childcare facilities. 3,986
people with incomplete vaccination status were reported from the refugee
accommodation facilities, of which 566 (14.2%) submitted complete proof after
receiving a letter from the public health department. A total of 17 employees
were reported from the facilities according to §§23, 33 and 36 Infection
Protection Act.
Conclusion The reporting obligation was met in very different ways by
different facilities. No statement could be made about the vaccination status of
the various groups of people affected by the Measles Protection Act, as it could
not be assumed with certainty that the facilities had reported
comprehensively.
Schlüsselwörter
Öffentliches Gesundheitswesen - Masern - Infektionsschutzgesetz - Impfpflicht
Keywords
Public health - Measles - Infection Protection Act - Mandatory vaccination