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DOI: 10.1055/a-2408-8518
Simulationstraining in der Perinatalmedizin – am besten interprofessionell!
Zahlreiche Publikationen belegen, dass ein regelmäßiges, strukturiertes Teamtraining durch Simulation perinataler Notfälle zur Verringerung der kindlichen sowie mütterlichen Morbidität und Mortalität beitragen kann und überdies die Zufriedenheit im Team erhöht. Notfallsituationen in der Perinatalmedizin haben die Besonderheit, dass immer mindestens zwei Patienten – Mutter und Kind – zu betreuen sind. Zudem ist eine möglichst effiziente Interaktion zwischen dem geburtshilflichen Team (Hebammen und Gynäkologen), der Anästhesie/Intensivmedizin und dem neonatologischen Team erforderlich. In der Anästhesie und der Neonatologie wird seit Jahren nahezu flächendeckend das Konzept der In-situ-Simulation umgesetzt. Aber auch in der Geburtshilfe hat simulationsbasiertes Teamtraining mit unterschiedlichen Ansätzen inzwischen an Bedeutung gewonnen.
Um ein einheitliches Trainingskonzept für perinatalmedizinische Teams im deutschsprachigen Raum zu etablieren, wurde eine interprofessionelle Arbeitsgruppe unter Federführung der Sektion Qualitätsanalyse der Arbeitsgemeinschaft für Geburtshilfe und Pränatalmedizin der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) gegründet, die ein Kursangebot für die Simulation perinataler Notfälle erstellen sollte. Von den Vorständen verschiedener Fachgesellschaften wurden jeweils Vertreter entsandt, die das gemeinsame Konzept mitentwickelt haben. Beteiligt waren neben der DGPM die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft, der Deutsche Hebammenverband, die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, die Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin (GNPI); die Deutsche Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin (DGPGM) und das Simulations-Netzwerk Ausbildung und Training für Gesundheitsfachberufe (Sim-NAT) sowie Kolleginnen und Kollegen aus der Schweiz und Österreich. Die Koordination erfolgte durch die Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Simulation in der Medizin (DGSIM) und die Arbeitsgemeinschaft für Geburtshilfe und Pränatalmedizin der DGGG.
Für den Einstieg ins Simulationstraining in der Perinatalmedizin wurde das Basismodul „GEBSIM I“ erstellt, für die Weiterbildung darüber hinaus ein „GEBSIM II-Instruktorenkurs“.
Ziel des GEBSIM I-Kurses (Geburtshilfliche Simulation) ist die Basisausbildung von Instruktoren für ein eigenständiges Teamtraining vor Ort. Der zweitägige Kurs setzt die Kenntnis perinatalmedizinisch relevanter AWMF-Leitlinien voraus, da die Notfallszenarien gemäß dem aktuellen medizinischen Standard bewältigt werden sollen. Dieser Kurs vermittelt zwar keine manuellen Fertigkeiten oder Algorithmen aus den jeweiligen Fachbereichen, bezieht aber die psychische Belastung der Schwangeren sowie einer Begleitperson der Gebärenden ein. Da die psycho-emotionale Komponente mit einem Patientensimulator nicht ausreichend dargestellt werden kann, erfolgt das Teamtraining nur in Ausnahmefällen (z. B. Reanimation) anhand eines Patientensimulators, sondern in erster Linie durch Hybridsimulation, idealerweise mit Unterstützung einer erfahrenen Hebamme oder Schauspielpatientin [Abb. 1].
Das GEBSIM II-Modul wendet sich an Berufsgruppen, die bereits Erfahrung mit der Simulation geburtshilflicher Notfälle haben und auf dieser Grundlage nun an der Erstellung komplexer Szenarien und deren Debriefing interessiert sind. Es ersetzt nicht die allgemeine Instruktorenausbildung, sondern ergänzt bereits vorhandene Ausbildungskonzepte und soll die weitere Vernetzung der Interessenten fördern.
Unter den Mitgliedern der Arbeitsgruppe besteht Einigkeit, dass ein Teamtraining perinataler Notfallsituationen die möglichst reibungsfreie interprofessionelle Zusammenarbeit in den Fokus nehmen muss, so wie sie auch im realen Klinikalltag angestrebt wird. Deshalb plädieren wir dafür, in ein solches Training alle beteiligten Berufsgruppen gleichermaßen einzubeziehen.
Erste Kurstermine werden in Kürze auf den Homepages der genannten Fachgesellschaften zu finden sein. Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge sind herzlich willkommen!
Publication History
Article published online:
04 October 2024
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