RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/a-2415-7222
Gesundheitsförderung und Gesundheitskompetenz in den rechtlichen Grundlagen des österreichischen Gesundheitswesens
Health Promotion and Health Literacy in the Legal Foundations of the Austrian Healthcare System Funding Information Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz — Finanziert aus den Mitteln der „Agenda Gesundheitsförderung“.

Zusammenfassung
Fragestellung Die Gesundheitsreform im Jahr 2005 hatte das politische Ziel, das Gesundheitswesen stärker an Gesundheitsförderung (GF) und Gesundheitskompetenz (GK) auszurichten. Inwiefern die Rechts- und Ausbildungsgrundlagen im österreichischen Gesundheitswesen eine Basis für eine Orientierung an GF und GK bieten, ist Gegenstand des vorliegenden Artikels. Es wird dabei insbesondere auf die rechtlichen Grundlagen der ärztlichen Berufe, der Gesundheits- und Krankenpflegeberufe sowie einrichtungsbezogen auf Krankenanstalten und Primärversorgungseinheiten fokussiert und analysiert, inwiefern diese GF und GK im Gesundheitswesen einfordern.
Methode In einem ersten Schritt wurden die zentralen Rechtsgrundlagen und weitere Unterlagen gesichtet. Auf dieser Basis wurde literaturgestützt ein Codierraster zur Prüfung der Rechtsgrundlagen erstellt. In einem weiteren Schritt wurden die rechtlichen Grundlagen anhand des Codierrasters analysiert und interpretiert. Die Interpretation orientierte sich an den Kriterien der einzelnen Codes. Aus der Analyse rechtlicher Grundlagen wurden Empfehlungen abgeleitet.
Ergebnisse Gesundheitsförderung und Gesundheitskompetenz sind in den rechtlichen Grundlagen enthalten. GF und GK werden jedoch vor allem als von der Krankenbehandlung unabhängige Leistungen mit gesonderter Finanzierung konzipiert und damit weniger als integraler Bestandteil jeglichen Patientenkontakts verstanden. Die Organisationsform der Primärversorgungseinheit sowie die Gesundheits- und Krankenpflegeberufe haben hinsichtlich GF und GK gegenüber Krankenanstalten und ärztlichen Berufen einen relativ klaren Auftrag. Insgesamt wurde erkannt, dass Begrifflichkeiten teilweise nicht kohärent verwendet werden und für die unterschiedlichen Versorgungsbereiche operationalisiert werden sollten. Insbesondere die Rechtsgrundlagen, die die ärztlichen Berufe betreffen, bauen nicht schlüssig aufeinander auf.
Schlussfolgerungen Die Rahmenbedingungen, insbesondere die Personalausstattung, der kompetenzorientierte Einsatz und die Teamarbeit, sind zentrale Grundlagen, damit GF und GK in der Praxis stattfinden bzw. Anwendung finden können. Sind diese vorhanden, sollten Kompetenzen in den Bereichen GF und GK gefordert, gefördert, bewertet und honoriert werden. GF und GK sollten integraler Bestandteil jeglichen Versorgungsbereichs sein. Die Begriffe GF und GK sind in den Rechtsgrundlagen der Gesundheitsberufe und der Organisationen zu operationalisieren. Das trifft insbesondere auf das Ärztegesetz und auf Krankenanstalten zu. Darüber hinaus gilt es, die Rolle der Patientinnen und Patienten zu stärken und die Einbindung der Nutzer:innen in die Planung von Gesundheitsdienstleistungen rechtlich zu verankern.
Abstract
Background Health reform sees health promotion (HP) and health literacy (HL) as essential cornerstones for achieving health policy goals. This article examines the extent to which the legal foundation in the Austrian healthcare system provides a basis for orientation towards HP and HL. The focus of the analysis was set on medical professions, the health care and nursing professions, hospitals, and primary health care facilities.
Methods In a first step, legal and other relevant documents were reviewed. For this, a literature-based coding grid was created. In a second step, the legal bases were analyzed and interpreted using the coding grid. Recommendations were derived from the analysis of the legal basis and experts’ assessments.
Results Health promotion and health literacy are included in the general legal foundations. However, HP/HL is primarily conceived as a supplementary service with separate financing and is thus less understood as an integral part of any patient contact. The primary health care units and the nursing professions have a relatively clear mandate with regard to HP/HL compared to the hospitals and medical professions. Overall, it was recognized that terminology should be used more coherently and operationalized for the respective areas of cure and care. In particular, the legal bases relating to the medical professions do not build on one another in a coherent manner.
Conclusions Having adequate staff is the key to HP/HL. If these are in place, competencies in the field of HP/HL should be required, promoted, evaluated, and rewarded. HP/HL should be an integral part of any care setting. The concepts of health promotion and health literacy should be operationalized in the legal frameworks of health professions and organizations. This is especially true for the Physicians’ Act and for hospitals. Furthermore, the role of patients should be strengthened and the involvement of users in the planning of health services should be further developed.
Schlüsselwörter
Gesundheitsförderung - Gesundheitskompetenz - Gesundheitswesen - Gesundheitsberufe - GesundheitspersonalKeywords
Health promotion - health literacy - health care system - health professions - health care workersPublikationsverlauf
Eingereicht: 04. August 2023
Angenommen nach Revision: 16. September 2024
Accepted Manuscript online:
16. September 2024
Artikel online veröffentlicht:
15. November 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany