Psychotherapie in der akutstationären psychiatrischen Behandlung: BGPN-Symposium beim DGPPN-Kongress
2024
Als kooperierende Fachgesellschaft der DGPPN hat die BGPN auf dem DGPPN-Kongress 2024 in Berlin wieder ein
eigenes Symposium ausgerichtet. Das Thema „Psychotherapie in der akutstationären psychiatrischen Behandlung:
Die traurige Realität und Wege zu einer leitliniengerechten Therapie“ stieß auf große Resonanz, was sich an
dem sehr gut gefüllten Veranstaltungssaal und der lebhaften Diskussion zeigte.
Ausgangspunkt war die bedauerliche Diskrepanz zwischen Wirksamkeit und Erfordernis psychotherapeutischer
Behandlung bei akuten, stationär behandelten psychiatrischen Erkrankungen einerseits und der unter den
realen Bedingungen tatsächlich möglichen Umsetzung andererseits. Die S3-Leitlinien für die großen
psychiatrischen Erkrankung wie Schizophrenie, Depression und bipolare Störung empfehlen eine systematische
psychotherapeutische Behandlung auch in der Akutphase im Krankenhaus. Eine leitliniengerechte
psychotherapeutische Behandlung scheitert aber vorrangig an der personellen Ausstattung, wie sie durch die
PPP-RL vorgegeben wird. Hinzu kommt, dass die PPP-RL oftmals nicht erfüllt wird, obwohl sie lediglich
Mindeststandards definiert, und dass die Personalquote aufgrund von Abwesenheit von Mitarbeitenden,
Fachkräftemangel und Überbelegung weiter unterschritten wird.
Prof. Dr. med. Mathias Berger
Der Griesinger-Medaillenträger 2018 der BGPN Prof. Berger, Freiburg, dem am Vortag auch die gleichnamige
Medaille der DGPPN verliehen worden war, zeigte in einem beeindruckenden Vortrag sie systematische
Unterbesetzung der psychiatrischen Kliniken mit psychotherapeutischem Personal und die Ursachen hierfür
auf und schlug einen Bogen zu den Schwächen und Fehlanreizen des ambulanten psychotherapeutischen
Versorgungssystems. Hieraus leitete er ab, wie die psychotherapeutischen Ressourcen mit einer
Priorisierung nach Schweregrad der Erkrankung und Dringlichkeit des Behandlungsbedarfs besser allokiert
werden sollten.
Referent und Träger der Berliner Griesinger-Medaille Prof. Dr. Mathias Berger lauscht den anderen
Vorträgen. (Quelle Foto: ©Bschor)
Dr. rer. nat. Mareike Samaan
Dr. Samaan stellte Methodik und Ergebnisse einer Studie zur Entwicklung eines evidenzbasierten,
praxisorientierten Leitfadens zur Ermittlung des Personalbedarfs in psychiatrischen Krankenhäusern dar.
An ihrem Berliner Versorgungskrankenhaus, dem Evangelischen Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberg (KEH),
wurden unter Berücksichtigung der S3-Leitlinien 5 Hauptdiagnoseklassen analysiert und die Minutenwerte
durch Expertengruppen ermittelt. Deutliche Diskrepanzen zwischen den Mindestvorgaben der PPP-RL und einer
leitliniengerechten Behandlung traten zutage. Der psychiatrische Chefarzt des KEH Dr. med. Christoph
Schade ergänzte, dass mithilfe der Ergebnisse in den Verhandlungen mit den Kostenträgern eine Aufstockung
der Personalausstattung erreicht werden konnte.
Prof. Dr. med. Michael Franz
Im dritten Vortrag präsentierte Prof. Franz, Ärztlicher Direktor des Vitos Klinikums Gießen-Marburg,
Behandlungspfade innerhalb störungsspezifischer Stationen und einen pragmatischen Ansatz einer modularen
prozessbasierten Psychotherapie, um Kliniken in die Lage zu versetzen, Patienten von Beginn an
störungsspezifisch multiprofessionell psychotherapeutisch zu behandeln. Er stellte vielversprechende
erste Daten des in seiner Klinik implementierten und evaluierten anwendungsorientierten Modells vor.
05.04.2025, 10–14 Uhr: Frühjahrstagung
Künstliche Intelligenz (KI) und digitale Interventionen in Neurologie und Psychiatrie
(Kaiserin-Friedrich-Stiftung, Hörsaal)
KI in der Psychotherapie; Lea Schäfer, M.Sc., Berlin
DiGAS in der Psychiatrie – Quo vadis? Prof. Dr. Stephan Köhler, Berlin
KI in der Neuroradiologie; PD Dr. Jawed Nawabi, MHBA, Berlin
DiGAS in der Neurologie; PD Dr. Lars Neeb; Berlin
Grenzen Künstlicher Intelligenz in der klinischen Versorgung; Dr. Roman Wagner, Bonn
Tom Bschor, Berlin
IMPRESSUM
Prof. Dr. Tom Bschor
Redaktion: Dr. Anja M. Bauer
Berliner Gesellschaft für Psychiatrie und Neurologie e.V.
Schlosspark-Klinik, Abteilung für Psychiatrie
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