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DOI: 10.1055/a-2451-9501
Schuleingangsuntersuchungen in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) von 1949 bis 1989 – Eine orientierende Übersicht zur formalen und inhaltlichen Durchführung
School entry examinations in the former German Democratic Republic (GDR) from 1949 to 1989 – An overview of formal and content-related implementationZusammenfassung
Ziel der Studie Zusammenfassende Darstellung der formalen und inhaltlichen Einschulungspraxis von Schuleingangsuntersuchungen (SEU) in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).
Methoden Durch eine systematische Literatursichtung auf konventioneller und internetbasierter Grundlage wurden nach ausgewählten Suchbegriffen Fachpublikationen und themenbezogene Originaldokumente zielgerichtet verfügbar gemacht, um wesentliche Merkmale von SEU in der DDR zu erfassen und in einem Gesamtkontext darzustellen.
Ergebnisse In der DDR erfolgte im Alter von 6 Jahren die regelrechte Einschulung, wobei deren Durchführungspraxis während der 1950er und 1960er Jahre formal und inhaltlich uneinheitlich ausgestaltet war. Auf der Grundlage verpflichtender Reihenuntersuchungen hatte damals die medizinische Reihenuntersuchung für die Altersgruppe der 5- bis 6-jährigen Kinder formale Gültigkeit als SEU. Fallbezogen führten die zuständigen Kinderärzte ergänzende, nicht standardisierte Entwicklungstests durch. Unter anderem durch die zunehmende Versorgungsdichte mit Kindergärten in der DDR wurde dem dortigen Fachpersonal ab den 1970er Jahren eine stärkere Einbindung bei der Beurteilung beschulungsrelevanter Kompetenzen bei Vorschulkindern zugedacht. Daneben gewann die Reihenuntersuchung für 4- bis 5-jährige Kinder für entwicklungsdiagnostische Belange zusätzlich an Relevanz. Während anfangs noch diverse Testverfahren Anwendung fanden, entwickelte sich ab den 1970er Jahren ein standardisiertes Instrumenteninventar zur Einschätzung der Lernfähigkeit, Denkentwicklung und Sprachentwicklung sukzessiv heraus. Durch beide zeitlich gestaffelten SEU konnten im Bedarfsfall frühzeitige Förderungsmaßnahmen bei entwicklungsverzögerten Kindern ergriffen werden, sodass diesen betroffenen Kindern adäquate Entwicklungs- und Bildungschancen eröffnet werden konnten. Im Gefolge dieser Konzeption fand auch eine sich intensivierende, teilweise informelle Kooperation zwischen dem Fachpersonal in den Kindergärten, den Kinderärzten, den Eltern und den Schulleitungen statt.
Schlussfolgerung Insgesamt kann festgehalten werden, dass die SEU in der DDR ab den 1970er Jahren auf ein fachlich durchdachtes Gesamtkonzept basierten. Zur damaligen Zeit war diese standardisierte, gestaffelte und multidisziplinäre Vorgehensweise in der DDR der Einschulungspraxis in Westdeutschland methodisch überlegen.
Abstract
Aim of the study Summarising the formal and substantive enrolment practice of school entry examinations (SEU) in the German Democratic Republic (GDR).
Methods Through a systematic literature review using a conventional as well as internet-based sources, specialised literature on specific topics and original documents were made available following selected search terms to capture essential characteristics of SEU in the GDR and to present them in a general context.
Results In the GDR, regular school enrolment took place at the age of 6, although SEU implementation practice during the 1950s and 1960s was fundamentally inconsistent in terms of form and content. On the basis of mandatory annual screening examinations for children, the medical screening examination at pre-school age of 5–6 years was formally valid as a SEU. On a case-by-case basis, the responsible paediatricians carried out supplementary, but non-standardised developmental tests. From the 1970s onwards, the increasing density of kindergarten in the GDR led to their specialist staff getting more involved in the assessment of pre-school children's competences relevant to schooling. In addition, screening at the age of 4–5 years also became more relevant for developmental diagnostic purposes. While various examination procedures were initially used, a standardised inventory of instruments for assessing learning ability, intellectual development and language development gradually emerged during the 1970s. These two staggered SEUs between the age of 4 and 6 years enabled preschool children to be supported if necessary, so that children with developmental delays could be given adequate developmental and educational opportunities. This concept also enabled an intensifying, partly informal cooperation between the specialist staff in the kindergartens, paediatricians, parents and school headmasters.
Conclusion Overall, the SEU in the GDR was based on a professionally and a well thought-out concept from the 1970s onwards. At this time, the standardised, staggered and multidisciplinary approach was methodologically superior to school enrolment practice in West Germany.
Schlüsselwörter
Schuleingangsuntersuchung - DDR - Untersuchungsinstrumente - Schulfähigkeit - GesundheitssystemforschungKeywords
School entrance examination - GDR - Examination instruments - Child development - Health systems researchPublication History
Received: 04 October 2024
Accepted: 25 October 2024
Accepted Manuscript online:
25 October 2024
Article published online:
21 November 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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