Am 28. April 1952 in Magdeburg geboren, blieb Dagobert Wiemann nach Abitur, Medizinstudium, Facharztausbildung zum Kinderarzt, Oberarzt und schließlich kommissarischer Klinikdirektor bis zu seinem viel zu frühen Tod am 28. November 2024 an der Universitätskinderklinik seiner Heimatstadt. Einerseits im klinischen Alltag sehr aktiv tätig, erwarb er andererseits in rascher Folge die Qualifikationen als pädiatrischer Nephrologe, Endokrinologe mit Schwerpunkt Diabetes Typ 1 und Rheumatologe. Stationäre Behandlungen und Dispensaire-Betreuung dieser wichtigen chronischen Erkrankungen im Kindesalter wurden auch nach Erreichen seines Pensionsalters bis zuletzt von ihm persönlich durchgeführt.
Glücklicherweise verfügte die Universitätskinderklinik Magdeburg in der damaligen DDR seit 1980 über ein eigenes Ultraschallgerät. Dank seines ausgeprägten technischen Interesses und seiner beruflichen Vielseitigkeit und Flexibilität wandte sich Dagobert Wiemann schnell und erfolgreich diesem innovativen Verfahren zu. Er sammelte rasch fundierte Erfahrungen in der praktischen Anwendung der Methode am Harntrakt, im Bauchraum und an der Schilddrüse. Doch er blickte weit über den Tellerrand hinaus. Bald übertrug er das kinderfreundliche, strahlenfreie Verfahren auf die damals noch weitgehend unbekannte Ultraschalluntersuchung der Skelettmuskulatur und der Gelenke. Dies geschah in der Praxis oft begleitend zur Sprechstunde – ein großer Vorteil für die oft von weither angereisten kindlichen Patienten und ihre Angehörigen. So erschienen bereits 1985 die ersten Publikationen über entzündliche Muskelerkrankungen, die Kollagenosen, und später über zahlreiche neuromuskuläre Läsionen bei Kindern. Dies wurde damals in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit oft entweder ignoriert, kritisch kommentiert oder nicht selten belächelt. Ähnliches geschah mehrfach bei der erstmaligen Vorstellung einer Studie zur vesikorenalen Refluxdarstellung mithilfe neuester Ultraschall-Kontrastverstärker am Harntrakt – im Vergleich zum damals alleinigen Goldstandard, der Röntgen-MCU (1995).
In den folgenden Jahren kamen immer mehr an der Ultraschalltechnik interessierte Pädiater und Kinderchirurgen zu vierteljährlichen Ultraschall-Hospitationen in die Magdeburger Kinderklinik. Auf diese Weise wurden bereits vor der Wiedervereinigung Kolleginnen und Kollegen aus größeren pädiatrischen Einrichtungen mit der Methode vertraut gemacht, um ihrerseits eigene Erfahrungen sammeln und weitergeben zu können.
Hieraus entstanden schließlich nach der Wende die Magdeburger Ultraschallkurse, die von der DEGUM inhaltlich definiert und in Zusammenarbeit mit Ludwig von Rohden durchgeführt wurden. Beide waren inzwischen DEGUM-Kursleiter der Stufe III.
In 3–4 Kursen pro Jahr konnten bis zu 60 Weiterbildungsassistenten ausgebildet werden.
Das von Dr. Wiemann eingeführte, sehr anwenderfreundliche Untersuchungssystem hat sich sehr bewährt: Gesunde Kinder und Jugendliche aller Altersstufen stellten sich mit Einverständnis der Eltern als „Modell“ für die Ultraschalluntersuchung zur Verfügung, um vor allem den Ultraschall-Anfängern die ersten Untersuchungsschritte zu erleichtern. Ein großzügiges Taschengeld am Ende des Kurses belohnte das „Stillhalten“. Erst danach wurden Patienten untersucht. Dieses einfache System führte zu einem idealen Lern- und Lehrklima für alle Beteiligten. Es trug über die Jahre nicht unwesentlich zur Beliebtheit der Magdeburger Ultraschallkurse bei.
Dr. med. Dagobert Wiemann war eine herausragende Arztpersönlichkeit, die von den Kindern, ihren Eltern und Kollegen geliebt und geschätzt wurde. In tiefer Dankbarkeit verneigen wir uns vor ihm!
Im Namen der Sektion Pädiatrie der DEGUM
Ludwig von Rohden
Dr. med. Dagobert Wiemann © Privat.