Der Klinikarzt 2008; 37(7/08): 336
DOI: 10.1055/s-0028-1082376
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Zielgerichtete Tumortherapie - Vorläuferzellen sind dem Primärtumor nicht so ähnlich wie gedacht

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04 August 2008 (online)

 
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Die meisten krebsbedingten Todesfälle sind auf Metastasen zurückzuführen, selbst nach zunächst erfolgreicher Entfernung des Primärtumors. Die weitere Prognose zum Krankheitsverlauf und die Entscheidung über die weitere Therapie basiert derzeit auf der anatomischen Ausbreitung des Primärtumors und - im Zeitalter molekularer Therapien immer häufiger - auch auf dessen genetischer Beschaffenheit.

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Sehr frühe Streuung der Tumorzellen im Krankheitsverlauf

Bisher dachte man, dass sich die Vorläuferzellen und ihre Primärtumore genetisch ähneln, da die Metastasierung als spätes Ereignis in der Krebsentwicklung gilt. Dies ist auch die Basis für die diagnostischen Tests an Primärtumoren, mit deren Hilfe man zu bestimmen versucht, ob und welche Therapieoptionen dazu geeignet sein könnten, die Entstehung von Metastasen zu verhindern.

Laut den Daten einer neuen Studie, in der das Erbgut von Vorläuferzellen späterer Metastasen bei Patienten mit Ösophaguskarzinom analysiert wurde, unterscheiden sich die Vorläuferzellen der Metastasen jedoch genetisch wesentlich von den zugrunde liegenden Primärtumoren. Dieser Befund weist auf eine im Krankheitsverlauf sehr frühe Tumorzellstreuung hin - mit erheblichen Folgen für die Therapie.

So könnte bei bestimmten Formen des sehr aggressiven Speiseröhrenkrebs Trastuzumab eine sinnvolle Therapieoption für einige der betroffenen Patienten sein, das legen die Studienergebnisse nahe. Denn in den metastatischen Vorläuferzellen aus den Lymphknoten oder dem Knochenmark identifizierten die Wissenschaftler das Her-2-Onkogen. - für Ösophaguskarzinome ein neues therapeutisches Ziel. Eine alleinige Analyse des Primärtumorgewebes hätte dies nicht möglich gemacht.

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Müssen wir umdenken?

Dieses Studienergebnis stellt jedoch nicht die Bedeutung des Primärtumros zur Abschätzung von Therapie und Krankheitsverlauf infrage, stellten die Studienleiter Dr. Nikolas Stoecklein, Düsseldorf, und Prof. Christoph Klein, Regensburg, klar. Allerdings könnten die Patienten von einer direkten Analyse der metastatischen Vorläuferzellen profitieren. Da diese Zellen das eigentliche Target der zielgerichteten medikamentösen Therapien sind, dürfte deren Analyse aber die therapeutische Entscheidung maßgeblich beeinflussen.

idw

Quelle: Pressemitteilung "Krebsforschung: Angriffspunkt gegen Metastasenbildung", herausgegeben von der Heinrich Heine Universität Düsseldorf

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Literatur

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