Nach neuen epidemiologischen Daten steigt durch die Zunahme von Adipositas und gastroösophagealer
Refluxkrankheit die Inzidenz der Karzinome am gastroösophagealen Übergang weiter an.
Ein wichtiges Thema des diesjährigen Kongresses der "American Society of Clinical
Oncology Gastrointestinal Cancer" (ASCO GI) war daher das Magenkarzinom, das die Ärzte
in Zukunft immer häufiger beschäftigen wird.
Ebenso effektiv, aber einfacher im "Handling"
Ebenso effektiv, aber einfacher im "Handling"
Die aktuelle Standardtherapie des metastasierten Magenkarzinoms besteht aus einem
Platinanalogon und einem Fluoropyrimidin, wobei sich je nach Region und Land Unterschiede
in den Behandlungsschemata finden. Drei große Studien prägten diese Standardtherapie.
Zwei davon, die REAL[1]-2-Studie [2] und die europäisch-asiatische Studie von Kang et al. [4], bezogen sich auf die Fragestellung, ob orales Capecitabin (Xeloda®) infusional
gegebenes 5-Fluorouracil (5-FU) ersetzen kann. Den Studienergebnissen zufolge ist
dies gut möglich: Capecitabin ist mindestens ebenso wirksam wie 5-Fluorouracil.
Im Hinblick auf das progressionsfreie Überleben war Capecitabin in Kombination mit
Epirubicin/Cisplatin (ECX) mit 6,7 versus 6,2 Monaten einer Therapie mit Epirubicin,
Cisplatin und 5-FU (ECF) tendenziell überlegen. Signifikant besser als das ECF-Regime
war die Gabe von Epirupicin, Oxaliplatin und Capecitabin (EOX): Diese Behandlung verlängerte
das Gesamtüberleben der Studienteilnehmer im Schnitt von 9,9 auf 11,2 Monate (Abb.
[1]; [2]).
Abb. 1 ECF versus EOX - Überlebenswahrscheinlichkeit im Vergleich (ITT-Analyse)
Mit einer Gesamtansprechrate von 41 versus 29% unter der Standardtherapie mit 5-FU/Cisplatin
war die Kombination von Capecitabin/Cisplatin das signifikant überlegene Regime (p
= 0,03) [4]. Die dritte, auf dem diesjährigen ASCO GI vorgestellte Studie machte deutlich, dass
die zusätzliche Gabe einer dritten Substanz - Docetaxel - das Therapieergebnis noch
weiter verbessern kann [1]. Allerdings gilt dies nur für die Subgruppe der Patienten mit besserem Gesundheitszustand,
da diese Therapie vergleichsweise toxisch ist.
Auch in der Praxis lassen sich diese Ergebnisse reproduzieren
Auch in der Praxis lassen sich diese Ergebnisse reproduzieren
Zu weniger unerwünschten Wirkungen und Komplikationen - bei gleicher Wirksamkeit -
kam es auch im Rahmen einer großen Beobachtungsstudie mit mehr als 1 000 Patienten
im nordamerikanischen Raum, wenn die Patienten ein Therapieregime mit Capecitabin
statt infusionalem Fluororuracil erhielten [7]. Damit lassen sich die Daten der Zulassungsstudie in der Praxis reproduzieren. Auch
eine skandinavische Flächenstudie, die das in der britischen Studie geprüfte Dreifachschema
Epirubicin, Capecitabin plus Oxaliplatin in einem ambulanten Setting prüfte, bestätigte
das sehr gute Nutzen-/Risikoprofil dieses Therapieansatzes [8].
Einsatz in der adjuvanten Therapie?
Einsatz in der adjuvanten Therapie?
Der Einsatz von Capecitabin könnte sich auch in der (neo-)adjuvanten Therapie des
Magenkarzinoms etablieren. Capecitabin könnte aufgrund seiner Wirksamkeit und der
besseren Verträglichkeit das infusionale 5-Fluorouracil auch hier ersetzen. In allen
aktuell laufenden Studien zur perioperativen Therapie des Magenkarzinoms werden bereits
capecitabinbasierte Therapieregime verwendet.
Auf dem ASCO GI wurden mehrere Phase-II-Studien zur perioperativen Chemo- oder Radiotherapie
präsentiert, in denen Capecitabin integriert ist [5], [6]. In all diesen Studien hat die Substanz ein gutes Sicherheitsprofil gezeigt. Hervorzuheben
ist dabei die CRITICS[2]-Studie [3], eine Studie aus den Niederlanden zur adjuvanten Radio- oder Chemotherapie mit Cisplatin
und Capecitabin, die auch die Basis für ein weltweites Studienprojekt legt: Hier konnte
das Gesamtüberleben von Patienten mit Magenkarzinom durch Capecitabin verbessert werden.
Orale Gabe vereinfacht die Therapie
Orale Gabe vereinfacht die Therapie
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Capecitabin Magenkrebspatienten eine Alternative
zu den infusionalen Standardtherapien bietet. Capecitabin ist mindestens genauso wirksam
wie die 5-FU-haltigen Standardschemata, vereinfacht jedoch komplexe Therapieregime.
Denn dank der oralen Einnahmeform entfällt das Implantieren eines Ports und das dauerhafte
Tragen einer Pumpe mit allen daraus resultierenden potenziellen Komplikationen. Darüber
hinaus lassen sich die häufigen Krankenhaus- und Praxisaufenthalte, die durch die
Gabe der Dauerinfusionen notwendig wären, verringern.
Stephanie Rabanus, Langenfeld
Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen