R. Sachse, 140 Seiten, Psychiatrie- Verlag, Bonn, 3. unveränderte Auflage 2007, 19,90
€, ISBN 978-3-88414-408-4
Der Untertitel "Zum Umgang mit schwierigen Klienten" ist sehr vernünftig und zeigt,
dass sich das Buch mit den schwierigen Persönlichkeitsstörungen befasst. Das Problem
wird theoretisch und vor allem praktisch anhand von Fallbeispielen sehr realistisch
und übersichtlich gut lesbar darstellt. Das Buch ist deshalb auch für Anfänger in
der Psychotherapie gut zu gebrauchen, auch wenn einige Einwände nötig sind. Der Autor
schreibt nämlich, dass es sich bei Persönlichkeitsstörungen grundsätzlich um eine
Beziehungsstörung handelt. Das ist so einfach nicht. Zwischen Zwangsgestörten und
Histrionischen gibt es große Unterschiede und die Schwerpunkte sind in beiden Fällen
ganz andere. Es ist auch davon die Rede, dass es sich bei der Entstehung von Persönlichkeitsstörungen
um "das und jenes" handelt, wobei der Begriff ‚Entstehung' grundsätzlich nicht stimmt.
In der Psychiatrie weiß man seit langem, dass man Persönlichkeitsstörungen hat - sie
sind demnach von Anfang an angelegt -, und man diese nicht so einfach "entstehen lassen"
oder "unterdrücken" kann, quasi nach Belieben. Davon ist nur in den seltensten Fällen
auszugehen. Auch bei den Histrionischen ist die "Störung der Wichtigkeit" nicht immer
im Vordergrund.
Es fällt bei der Lektüre auf, dass der Therapeut eine mitleidige, einfügsame Grundeinstellung
haben soll. Das muss nicht unbedingt sein. Es gibt Therapeuten, die z.B. mit Persönlichkeitsgestörten
ganz anders umgehen und damit Erfolg haben, wie z.B. bei Alkoholikern. Bei Histrionischen
grundsätzlich eine liebevolle Grundhaltung von dem Therapeuten zu fordern, ist zumindest
unrealistisch.
Trotzdem: Das Buch beschreibt eindrucksvolle Fälle, und der Umgang mit diesen Patienten,
die nach Meinung des Autors nicht unbedingt als solche zu bezeichnen sind (was eigentlich
sonst?), ist zweifellos schwierig. Für den Psychotherapeuten ist es ein wichtiges,
gut lesbares und praktisches Buch mit zahlreichen Anleitungen, wie man im Einzelfall
mit solchen Patienten umgehen kann.
Prof. F. Reimer, Weinsberg