Dialyse aktuell 2008; 12(6): 390
DOI: 10.1055/s-0028-1086190
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Diabetisches Fußsyndrom - Rasche Antibiose zur Rettung infizierter Füße

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Publication Date:
08 September 2008 (online)

 
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Ulzera im Rahmen eines diabetischen Fußsyndroms (DFS) sind häufig bakteriell infiziert. Das erfordert mitunter ein rasches Eingreifen mit einer wirksamen antibiotischen Strategie.

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Ursache ist die diabetische Neuropathie

Das DFS entsteht fast immer auf dem Boden einer diabetischen Neuropathie. Das hob Dr. Alexander Risse, Dortmund, hervor. Lautet der Befund bei einem Fußulkus eines Diabetikers "isolierte periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)", so wurde wahrscheinlich nicht sauber untersucht.

Fußulzera können laut Risse insbesondere dann entstehen, wenn Patienten mit Diabetes und Neuropathie ihre Schmerzempfindung in den Extremitäten verloren haben. Traumatisierungen spüren sie dann nicht. Liegt zugleich eine Mikrozirkulationsstörung vor, sind selbst kleinste Verletzungen, Rhagaden und Hyperkeratosen imstande, sich zu einem schwer zu behandelnden Ulkus auszuwachsen.

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Füße frühzeitig inspizieren ...

Problemfüße müssen je nach Gefährdungsgrad mindestens alle 6 Monate bis hin zu 1-mal monatlich inspiziert werden. Das forderte PD Karl-Heinz Konz, Mönchengladbach. Man sollte sich nicht scheuen, den Fuß in die Hand zu nehmen und gründlich abzutasten. Schuhe und Socken seien auf Passgenauigkeit und potenzielle Druckstellen hin zu überprüfen. Ferner empfahl der Diabetologe die Patienten aufzufordern, helle und nicht dunkle oder gar rote Strümpfe zu tragen: So kann der Patient oder der Arzt Blutspuren besser erkennen.

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... und vorbeugende Maßnahmen ergreifen

Übergewichtigen Diabetikern sei eine Gewichtsreduktion dringend anzuraten. Allein 10 kg weniger führen laut Konz zu einer Entlastung des Vorfußes um ein Drittel. Zur raschen Abklärung einer Neuropathie reiche meist ein Stimmgabeltest zur Ermittlung des Vibrationsempfindens sowie ein 10-g-Mikrofilamenttest zur Überprüfung des Druckempfindens im Vorfuß aus. Ob ein Fußulkus durch eine pAVK kompliziert wird, sollte durch Untersuchung der Pulse und Messung des Knöchel-Arm-Indexes (< 0,9) eruiert werden. Bei Ulzera an diabetischen Füßen kommen meist mehrere Probleme zusammen: Eine Wundheilung wird durch die Ischämie erschwert und häufig durch eine bakterielle Infektion unmöglich gemacht. Hinzu kommt oftmals eine sehr schlechte Diabeteseinstellung.

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Schnelle und wirksame Antibiose ist gefragt

Nicht nur um Amputationen, sondern auch um die Entwicklung einer Sepsis zu verhindern, ist eine schnelle und wirksame Antibiose angesagt, forderte Konz. Das ist seinen Ausführungen nach mit Daptomycin (Cubicin®) der Fall. Innerhalb von 8 Stunden lassen sich nahezu alle wachstumsfähigen Bakterien ausschalten.

Gramnegative Erreger deckt der Wirkstoff allerdings nicht ab und muss deshalb im Zweifelsfall durch einen anderen antibakteriellen Wirkstoff ergänzt werden. Gegenüber Vancomycin ließ sich jedoch eine klare Überlegenheit dokumentieren. So betrug der Anteil der erfolgreich mit Vancomycin therapierten Patienten nach 4 bis 7 Tagen 33 %. Unter Daptomycin stieg diese Quote auf 63 %. Man sollte sich bei der Dosierung streng an die Zulassungsstudien halten. Insbesondere wenn eine Osteomyelitis mit im Spiel ist, sind Dosen von 6 mg/kg Körpergewicht (KG) gefordert.

Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein

Quelle: Expertenmeeting "Der Diabetische Fuß", veranstaltet von der Novartis Deutschland GmbH, Nürnberg

 
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