Der Klinikarzt 2008; 37(9): 436
DOI: 10.1055/s-0028-1089975
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Prophylaxe invasiver Mykosen und Lungeninfiltrate - Hohes Einsparpotenzial im Krankenhausalltag

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01 October 2008 (online)

 
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Eine Chemotherapie kann bekanntermaßen im Blut von Leukämiepatienten eine Neutropenie verursachen. Die Zahl der neutrophilen Granulozyten sinkt dann von etwa 2 000-5 000 auf weniger als 500 pro Mikroliter Blut ab. Hält diese Immunsuppression länger an, ist eine antimykotische Prophylaxe indiziert. Das Antimykotikum Posaconazol (Noxafil®) ist in dieser Situation laut der Zulassungsstudie den Standardazolen Itraconazol und Fluconazol überlegen: Mit einer Posaconazolprophylaxe erlitten nur 2 % der Patienten eine invasive Pilzinfektion ("invasive fungal infection", IFI), mit den anderen Antimykotika waren es 8 %. Dieser Effekt hatte über längere Zeit Bestand und hatte sich auch auf die Mortalität der Patienten ausgewirkt.

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Prophylaxe auch unter Alltagsbedinungen erfolgreich

"Auch unter klinischen Alltagsbedingungen halten diese Ergebnisse stand", sagte PD Oliver A. Cornely, Köln. Seit 2006 erhalten im Universitätsklinikum Köln Patienten mit akuter myeloischer Leukämie oder myelodysplastischem Syndrom und einer chemoinduzierten Neutropenie, die über 10 Tage andauert, immer prophylaktisch Posaconazol - im Jahr 2006 insgesamt 29 Patienten. Vor Einführung dieser Maßnahme erhielten die betreffenden Patienten Amphotericin B peroral. Von 2003-2005 waren das insgesamt 59 Patienten. "Invasive Pilzinfektionen traten bei 15 % der Neutropeniepatienten ohne Posaconazolprophylaxe, aber nur bei 3 % mit der Prophylaxe auf", berichtete Cornely. "Fieberschübe verringerten sich von 14 auf 10 % und invasive Lungeninfiltrate sogar von 59 auf 28 %."

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Prophylaxe nur ein Bruchteil der potenziellen Therapiekosten

Wie hoch die mittleren Therapiekosten einer invasiven Pilzinfektion sind, die nicht durch eine Prophylaxe verhindert wird, hat Prof. Helmut Ostermann, München, berechnet. Er verglich retrospektiv die Daten von 108 Leukämiepatienten aus 5 Zentren mit invasiven Aspergillosen, Candidosen oder anderen invasiven Pilzinfektionen, die entweder mit Amphotericin B, Capsofungin, Fluconazol, Itraconazol, Voriconazol oder Posaconazol behandelt worden waren. Außerdem waren aufgrund der invasiven Pilzinfektion intensivmedizinische Maßnahmen notwendig geworden.

"Die mittleren direkten Therapiekosten pro Patient stiegen von 30 454 auf 51 517 Euro", berichtete Ostermann, "wenn eine invasive Pilzinfektion dazukam." Diese verursache also zusätzliche Kosten von etwa 21 000 Euro pro Patient. "Das ist weit mehr, als eine IFI-Prophylaxe kosten würde."

Simone Reisdorf, Erfurt-Linderbach

Quelle: Symposium "Evidenzbasierte Vermeidung invasiver Pilzinfektionen bei onkologischen Hochrisikopatienten - Klinische Umsetzung und Finanzierbarkeit" im Rahmen des 28. Deutschen Krebskongresses in Berlin, Veranstalter: Essex Pharma GmbH, München