Psychiatrie und Psychotherapie up2date 2009; 3(2): 93-104
DOI: 10.1055/s-0028-1090126
Affektive Störungen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rapid Cycling als besondere Verlaufsform der bipolaren Störung

Johanna  Sasse, Peter  Prager, Michael  Bauer
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. Februar 2009 (online)

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Kernaussagen

Risikofaktoren und Ätiologie

  • Das Rapid Cycling ist eine im Erscheinungsbild und Verlauf sehr vielseitig auftretende Erkrankung, welche den behandelnden Arzt sowohl diagnostisch als auch therapeutisch vor eine große Herausforderung stellt. Die klinische Relevanz hat seit Einführung dieser Diagnose in das DSM-IV-Klassifikationssystem deutlich an Bedeutung gewonnen.

  • Insbesondere Frauen und Patienten mit einer Bipolar-II-Störung haben ein erhöhtes Risiko, diese Verlaufsform zu entwickeln. Besonders schwere Verlaufsformen mit schnellen Phasenwechseln treten bei Patienten, welche bereits sehr früh an einer bipolaren Störung erkrankt waren, gehäuft auf.

  • Verschiedene neurobiologische Aspekte konnten mit dieser Erkrankung in Verbindung gebracht werden, die Datenlage ist aber insgesamt noch als unzureichend anzusehen.

Therapie

  • Viele Studien zeigen ein relativ schlechtes Therapieansprechen dieses speziellen Verlaufstyps der bipolaren Störung. Bei der Erstellung eines medikamentösen Behandlungskonzeptes sollte eine wirksame phasenprophylaktische Medikation Vorrang vor der Behandlung akuter affektiver Episoden erhalten.

  • Zum Einsatz kommen in erster Linie die Phasenprophylaktika Valproat, Lithium, Lamotrigin und Carbamazepin. Da in der Regel eine Monotherapie mit einer dieser Substanzen nicht ausreicht, sollte eine Zweifachkombination oder – wenn auch diese nicht hilft – eine Dreifachkombination gewählt werden. Gute Kombinierbarkeit besteht insbesondere für Lithium. Besonders in der akuten Manie ist aufgrund eines schnellen Wirkungseintrittes der Einsatz von atypischen Neuroleptika zu erwägen.

  • Der Einsatz von Antidepressiva sollte wegen eines erhöhten Akzelerationsrisikos, also dem Risiko eines noch schnelleren Phasenwechsels, vermieden werden.

  • Dem behandelnden Arzt stehen auch nichtpharmakologische Therapieverfahren zur Verfügung, welche er zur Optimierung seiner medikamentösen Behandlungskonzepte einsetzen kann. Insbesondere die EKT ist nach aktueller Studienlage Erfolg versprechend und stellt eine Option zur Komplettierung des therapeutischen Behandlungskonzeptes bei therapierefraktären Patienten dar.

Literatur

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Michael Bauer

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus

Fetscherstraße 74

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