Pneumologie 2008; 62(11): 638
DOI: 10.1055/s-0028-1098062
Pneumo-Fokus

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Arbeitsmedizin - Respiratorische Symptome bei Lackierarbeitern durch Isocyanat

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Publication Date:
06 November 2008 (online)

 
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Isocyanat, das unter anderem für die Herstellung von Lacken verwendet wird, ist eine häufige Ursache für berufsbezogenes Asthma und ist als Berufskrankheit anerkannt. Trotzdem wurden bislang noch keine größeren Studien zu den Auswirkungen einer Isocyanat-Exposition auf verschiedene respiratorische Symptome durchgeführt. Ziel der Studie von A. Pronk und Mitarbeitern war es, die Assoziation zwischen der Isocyanat-Exposition am Arbeitsplatz und respiratorischen Symptomen an einer repräsentativen Querschnittspopulation zu untersuchen. Am J Respir Crit Care Med 2007; 176: 1090–1097

Die Studien umfasste 581 Arbeiter, die in verschiedenen Zweigen der Spritzlackierungsindustrie arbeiteten. Es wurden die Prävalenz von respiratorischen Symptomen und die Häufigkeit der Sensibilisierung gegen Isocyanate gemessen. Die eingeschlossenen Arbeiter wurden in 2 Gruppen eingeteilt: Die 1. Gruppe umfasste Arbeiter, die aktiv als Lackierer mit Isocyanaten arbeiteten, die 2. Gruppe bestand aus Büroarbeitern derselben Firma, die nicht in direkten Kontakt mit Isocyanaten kamen.

Aktive Lackierarbeiter hatten ein 2- bis 3-fach erhöhtes Risiko Asthma-oder COPD- Symptome (Chronische Bronchitis, Obstruktion, Kurzatmigkeit) zu entwickeln. Lackierarbeiter gaben außerdem an, häufiger an Brustenge zu leiden. Während das spezifische IgE gegen Isocyanat nicht signifikant erhöht war, wiesen die Lackierarbeiter jedoch ein erhöhtes spezifisches IgG gegen Isocyanat. Atopische Sensibilisierung war sogar insgesamt seltener bei Lackierarbeitern als bei Büroarbeitern. Asthma-ähnliche Symptome, Brustenge und spezifisches IgG zeigten eine positive Korrelation mit der Expositionsdosis.

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Bewertung

Diese Studie beschreibt in einer großen Querschnittspopulation von Lackierarbeitern erstmals eine Expositions-Wirkung-Beziehung zwischen Isocyanaten und respiratorischen Symptomen. Bemerkenswert ist, dass vor allem ein Zusammenhang mit Asthma-ähnlichen Symptomen, jedoch eine inverse Assoziation mit dem Auftreten von Atopien gefunden wurde. Woher dies kommt, bleibt unklar und wird in der Studie nicht weiter besprochen. Die Autoren diskutieren lediglich, dass Arbeiter mit schwerem Asthma dieses Berufsfeld a priori meiden oder es frühzeitig verlassen könnten. Andererseits deutet die Korrelation zwischen Isocyanat-Exposition, Asthma-ähnlichen Symptomen und IgG auf ein nicht-IgE-vermitteltes Asthma bronchiale hin. Weitere Studien sind notwendig, um die pathophysiologische Rolle von Isocyanaten bei Asthma-ähnlichen Symptomen zu untersuchen.

Referiert und bewertet von Dr. B. Koller und Dr. D. Hartl, München