Pneumologie 2008; 62(11): 640
DOI: 10.1055/s-0028-1098065
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Immunologie - Klinische Marker für Atopische Dermatitis

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Publication Date:
06 November 2008 (online)

 
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Der Nervenwachstumsfaktor NGF ist als wichtiger Vermittler in neuroinflammatorischen Prozessen bekannt. Schulte-Herbrüggen et al. untersuchten die NGF-Serumspiegel von 57 Patienten mit Atopischer Dermatitis (AD) und 17 Patienten mit Psoriasis. Sie konnten jedoch keine signifikante Korrelation zwischen NGF und der Schwere der Krankheit feststellen. Int Arch Allergy Immunol 2007;144: 211–216

Es gibt etliche Hinweise, dass lokale Immunreaktionen unter der Kontrolle von NGF stattfinden. NGF ist in die Interaktion von Nerven und Mastzellen involviert und trägt sowohl bei AD als auch bei Psoriasis zur Entwicklung chronisch-entzündlicher Hautläsionen bei. Während Psoriasis eine vorwiegend TH1-vermittelte Hautkrankheit ist, wird die AD schwerpunktmäßig von einer TH2-Aktivierung begleitet und gefördert. Die Autoren bestimmten außer NGF im Serum auch Gesamt-IgE und ECP (eosinophil cationic protein). Es wird bei allergischen Reaktionen aus eosinophilen Granulozyten freigesetzt und ist bei Asthma, Pollinosis und AD in Serum und Sekreten erhöht. Außerdem ermittelten Schulte-Herbrüggen et al. die Schwere der Hautkrankheit. Die Ausbreitung der Erytheme gehörten dazu ebenso wie krankheitsbedingter Schlafmangel. Ziel war es, festzustellen, ob NGF im Serum als klinischer Marker verwendet werden kann. Eine Korrelation zwischen NGF und den anderen Parametern ließ sich jedoch weder für die Patienten mit AD noch für die Psoriasis-Erkrankten feststellen.

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Bewertung

Um immunologisch vermittelte Krankheitsbilder zu verstehen ist es wichtig, die Zusammenhänge zwischen neuronalen und immunologischen Mechanismen zu klären. Interessant ist, dass NGF offensichtlich innerhalb des Individuums ein stabiler Parameter ist, der sowohl bei Personen mit AD als auch bei gesunden Kontrollpersonen in etwa 7% der Fälle erhöht ist. Im Gegensatz zu anderen Studien ergaben die Experimente von Schulte-Herbrüggen et al. eindeutig, dass NGF-Serumwerte als klinischer Marker weder für TH1- noch TH2-vermittelte Hautkrankheiten geeignet sind. Im Gegensatz zu anderen Arbeitsgruppen hatten sie die Messungen systematisch bezüglich unspezifischer Bindungsergebnisse korrigiert. Auch wenn NGF keine systemische Rolle bei den genannten Krankheiten spielt, ist seine lokale Bedeutung unumstritten und sollte weiter untersucht werden.

Referiert und bewertet von Dr. Verena Liebers, Bochum