Seit dem 1. September 2007 hat Domenico Scala die Position des CEO (Chief Executive
Officer) von Nobel Biocare inne. Als neuer Konzernchef und Finanzspezialist löste
der gebürtige Schweizer Heliane Canepa ab, die viele Jahre die Geschicke des Unternehmens
geleitet hat. Seine Einjahresbilanz nahm er und Novica Savic, seit Kurzem neuer Geschäftsführer
Deutschland, zum Anlass mit der ZWR-Redaktion über die neue Ausrichtung von Nobel
Biocare zu sprechen.
V. l.: Dr. Cornelia Gins, Domenico Scala, Novica Savic
? Herr Scala, seit einem Jahr führen Sie als CEO das Unternehmen Nobel Biocare. Wo
haben Sie im letzten Jahr Ihre Schwerpunkte gesetzt?
Scala: Unser Hauptaugenmerk lag auf Verbesserungen im Vertrieb, Service und Marketing. Durch
die hohe Fluktuation des Außendienstes in den letzten Jahren hat das Vertrauen gelitten
und dadurch den Wettbewerb gestärkt. Im Bereich Marketing bewirkt die kontrollierte
Einführung des neuen Produktes NobelActive positive Veränderung. Der hohe wissenschaftliche
Anspruch an das Produkt bedingte einen langen Vorlauf. Über 2 000 Zahnärzte nahmen
an der Testphase teil, bevor NobelActive lanciert wurde. Auch der Ton im Marketing
hat sich gewandelt. Es werden keine absoluten Aussagen mehr gemacht, wie z. B. Teeth-in-an-Hour
und wir nehmen Abstand von Behandlungsempfehlungen.
? Seit Mai dieses Jahres ist Nobel Active auf dem Markt. Welche Indikation ist für
das Implantat gegeben und wie nimmt der Zahnarzt das neue Produkt an?
Savic: Schon vor dem Relaunch gab es eine lange Einführungsphase mit aktiver Beteiligung
der Zahnärzte. Bereits in dieser Phase hat das Implantat durch die besondere Indikation
das Interesse der Kollegen geweckt. Es ist konzipiert für schwierige Knochenverhältnisse,
da es besonderes im weichen Knochen eine hohe primäre Knochenstabilität ermöglicht.
So können jetzt auch Patienten behandelt werden, die vorher nur schwer hätten versorgt
werden können. Möglich wird das durch die Wahl der Oberfläche, des Designs und wie
sich das Implantat in den Knochen dreht. Allerdings unterscheidet sich die Handhabung
von herkömmlichen Implantaten. Einen Vertrieb gibt es daher nur nach vorheriger intensiver
Schulung des Praxis-Teams.
? Welche Nachrichten gibt es aus dem Bereich CAD/CAM-Technologie?
Savic: Wir arbeiten an der Weiterentwicklung der Procera-Software. Ziel ist es, eine integrierte
Plattform von der Planung "Implantat Setzen" bis hin zur Produktion der Vollkeramik
anzubieten, also eine digitale Planung von A-Z. Die neue Generation von Zahnärzten
will digitale Arbeitsprozesse zunehmend in den Arbeitsprozess integrieren. So besteht
ein großer Wunsch nach Weiterentwicklung digitaler Medizin auch unter dem Sicherheitsaspekt.
Einige Neuerungen werden dazu auf der IDS 2009 vorgestellt. Nobel Biocare hat außerdem
einen Leiter für Procera weltweit benannt. Es ist ein ausgewiesener Zahntechniker
mit umfangreicher Erfahrung im Bereich Prothetik, der zudem über viele Jahre Praxisknow-how
als Eigentümer eines eigenen Labors in Deutschland verfügt. Einen Topspezialisten
aus der Praxis zu nehmen, erscheint uns das richtige Signal für den Kunden zu sein.
? Nobel Biocare Produkte hatten bei den Anwendern aufgrund der Verlässlichkeit und
der Qualität immer einen hohen Stellenwert. Herr Scala, Sie haben deshalb die Probleme
der Vergangenheit primär darin gesehen, wie die Produkte in den Markt eingeführt wurden.
Das letzte Jahr hat das Unternehmen wieder auf einen guten Weg gebracht. Was ist für
die Zukunft geplant?
Scala: Neben dem Gewinn von Neukunden ist unser Bestreben, die bestehenden Kunden, die in
der letzten Zeit weniger in Nobel Biocare-Produkte investiert haben, durch die eingeleiteten
Strategien wieder für mehr Aktivitäten zu motivieren. Neben Vertrieb, Service und
Marketing, die dem deutschen Markt mehr angepasst werden, legen wir vermehrt Wert
auf die wissenschaftliche Ausrichtung bzw. klinische Prüfung unserer Produkte. So
läuft für NobelActive ein ganz besonderes Programm. Es wird weltweit eine Praxisalltagsstudie
zu NobelActive aufgelegt. In Deutschland nehmen 75 Implantologen teil. Um das Ergebnis
nicht zu verfälschen, haben mindestens die Hälfte noch keine Nobel-Biocare-Produkte
verwendet. 10 Patienten werden über 5 Jahre in einem jährlichen Recall überprüft.
Besonders interessant wird der internationale Vergleich sein. So eine Studie ist noch
nie da gewesen. Da Tausende Patienten daran teilnehmen werden, kann auf diese Weise
eine phänomenale Datenbasis erstellt werden. In jedem Land wird es einen Teamleader
geben, der die Studie extern betreut und verantwortet. Die ersten Ergebnisse, die
dann regelmäßig publiziert werden, werden im September 2009 erwartet.
Das Feedback, das wir in den letzten Wochen bekommen haben, war sehr positiv. Das
gibt die Bestätigung, dass der eingeschlagene Weg richtig war. Die Qualität und Innovation
von Nobel-Biocare-Produkten sind sehr hoch, das hat der Kunde nicht vergessen. Im
Vertrieb und Marketing waren und sind noch Ressourcen frei. Daran arbeiten wir.
! Herr Scala, Herr Savic, vielen Dank für das Gespräch. Gi/ZWR