Der sekundäre Hyperparathyreoidismus (sHPT) ist eine häufige Komplikation bei der chronischen Niereninsuffizienz, die auf einer gestörten Kalzium- und Phosphathomöostase beruht. Ansatzpunkt zur Kontrolle des sHPT ist der Calcium-Sensing-Rezeptor (CaR), dessen Sensitivität infolge der Erkrankung heruntergeregelt wird. Cinacalcet (Mimpara®[1]) ist der erste zugelassene allosterische Modulator dieses G-Protein-gekoppelten Rezeptors [1].
Das Calcimimetikum Cinacalcet erhöht die Sensitivität gegenüber extrazellulärem Kalzium. Die über den CaR erfolgende Signalübertragung wirkt direkt hemmend auf die Parathormonsekretion aus den Nebenschilddrüsen - bei gleichzeitig deutlicher Abnahme der Serumkalziumwerte. Cinacalcet ist seit 2004 EU-weit zur Therapie des sekundären Hyperparathyreoidismus zugelassen.
Zulassungserweiterung
Ende Juni hat die Europäische Kommission die Zulassung nun auf folgende Indikation erweitert: "Verminderung von Hyperkalzämie bei Patienten mit primärem Hyperparathyreoidismus (pHPT), bei denen eine Parathyreoidektomie aufgrund der Serumkalziumspiegel (wie in den relevanten Behandlungsrichtlinien definiert) angezeigt wäre, jedoch klinisch nicht angebracht oder kontraindiziert ist". Die Inzidenz des pHPT liegt - zumindest in der industrialisierten Welt - bei jährlich 30 Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner, wobei Frauen 2-3-mal häufiger betroffen sind als Männer [2].
Die Absenkung der Serumkalziumwerte konnte in einer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Multicenterstudie an 78 Patienten mit primärem Hyperparathyreoidismus unter Beweis gestellt werden: Bei 73 % der mit Cinacalcet behandelten Patienten (n = 40) reduzierte sich der Serumkalziumspiegel um mindestens 0,5 mg/dl - gegenüber 5 % in der Placebogruppe [3]. Bereits innerhalb der ersten beiden Behandlungswochen erreichten die Kalziumwerte den Normbereich und hielten bei 80 % der Patienten über 5 Jahre an.
Marianne E. Tippmann,
m+m GmbH, Ober-Mörlen
Quelle: "Primärer Hyperparathyreoidismus - Medikamentöse Therapieoption verfügbar"