Dialyse aktuell 2008; 12(7): 444
DOI: 10.1055/s-0028-1101404
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Calcium-Sensing-Rezeptor: Zentraler Schlüssel zum sHPT-Therapieerfolg - Cinacalcet jetzt auch für primären Hyperparathyreoidismus zugelassen

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Publication Date:
22 October 2008 (online)

 
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Der sekundäre Hyperparathyreoidismus (sHPT) ist eine häufige Komplikation bei der chronischen Niereninsuffizienz, die auf einer gestörten Kalzium- und Phosphathomöostase beruht. Ansatzpunkt zur Kontrolle des sHPT ist der Calcium-Sensing-Rezeptor (CaR), dessen Sensitivität infolge der Erkrankung heruntergeregelt wird. Cinacalcet (Mimpara®[1]) ist der erste zugelassene allosterische Modulator dieses G-Protein-gekoppelten Rezeptors [1].

Das Calcimimetikum Cinacalcet erhöht die Sensitivität gegenüber extrazellulärem Kalzium. Die über den CaR erfolgende Signalübertragung wirkt direkt hemmend auf die Parathormonsekretion aus den Nebenschilddrüsen - bei gleichzeitig deutlicher Abnahme der Serumkalziumwerte. Cinacalcet ist seit 2004 EU-weit zur Therapie des sekundären Hyperparathyreoidismus zugelassen.

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Zulassungserweiterung

Ende Juni hat die Europäische Kommission die Zulassung nun auf folgende Indikation erweitert: "Verminderung von Hyperkalzämie bei Patienten mit primärem Hyperparathyreoidismus (pHPT), bei denen eine Parathyreoidektomie aufgrund der Serumkalziumspiegel (wie in den relevanten Behandlungsrichtlinien definiert) angezeigt wäre, jedoch klinisch nicht angebracht oder kontraindiziert ist". Die Inzidenz des pHPT liegt - zumindest in der industrialisierten Welt - bei jährlich 30 Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohner, wobei Frauen 2-3-mal häufiger betroffen sind als Männer [2].

Die Absenkung der Serumkalziumwerte konnte in einer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Multicenterstudie an 78 Patienten mit primärem Hyperparathyreoidismus unter Beweis gestellt werden: Bei 73 % der mit Cinacalcet behandelten Patienten (n = 40) reduzierte sich der Serumkalziumspiegel um mindestens 0,5 mg/dl - gegenüber 5 % in der Placebogruppe [3]. Bereits innerhalb der ersten beiden Behandlungswochen erreichten die Kalziumwerte den Normbereich und hielten bei 80 % der Patienten über 5 Jahre an.

Marianne E. Tippmann,

m+m GmbH, Ober-Mörlen

Quelle: "Primärer Hyperparathyreoidismus - Medikamentöse Therapieoption verfügbar"

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Die zwei Formen des Hyperparathyreoidismus

Der primäre Hyperparathyreoidismus (pHPT) ist eine von den Nebenschilddrüsen ausgehende endokrine Störung. Kennzeichnend ist eine erhöhte bis exzessive Parat-hormonsekretion und eine daraus resultierende Hyperkalzämie. Die verstärkte Parathormonfreisetzung spielt eine Schlüsselrolle im Mineral- und Knochenstoffwechsel. In der Mehrzahl der Fälle lässt sich einem behandlungsbedürftigen pHPT mit einer Parathyreoidektomie begegnen. Für die Patienten, bei denen eine chirurgische Intervention nicht angebracht ist, mangelte es bislang an langfristigen Therapieoptionen.

Der sekundäre Hyperparathyreoidismus (sHPT) tritt bei niereninsuffizienten Patienten auf. Durch die chronische Nierenerkrankung wird zu wenig Calcitriol (Vitamin-D-Hormon) gebildet, das für die enterale Kalziumaufnahme benötigt wird. Die Konzentration an freiem Kalzium sinkt, und die Freisetzung von Parathormon steigt. Kalzium und Phosphat werden aus dem Knochen freigesetzt - mit den bekannten negativen Folgen, wie der renalen Osteopathie, aber auch den Gefäß- und Weichteilverkalkungen. In diesem Kreislauf spielt der Calcium-Sensing-Rezeptor (CaR) eine zentrale Rolle: Durch Stimulation mit Cinacalcet wird die Empfindlichkeit des CaR gegenüber extrazellulären Kalziumionen gesteigert, die PTH-Sekretion aus den Nebenschilddrüsen gehemmt, das Serumkalzium vermindert - und die Progression der Erkrankung gestoppt.

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Literatur

  • 01 Brown EM . et al . Annu Rev Med. 1998;  49 15-29
  • 02 Grundlagen der Chirurgie G 86. Beilage zu Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 1999; 28 (4). 
  • 03 Peacock M . et al . J Clin Endocrinol Metab. 2005;  90 135-141

01 Mimpara® ist ein Produkt der Amgen GmbH

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Literatur

  • 01 Brown EM . et al . Annu Rev Med. 1998;  49 15-29
  • 02 Grundlagen der Chirurgie G 86. Beilage zu Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie 1999; 28 (4). 
  • 03 Peacock M . et al . J Clin Endocrinol Metab. 2005;  90 135-141

01 Mimpara® ist ein Produkt der Amgen GmbH