Dr. med. Kerstin König
In der Therapie des Diabetes mellitus spielt das Sammeln und Auswerten von stoffwechselrelevanten
Daten eine elementare Rolle. Ärzten und Patienten stehen dafür immer vielseitigere
Informations-Management-Lösungen zur Verfügung, die den Alltag deutlich erleichtern.
Bisherige Datendokumentation im CSII-Genehmigungsprozess
Bisherige Datendokumentation im CSII-Genehmigungsprozess
Beantragt der Arzt für seinen Patienten eine Insulinpumpe (Abb. [1]), muss er dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) umfassende Daten
vorlegen. Erwartet werden die vom Patienten unter intensivierter konventioneller Insulintherapie
(ICT) gesammelten Blutzuckerdaten der letzten 3 Monate. Der behandelnde Arzt muss
also den Patienten rechtzeitig motivieren, eine vollständige Stoffwechseldokumentation
durchzuführen, das heißt sämtliche Blutzuckerwerte, aufgenommene Kohlenhydrate, gegebene
Insulinarten und -mengen sowie körperliche Aktivitäten zu notieren.
Abb. 1 Genehmigungs- und Bestellprozess: Insulinpumpen-Erstversorgung - unter Berücksichtigung
der Empfehlungen des MDK.
Dr. Kerstin König, Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie
in Kamen, gibt Einblicke in übliche Praktiken des Informations-Managements: "Bisher
erfolgt die Dokumentation der Patientenwerte für die Genehmigung einer Insulinpumpe
handschriftlich mithilfe eines Diabetes-Tagebuchs. Selten werden die Einträge jedoch
zeitnah erledigt, sodass sie leicht unvollständig oder schlicht fehlerhaft sein können.
Letzteres darf jedoch in der Beantragungsphase nicht geschehen. Daher ist es sehr
wichtig, dass der Patient die Notwendigkeit der Dokumentation versteht und einsieht.
Am einfachsten und sichersten ist bis dato die Verwendung von Blutzuckermessgeräten
mit großer Speicherkapazität, die sich außerdem einfach in den Computer auslesen lassen."
Handschriftliche Aufzeichnungen können verloren gehen
Handschriftliche Aufzeichnungen können verloren gehen
Der Verlust von Datensätzen innerhalb des Genehmigungsprozesses ist für Arzt und Patient
besonders frustrierend, da die Dokumentation über 3 Monate lückenlos vorliegen muss.
Bei Genehmigungsprozessen sollten daher keine Originale, sondern nur Duplikate eingereicht
werden. Und das gilt sowohl für handschriftlich gesammelte Daten, als auch für elektronisch
gespeicherte Informationen.
Einbindung von Informations-Management-Angeboten
Einbindung von Informations-Management-Angeboten
Rund 3 bis 6 Mahlzeiten täglich und dazu je nach Therapie durchschnittlich bis zu
7 Blutzuckermessungen und Medikamentengaben: Da die kontinuierliche Aufzeichnung aller
Angaben für Patienten oft sehr schwierig ist, können moderne Systeme des Informations-Managements
eine willkommene Hilfe sein. Sie vereinfachen die Datenspeicherung und Auswertung
deutlich, und zwar für Arzt und Patient. Denn so ist die langfristige und einfache
Dokumentation von Daten auch aus mehreren Blutzuckermessgeräten unkompliziert möglich,
egal ob von einem oder mehreren Patienten. Weiter gibt es in jeder Praxis Patienten,
bei denen trotz guter Compliance keine optimale Stoffwechseleinstellung zu erreichen
ist. Durch deskriptive Statistik und Beleuchtung der Datensätze aus unterschiedlichen
Blickwinkeln gelingt es, manchen therapeutischen Bias aufzudecken. Nicht zuletzt erkennen
viele Diabetiker erst im Gespräch mit dem Arzt, welches Chaos die Dokumentation der
eigenen Stoffwechselführung darstellt. Gerade dieses Verständnis des eigenen Körpers
und der Diabetes-mellitus-Abläufe kann ideal genutzt werden, um den Patienten Informations-Management-Lösungen
zu erklären und sie zur regelmäßigen Datendokumentation zu motivieren.
Grafiken statt Zahlenkolonnen: Vorteile für die Therapieführung durch das Qualitätsmanagement
Grafiken statt Zahlenkolonnen: Vorteile für die Therapieführung durch das Qualitätsmanagement
Das Auslesen der Daten auf den Computer kann vor der Sprechstunde zeitsparend vom
Praxispersonal durchgeführt werden. Anschließend erhält der Arzt rasch eine Übersicht
der Blutzuckerwerte des Patienten. Eine prozentuale Auswertung hinsichtlich erreichter
Zielwerte zeigt schnell die Qualität und Güte einer Stoffwechselführung und lässt
sich komfortabel mit den Angaben zurückliegender Quartalsbesuche vergleichen. "Dem
Zeitaufwand, der für das Einlesen erforderlich ist, steht ein enormer Zeitgewinn in
der Therapieplanung gegenüber", so Dr. König. Denn durch Einbeziehung elektronischer
Datenmanagement-Lösungen, wie der Accu-Chek 360°-Software, können Ursachen instabiler
Stoffwechsellagen oft wesentlich rascher erkannt werden. Um alle Vorteile von vornherein
nutzen zu können, sollten Arzt und Praxispersonal sich anfangs einmalig mit den Möglichkeiten
des jeweiligen Informations-Management-Systems vertraut machen und den Umgang damit
kennen lernen. Hierbei unterstützen z. B. die Service-Angebote des Roche-Außendienstes.
Auswirkungen der neuen Dokumentationsmöglichkeiten auf den Praxisalltag
Auswirkungen der neuen Dokumentationsmöglichkeiten auf den Praxisalltag
"Durch die Einbindung von Informations-Management-Lösungen können frühzeitig grundsätzliche
Missverhältnisse in der Therapie erkannt werden, wie zum Beispiel eine nahezu ausschließliche
Verwendung des Basalraten-Insulins bei einer CSII, ohne dass prandiale Boli gegeben
werden", erläutert Dr. König einen Fall aus ihrem Praxisalltag. Auch eine Häufung
von Hypoglykämien, beziehungsweise grenzwertig niedriger Werte nach einer Therapie-Intensivierung
wird so rasch entdeckt und kann schnell korrigiert werden. Selbst der in der Gesamtbeurteilung
von Stoffwechsel-Situationen nicht so versierte Patient kann durch eine deskriptive
und visuelle Auswertung der Daten eine Verschlechterung der Blutzuckerwerte feststellen
und wenn nötig Gegenmaßnahmen ergreifen oder den behandelnden Arzt aufsuchen.
Höhere Erfolgschancen mithilfe der neuen Dokumentationstechniken
Höhere Erfolgschancen mithilfe der neuen Dokumentationstechniken
Ein Fall von Frau Dr. König macht die neu gewonnenen Möglichkeiten anschaulich: "Einer
gut geschulten CSII-Patientin gelang es über einen längeren Zeitraum nicht, ihre Stoffwechsel-Parameter
zu verbessern. Alle herkömmlichen Alternativen der Therapieanpassung führten bei ihr
nicht zum Erfolg. Erst mithilfe der Auswertungsmethoden des Daten-Managements gelang
es uns, die Ursache der nicht suffizienten Blutzuckerführung zu finden. Ein zu häufiges
und nicht indiziertes Einsetzen der temporären Basalraten versetzte die Stoffwechseleinstellung
der Patientin in ein Ungleichgewicht."
Janine Todtenberg
Quellen: Nach Informationen von Dr. med. Kerstin König und Roche Diagnostics, Mannheim
Die Autorin ist Fachärztin für Innere Medizin/Endokrinologie und Diabetologie
Diabetesschwerpunktpraxis
Westicker Str. 1, 59179 Kamen
Email: praxis2000@online.de