Der Klinikarzt 2008; 37(11): 512
DOI: 10.1055/s-0028-1103089
Journal-Club

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Nicht routinemäßig verwenden - Auch Paracetamolgabe im Kindesalter erhöht Asthmarisiko

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
30. November 2008 (online)

 
Inhaltsübersicht

    Quelle: Beasley R, Clayton T, Crane J et al. Association between paracetamol use in infancy and childhood, and risk of asthma, rhinoconjunctivitis, and eczema in children aged 6-7 years: analyses from phase three of the ISAAC programme. Lancet 2008; 372: 1011-1012

    Thema: Azetylsalizylsäure oder andere nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAR) wie Naproxen und Ibuprofen können bekanntermaßen Asthmaattacken auslösen. Daher empfehlen internationale Richtlinien, bei asthmatischen Kindern und Erwachsenen zur Linderung von Schmerzen oder Fieber Paracetamol einzusetzen. Aktuellen Beobachtungen zufolge, sollte man jedoch auch diese Substanz nicht kritiklos und routinemäßig verwenden, denn im Kindesalter verabreichtes Paracetamol erhöht wohl ebenfalls das Risiko für allergische und asthmatische Erkrankungen.

    Projekt: Zu diesem Ergebnis kommen Dr. Richard Beasley, Wellington (Neuseeland) und seine Koautoren aufgrund der 3. Phase des ISAAC[1]-Programms, für das Eltern von 6-7-jährigen Kindern Fragen zu Symptomen von Asthma, Bindehautentzündungen und Ekzemen sowie mehreren möglichen Risikofaktoren - und eben auch zum Gebrauch von Paracetamol im 1. Lebensjahr der Kinder sowie die Häufigkeit der Paracetamolgaben während der letzten 12 Monate - beantworteten. Insgesamt entstanden daraus 200 000 Datensätze.

    Ergebnis: Demnach erhöhte die Verwendung von Paracetamol zur Fiebersenkung im 1. Lebensjahr das Risiko asthmatischer Symptome bei den Kindern um 46 %. Auch ein moderater Gebrauch von Paracetamol in den letzten 12 Monaten ließ das Risiko asthmatischer Symptome um 61 %, eine hohe Dosierung sogar um mehr als das 3-Fache ansteigen. Paracetamolgaben waren zudem mit einem um 22-38 % höheren Risiko für schwere Asthmaanfälle assoziiert. Und auch das Risiko eines allergischen Schnupfens und eines Ekzems stieg - ebenfalls dosisabhängig - durch die Paracetamolapplikation im frühen Kindesalter um bis um das 3- bzw. 2-Fache.

    Fazit: Trotz dieser Ergebnisse bleibe Paracetamol auch bis auf Weiteres das bevorzugte Medikament zur Schmerz- und Fiebersenkung bei Kindern, so die Autoren. Allerdings unterstützen die Ergebnisse die gegenwärtigen Richtlinien der Weltgesundheitsorganistation WHO. Demnach sollte Paracetamol Kindern mit hohem Fieber (≥ 38,5°C) vorbehalten bleiben. Welche Ursachen hinter dem höheren Asthmarisiko stecken, lässt die Umfrage natürlich unbeantwortet. Dementsprechend wären auch weitere randomisierte kontrollierte Studien zu den Langzeiteffekten eines häufigen Paracetamolgebrauchs wünschenswert.

    Schlüsselworte: Paracetamol - NSAR - Asthma - Allergie

    01 International Study of Asthma and Allergies in Childhood

    01 International Study of Asthma and Allergies in Childhood