Die in diesem Jahr publizierten Endpunktstudien zur Blutglukosesenkung haben eine kontroverse Diskussion zu den Therapiezielen bei Typ-2-Diabetes ausgelöst, so C. Bailey, Birmingham, im Rahmen der diesjährigen Tagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Rom.
In ACCORD[1] habe eine intensive Blutglukosekontrolle mit einer Senkung des HbA1C-Wertes auf 6,5 % im Vergleich mit einer Standardtherapie (Senkung des HbA1C-Wertes auf 7,5 %) zu einem signifikanten Anstieg der Mortalität und zu keiner signifikanten Reduktion der Rate an schweren kardiovaskulären Ereignissen geführt. Demgegenüber zeigte in ADVANCE[2] eine intensive sulfonylharnstoffbasierte Blutglukosekontrolle mit einer Senkung des HbA1C-Wertes auf 6,5 % im Vergleich mit einer Standardtherapie (HbA1C-Wert 7,3 %) weder eine signifikante Änderung des Risikos für makrovaskuläre Ereignisse noch eine Reduktion der Gesamtmortalität.
Die erhöhte Mortalität in ACCORD lasse sich möglicherweise dann verstehen, wenn der Einfluss niedrignormaler Blutglukosewerte auf den Metabolismus des Herzmuskels im Rahmen ischämischer Ereignisse besser untersucht sei, so Bailey. Die Kontrolle der Blutglukosewerte müsse stärker in ein Gesamtkonzept zur kardiovaskulären Risikoreduktion eingebunden werden. Begleiterkrankungen und die Vermeidung von Hypoglykämien seien wichtige Kriterien, mit deren Hilfe für jeden Patienten individuell ein persönlicher HbA1C-Zielwert festgelegt werden sollte, so Bailey.
Dr. med. Winfried Keuthage, Münster