Aktuelle Dermatologie 2009; 35(5): 184-185
DOI: 10.1055/s-0028-1119608
Kasuistik

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Whirlpool-Dermatitis – eine Sonderform der gramnegativen Follikulitis

Whirlpool Dermatitis – A Special Type of Gram-Negative FolliculitisP.  Nenoff1 , W.  Handrick2 , J.  Herrmann1 , H.-C.  Wenzel3
  • 1Laboratorium für medizinische Mikrobiologie, Mölbis
  • 2Institut für Medizinische Diagnostik Oderland, Frankfurt/Oder
  • 3Hautarztpraxis in Naunhof
Weitere Informationen

Prof. Dr. W. Handrick

Institut für Medizinische Diagnostik

Am Kleistpark 1
15230 Frankfurt/Oder

eMail: w.handrick@institut-oderland.de

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. März 2009 (online)

Inhaltsübersicht #

Zusammenfassung

Ein 45-jähriger Mann erkrankte an einer Follikulitis durch Pseudomonas aeruginosa. In den folgenden Monaten kam es zu zwei Rezidiven. Keimquelle war offensichtlich der Pool im Haus des Patienten. In einer kurzen Literaturübersicht werden einige wichtige Aspekte der Whirlpool-Dermatitis durch Pseudomonas aeruginosa dargestellt.

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Abstract

We describe the case of a 45-year-old man with folliculitis due to Pseudomonas aeruginosa. During the following months there were two recurrences. Finally Pseudomonas aeruginosa was recovered from the private pool of the patient. In a short review of the literature some important aspects of whirlpool dermatitis due to Pseudomonas aeruginosa are described.

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Einleitung

Die Whirlpool-Dermatitis ist ein Krankheitsbild, das zunehmend häufiger beobachtet wird. Dennoch kennen viele Ärzte diese Erkrankung nicht, was zu einer Verzögerung bei der Stellung der Diagnose führen kann. Wir möchten mit folgender Kasuistik nochmals auf diese Problematik hinweisen.

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Kasuistik

Ein 45-jähriger Mann stellte sich wegen entzündlicher Hauteffloreszenzen beim Arzt vor.

Die klinische Untersuchung ergab folgenden Befund: rot-livide, kaum juckende, etwas schmerzende Follikel-assoziierte Papeln und Knoten sowie einzelne Pusteln am Körperstamm. Die Effloreszenzen hatten einen Durchmesser von 0,5 – 2 cm, waren zentral erhaben und zeigten periphere Infiltrationen ([Abb. 1 a] und b).

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Abb. 1 a, b 45-jähriger Patient: am Körperstamm livid-rote, kaum juckende, etwas schmerzende, follikulär gebundene polymorphe Papeln, Pusteln und Knoten, 0,5 bis 2 cm Durchmesser, zentral erhaben, peripher infiltriert.

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Die kulturelle Untersuchung eines Abstrichs von einer Hauteffloreszenz zeigte massives Wachstum von Pseudomonas aeruginosa. Die histologische Untersuchung eines Biopsats[1] ergab: flach-verruziforme Epidermishyperplasie. Subepithelial Reststrukturen von Haarbestandteilen mit umgebender, teilweise granulozytenreicher Entzündung. Kein Nachweis von Pilzelementen mittels PAS-Färbung. PCR: Pseudomonas aeruginosa-DNS nachweisbar.

Diagnose: Mit Follikeldestruktion einhergehende, zum Teil granulozytenreiche Follikulitis/Perifollikulitis. In Verbindung mit den klinischen Angaben ist eine Pseudomonas aeruginosa-bedingte Whirlpool-Dermatitis durchaus möglich.

Der Patient wurde zunächst mit Fusidinsäure-Creme behandelt. Es kam zu keiner Besserung. Nach Vorliegen o. g. Befunde erfolgte eine Therapie mit Ciprofloxacin (2 × 250 mg tgl. p. o. über 5 Tage). Die Dermatitis bildete sich komplett zurück. 2 Monate später traten die gleichen Hauteffloreszenzen erneut auf. Auch jetzt erwies sich eine 5-tägige Ciprofloxacin-Therapie als wirksam.

8 Monate später kam es zu einem zweiten Rezidiv. Auch jetzt war die Ciprofloxacin-Gabe erfolgreich.

Als wahrscheinlichste Infektionsquelle konnte letztendlich der im Haus des Patienten befindliche Pool erkannt werden, in dessen Wasser Pseudomonas aeruginosa mit einer Keimzahl von 1 Mio KbE/ml nachweisbar war.

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Diskussion

Die Whirlpool-Dermatitis ist eine typischerweise durch Pseudomonas aeruginosa hervorgerufene Follikulitis. Sie betrifft überwiegend gesunde Menschen nach Aufenthalt in öffentlichen Whirlpools, Heißwasser-Becken oder Schwimmbädern.

Oft kommt es dabei zu Fallhäufungen, wodurch die Diagnostik meist beschleunigt wird.

Eine Sonderform der Whirlpool-Dermatitis ist das Hot-Foot-Syndrom, das überwiegend bei jüngeren Kindern auftritt. Es handelt sich hierbei um eine Pseudomonas-Hidradenitis an Handinnenflächen und Fußsohlen [7] [8] [14].

Bei gesunden Menschen verlaufen beide Krankheitsbilder meist unproblematisch. Im Allgemeinen kommt es zu einer spontanen Rückbildung der Hauteffloreszenzen. Durch Gabe eines gegen Pseudomonas-Bakterien wirksamen Antibiotikums kann der Heilungsprozess beschleunigt werden. Zu schwereren Verläufen bzw. Komplikationen kann es bei Patienten mit beeinträchtigter Immunabwehr kommen [2] [4].

Bei diesen Patienten ist eine effektive Antibiotikatherapie (meist intravenös) unverzichtbar.

Weniger bekannt (und häufig erst mit Verzögerung diagnostiziert) sind Pseudomonas-Follikulitiden, die mit der Benutzung von privaten Pools, Badewannen bzw. Duschen im Zusammenhang stehen. Betroffen sind hier Einzelpersonen oder ganze Familien bzw. deren Nachbarn oder Freunde [1] [2] [3] [4] [5] [6] [10] [13] [15] [16] [18] [19] [20].

Neben dem Wasser, dem Pool, der Badewanne oder Dusche konnten in Einzelfällen aber auch Badeschwämme, Waschlappen und Badespielzeug als wahrscheinliche Keimquellen einer Whirlpool-Dermatitis erkannt werden [9] [11] [12] [17].

Über die Whirlpool-Dermatitis gibt es (im Gegensatz zum Hot-Foot-Syndrom) eine umfangreiche Literatur, die zum größten Teil von den Autoren dieses Beitrags in früheren Publikationen zitiert wurde [7] [8] [14].

Bemerkenswert bei dem von uns betreuten Patienten war, dass es im Verlaufe eines Jahres zu zwei Rezidiven kam und der private Pool erst relativ spät als wahrscheinlichste Keimquelle erkannt wurde.

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Literatur

1 Wir danken Herrn PD Dr. Th. Mentzel und seinen Mitarbeitern von der Dermatohistologischen Gemeinschaftspraxis Friedrichshafen.

Prof. Dr. W. Handrick

Institut für Medizinische Diagnostik

Am Kleistpark 1
15230 Frankfurt/Oder

eMail: w.handrick@institut-oderland.de

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Literatur

1 Wir danken Herrn PD Dr. Th. Mentzel und seinen Mitarbeitern von der Dermatohistologischen Gemeinschaftspraxis Friedrichshafen.

Prof. Dr. W. Handrick

Institut für Medizinische Diagnostik

Am Kleistpark 1
15230 Frankfurt/Oder

eMail: w.handrick@institut-oderland.de

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Abb. 1 a, b 45-jähriger Patient: am Körperstamm livid-rote, kaum juckende, etwas schmerzende, follikulär gebundene polymorphe Papeln, Pusteln und Knoten, 0,5 bis 2 cm Durchmesser, zentral erhaben, peripher infiltriert.

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