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DOI: 10.1055/s-0028-1119753
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Nachruf - Lehrmeister der medizinischen Begutachtung
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
17. Dezember 2008 (online)
Überraschend verstarb Gerhard Rompe in seinem 78. Lebensjahr.
Überraschend, da er noch fast täglich sein Büro in der Orthopädischen Universitätsklinik Heidelberg aufsuchte, noch immer Gutachten für Versicherungen und Gerichte erstellte, noch immer für alle Mitarbeiter bereitwillig Auskunft gab zu Fragen der Lebensweisheit im Allgemeinen und des Sachverständigenwesens im Speziellen. Noch arbeitete er intensiv an der 5. Auflage seines Standardwerkes "Begutachtung der Haltungs- und Bewegungsorgane", die kurz vor der Vollendung steht; erst für die 6. Auflage wollte er die Herausgeberschaft in jüngere Hände legen.
Gerhard Rompe erhielt 1973 den Ruf für Physiotherapie und Sportorthopädie und leitete von 1973 bis 1996 die Abteilung für Physiotherapie und Sportorthopädie der dortigen Orthopädischen Universitätsklinik. Von 1966 bis 1977 war er Prodekan, von 1977 bis 1981 Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Die Lehre am Institut für Sport und Sportwissenschaft über Sportorthopädie und Sporttraumatologie lag gut in seinen Händen. Er vertrat die konservative Orthopädie nach innen und außen, war Präsident zweier Jahrestagungen der Deutschen Gesellschaft für Physikalische Medizin und Rehabilitation und zweier Jahrestagungen der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden, zu deren Ehrenmitglied er ernannt wurde. In zahlreichen weiteren wissenschaftlichen Gesellschaften, Herausgebergremien und Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung sowie der Berufsgenossenschaften war Gerhard Rompe Mitglied und Ratgeber.
Standhaft in seiner Überzeugung und immer bereit hinzuhören und Neues anzunehmen gab er sich ein in einen steten Diskurs um die Medizin und ihre Beziehungen zum Recht, den er bis zum letzten Tag lebendig gestaltete. Sein Denken war scharf und sein Duktus auf das Nötige reduziert, nie in Gefahr, das Wesentliche nicht zu bedenken. Manche seiner klaren Fragen hat überzeugte Vertreter ihrer Meinung innehalten lassen. Er konnte anregen und seine Antworten halfen weiter. Sein Arbeitseinsatz war prompt und unermüdlich in steter Solidarität mit Kollegen und in der Überzeugung, dass Begonnenes immer nur besser werden könne.
Seine stärkste Neigung galt dem medizinischen Gutachterwesen, hier wurde er Lehrer für unzählige Orthopäden und Unfallchirurgen, war Ansprechpartner für Ärzte anderer Fachgebiete, für Berufsgenossenschaften, Versicherungen und Gerichte. Begutachtung in der deutschen Orthopädie war gleichzusetzen mit Rompe. Alle, die seine Kompetenz erleben durften, zehren bis heute von seinem Wissen und seiner Erfahrung, die auch die aktuellen Entwicklungen der Orthopädie nicht aussparte.
Die deutsche Orthopädie verliert einen wichtigen Fachvertreter, die Heidelberger Klinik einen wertvollen und sachkundigen Gesprächspartner.
Prof. Dr. Marcus Schiltenwolf, Heidelberg