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DOI: 10.1055/s-0028-1119760
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Achillessehnenruptur - Frühes postoperatives Belasten oder Entlasten?
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
17. Dezember 2008 (online)
Die vorliegende Studie untersucht die Einflüsse von früher postoperativer Belastung auf das Outcome nach operativ versorgter Achillessehnenruptur im Vergleich zur Nachbehandlung unter Entlastung. The Influence of Early Weight-Bearing Compared with Non-Weight-Bearing After Surgical Repair of the Achilles Tendon J Bone Joint Surg Am. 2008; 90: 1876 - 1883
#Material und Methoden
Zwischen 2003 und 2006 wurden 110 Patienten mit einer akuten, kompletten und isolierten Achillessehnenruptur in einer Klinik versorgt. In die Studie wurden Patienten zwischen 17 und 65 Jahren eingeschlossen. Die offene operative Versorgung musste innerhalb von 14 Tagen nach Ruptur erfolgt sein. Alle Patienten erhielten 14 Tage postop. eine dorsale Gipsschiene in Spitzfußstellung und wurden unter Entlastung der betroffenen Extremität mobilisiert. Nach dieser Phase erfolgte die randomisierte Einteilung in eine schmerzadaptiert belastende und in eine entlastende Nachbehandlungsgruppe. Alle Patienten erhielten bis zur 6. postoperativen Woche eine Stiefelorthese mit Drucksensor, welche primär auf 20° Plantarflexion eingestellt wurde. Die Patienten wurden angehalten im Verlauf von 2-3 Wochen den Winkel kontinuierlich bis auf 0° zu reduzieren. Die Nachuntersuchungen wurden nach 6, 12 und 24 Wochen durchgeführt.
Die Auswertung wurde anhand des RAND-36 Gesundheitsfragebogens und einer standardisierten klinischen Untersuchung vorgenommen. Der Fragebogen beinhaltet Kategorien bezüglich körperlicher Funktion, körperlicher Rollenerfüllung, emotionaler Rollenerfüllung, sozialer Funktion, Schmerz, psychischem Wohlbefinden, Vitalität und allgemeiner Gesundheitswahrnehmung. Die klinische Untersuchung umfasste das Bewegungsausmaß im oberen Sprunggelenk, Messungen zur Kraft bei Dorsal- und Plantarflexion, der Muskulaturumfänge und zur Ausdauer der Wadenmuskulatur.
#Ergebnisse
93% der Achillessehnenrupturen geschahen im Rahmen eines Sportunfalls. 98 Patienten (89%) konnten über den gesamten Zeitraum von 6 Monaten untersucht und befragt werden. Die mittlere Schrittanzahl ab der 2. bis zur 6. postop. Woche betrug in der schmerzadaptiert belastenden Gruppe 5958 und in der entlastenden Gruppe 960 Schritte. Nach 6 Wochen zeigten sich bei der Befragung signifikant höhere Werte für körperliche Funktion, Vitalität, soziale Funktion und emotionale Rollenerfüllung in der schmerzadaptiert belastenden Gruppe. Bei der klinischen Untersuchung nach 6 Wochen ließen sich keinerlei Unterschiede zwischen den Gruppen feststellen. Nach 6 Monaten konnten keine signifikanten Unterschiede bei der Befragung und der klinischen Untersuchung zwischen den Gruppen gefunden werden. Die Messung zur Wadenmuskulaturausdauer ergab einen Wert von 50 % der Gegenseite in beiden Gruppen.1 Patient in der entlastenden Gruppe entwickelte postop. eine tiefe Beinvenenthrombose. Einschränkend muss allerdings festgehalten werden, dass eine Thromboseprophylaxe nicht Bestandteil des Studienprotokolls war. Es kam in keiner Gruppe zu einer Reruptur.
#Kommentar
Die vorgestellte Studie zeigt, dass frühes schmerzadaptiertes Belasten nach operativ versorgter Achillessehnenruptur in der frühen postoperativen Phase die Lebensqualität der Patienten verbessern kann. Es wurde auch gezeigt, dass keine funktionellen Unterschiede zwischen den Gruppen vorkommen. Nach 6 Monaten postop. lassen sich in beiden Gruppen keine funktionellen Unterschiede sowie Unterschiede bezüglich der Lebensqualität feststellen. Zusammenfassend scheint frühes schmerzadaptiertes Belasten nach operativer Achillessehnenrekonstruktion nicht zu einer höheren Komplikationsrate zu führen und die Lebensqualität in der frühem postop. Phase deutlich zu verbessern.
Jörn Scherler
Jörn Scherler
Chirurgische Klinik und Poliklinik der Universität Rostock
Abt. für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie
eMail: Joern.scherler@gmx.de