Z Orthop Unfall 2008; 146(6): 704
DOI: 10.1055/s-0028-1119761
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rotatorenmanschette - Ist die arthroskopische der offenen Rekonstruktion gleichwertig?

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Publication Date:
17 December 2008 (online)

 
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Ziel dieser prospektiven Studie war die Beurteilung der mittelfristigen Ergebnisse nach arthroskopischer Rotatorenmanschettenrekonstruktion. Mid-term clinical and sonographic outcome of arthroscopic repair of the rotator cuff. J Bone Joint Surg Br. 2008; 90: 1341 - 47

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Einleitung

Die arthroskopische Rotatorenmanschettenrekonstruktion erfreut sich dank technischer Vorteile und möglicher chirurgischer Techniken zunehmender Beliebtheit. Jüngste Publikationen zeigten gleiche Ergebnisse wie nach "mini-open" Rekonstruktion. Die Arthroskopie bietet zahlreiche Vorteile wie die Reduktion des Deltatraumas, eine Verminderung postoperativer Bewegungseinschränkungen, verbesserte Darstellung und Mobilisierung langer Risse und eine Reduktion der postoperativen Beschwerden. Hauptnachteil ist das anspruchsvolle technische Handling dieses Verfahrens.

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Material und Methoden

Es wurden insgesamt 102 Patienten (38 Frauen, 64 Männer, Alter: 57,3 (Median)) mit arthroskopischer Rotatorenmanschettenrekonstruktion nach durchschnittlich 35,8 Monaten untersucht. Hierunter befanden sich 18 kleine (≤ 1cm im Durchmesser), 44 mittlere (1 - 3 cm i. D.), 34 große (3 - 5 cm i.D.) und 6 massive Risse (> 5 cm i. D.). Die Diagnosestellung erfolgte mittels Ultraschall und MRT. Die verwendete Nahttechnik wurde an Konfiguration und Größe der vorliegenden Ruptur angepasst. Eine zusätzliche subakromiale Dekompression erfolgte bei klinischem Impingement in 97 % der Fälle. 40 % erhielten zusätzlich eine arthroskopische AC-Gelenksresektion. Schulterfunktion und Patientenzufriedenheit wurden anhand von Constant-Score und "subjective satisfaction score" bzw. "subjective shoulder value" (SSV) erfasst. Zum Rezidivausschluss wurde eine Ultraschallkontrolle durchgeführt.

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Ergebnisse

Im untersuchten Kollektiv fanden sich 83 % Supraspinatus-, 10 % Infraspinatus- und 7 % isolierte Subskapularisrisse. Man stellte eine statistisch signifikante positive Korrelation zwischen Alter und Rissgröße fest. Die Schulterfunktion verbesserte sich gemessen am Constant-Score signifikant von präoperativ 41,4 % auf postoperativ 84,5 %. Weiterhin beobachtete man eine signifikant negative Korrelation zwischen Rupturausmaß und postoperativem Constant-Score. 78 % der Behandelten konnten im Verlauf ihren früheren Beruf, 82 % ihre Freizeitaktivitäten wieder aufnehmen.

Rezidivrupturen wurde mittels Ultraschall bei 18,6 % der Patienten festgestellt, generell waren diese kleiner als der Ausgangsbefund. Das Alter der Rezidivpatienten war signifikant höher als das derer ohne Reruptur (62,4 vs 56,7 Jahre). Trotz Rezidiv kam es zu einer Verbesserung der Schulterfunktion gemessen am Constant-Score, dieser war jedoch bei den Patienten mit intaktem Repair signifikant größer (Constant-Score: 31,6 vs. 46,3). Erstaunlicherweise zeigte sich kein Zusammenhang zwischen Rissgröße und Rezidivrate. Die Patientenzufriedenheit war mit 92 % unabhängig vom Funktionsausmaß hoch.

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Kommentar

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die arthroskopische Rotatorenmanschettenrekonstruktion gleichwertige Ergebnisse im Vergleich zu offenen Operationstechniken bringt (es fehlt allerdings ein unmittelbarer Vergleich der arthroskopischen mit der offenen Technik im Rahmen der Studie) und dass zusätzliche Vorteile wie ein vermindertes Weichteiltrauma, die Schmerzreduktion, ein geringeres Infektionsrisiko und bessere kosmetische Ergebnisse dieses Verfahren immer attraktiver machen. Die Möglichkeit einer ambulanten Arthroskopie stellt für viele Patienten zudem eine interessante Alternative dar. Weiterhin scheint die Rezidivrate im wesentlichen durch die altersbedingte Degeneration bestimmt zu sein und somit nicht von der chirurgischen Technik abzuhängen. Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass eine Reruptur nicht zwangsläufig als Therapieversagen zu werten ist, da die meisten der untersuchten Patienten trotz Rezidiv mit der Therapie zufrieden waren. Kritisch bleibt hier sicherlich anzumerken, dass zum Erreichen gleichwertiger Behandlungsergebnisse gute arthroskopische Fähigkeiten sowie ausreichende Fallzahlen unabdingbar sind.

Dr. med. Sebastian Weihrauch

Dr. med. Sebastian Weihrauch

Chirurgische Klinik und Poliklinik der Universität Rostock

Abt. für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie

Email: sebastian.weihrauch@gmx.net