Krankenhaushygiene up2date 2009; 4(1): 4
DOI: 10.1055/s-0029-1214448
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„Health Care”-assoziierte Pneumonie: Prognosekriterien

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Publication Date:
09 March 2009 (online)

Shorr AF, Zilberberg MD, Micek ST, Kollef MH. Prediction of infection due to antibiotic-resistant bacteria by select risk factors for health care-associated pneumonia. Arch Intern Med 2008; 168: 2205 – 2210

Infektionskrankheiten durch Antibiotika-resistente Keime waren lange Zeit ein klinikinternes, durch den Aufenthalt im Krankenhaus bedingtes Problem. Inzwischen gelangen diese Erreger über (Intensiv-)Patienten von außen in die Kliniken. Für diese „Health Care”-assoziierten Pneumonien (HCAP) gelten bestimmte Kriterien, deren prognostischen Wert A. F. Shorr et al. nun überprüft haben.

Ausgewertet wurden retrospektiv Daten von 639 Patienten (> 18 Jahre), die zwischen Januar 2003 und Dezember 2005 wegen einer bakteriellen Pneumonie auf der Intensivstation eines großen städtischen Lehrkrankenhauses behandelt worden waren. In allen Fällen war die Erkrankung aufgrund von Symptomatik, Röntgenbefund und Sputumkultur nachgewiesen. Primärer Endpunkt war das Vorliegen einer Infektion durch resistente (nosokomiale) Erreger wie etwa Methicillin-resistenter S. aureus (MRSA), Pseudomonas aeruginosa, Klebsiellen u.a. Kriterien für eine HCAP waren ein Klinikaufenthalt innerhalb der letzten 3 Monate, die Unterbringung in einem Pflegeheim oder einer entsprechenden anderen Einrichtung, Langzeit-Dialyse oder Immunsuppression. Untersucht wurde, wieviele der mit „Problemkeimen” Infizierten diese Kriterien erfüllten im Vergleich zu den übrigen Pneumonie-Patienten.

Resistente Erreger, am häufigsten MRSA, fanden sich bei 289 Patienten (45,2 %). Die meisten von ihnen (86,9 %) erfüllten mindestens eines der HCAP-Kriterien. Dies traf allerdings auch für fast die Hälfte der Patienten zu, die sich mit nicht resistenten Krankheitserregern infiziert hatten. Die Spezifität der HCAP-Definition (48,6 %) war somit begrenzt und führte bei rund einem Drittel der Patienten zu einer Fehleinschätzung. Laut Regressionsanalyse waren 4 Faktoren mit dem Auftreten resistenter Erreger verknüpft: kürzlich erfolgter Klinikaufenthalt, Unterbringung im Pflegeheim, Langzeit-Dialyse und Aufnahme auf die Intensivstation. Hierbei erhöhte ein Klinikaufenthalt das Infektionsrisiko um das 4-Fache, eine Langzeit-Dialyse um knapp das Doppelte. Um der unterschiedlichen Aussagekraft der HCAP-Kriterien Rechnung zu tragen, wurde ein Punkte-Score entwickelt, der einen kürzlichen Klinikaufenthalt mit 4, die Aufnahme in ein Pflegeheim mit 3, eine Langzeit-Dialyse mit 2 und die Behandlung auf der Intensivstation mit einem Punkt bewertete. Bei Patienten mit einem Score < 3 Punkten lag die Häufigkeit von Infektionen mit resistenten Erregern unter 20 %, bei 3 – 5 Punkten bei 55 % und bei > 5 Punkten über 75 %.

Fazit: Die Kriterien für eine HCAP, ausgelöst durch resistente Problemkeime, sind in ihrer Aussagekraft sehr unterschiedlich. Ein einfacher Punkte-Score hilft dabei, HCAP-Patienten eindeutiger zu identifizieren und dadurch schneller der erforderlichen Therapie mit Breitband-Antibiotika zuzuführen, so die Autoren.

Dr. Barbara Weitz, München