Herr Dr. Hausen spricht in seiner Stellungnahme wahrscheinlich
vielen Kolleginnen und Kollegen aus dem Herzen. Eine Leitlinien-getreue
Patientenversorgung mit einfachen Hilfsmitteln ist im praktischen Alltag oft
nicht möglich.
Unser Wunsch, vor jeder antibiotischen Therapie einer möglichen
Lungenentzündung ein Röntgenbild des Thorax zu fordern, muss für
viele niedergelassene Kolleginnen und Kollegen ein Wunsch bleiben. Die
strukturpolitischen Entscheidungen der letzten Jahre haben daran nichts
geändert. Im Gegenteil.
Es gibt zahlreiche, auch prospektive Untersuchungen, die zeigen,
dass klinische Symptome allein meist nicht ausreichen, um eine bakterielle
Infektion der tiefen Atemwege von einer nicht-bakteriellen Infektion
ausreichend sicher unterscheiden zu können, um so eine adäquate
Therapieempfehlung zu geben [1]
[2].
Folge sind die vielfach beklagte Übertherapie mit Antibiotika,
Hauptursache von gefährlicher Resistenzbildung [3],
und zusätzliche finanzielle Belastung unseres Gesundheitswesens. 2007
wurde in Deutschland allein mit Antibiotika bei 38,4 Mio Verordnungen
ein Umsatz von 779 Mio. € erwirtschaftet [4].
Legt man die Ergebnisse der Hannover Pro I-Studie von Herrn Prof. Welte
[5] oder der Basler-Gruppe um Prof. Müller zugrunde
[6]
[7], so werden noch immer, auch
wenn modernste diagnostische Methoden zum Einsatz kommen können, deutlich
zu viele Patienten unötiger Weise mit Antibiotika behandelt.
Wir stimmen Herrn Hausen zu: Klinische Erfahrung ist eine schwer
fassbare, aber unabdingbare Voraussetzung für kompetentes ärztliches
Handeln! Zu kompetentem ärztlichen Handeln gehören aber auch
klare Vorstellungen von den Definitionen von Krankheitsbildern. Zur Definition
der Pneumonie gehören Infiltrate im Röntgen-Thorax Bild. Wenn ein
Röntgenbild nicht verfügbar ist, behandelt man unter einer
Verdachtsdiagnose, dessen muss man sich bewusst sein.