Mikrobenjäger
Mikrobenjäger
Die medizinische Bakteriologie galt am Ende des 19. Jahrhunderts als
Inbegriff moderner, naturwissenschaftlicher Medizin. Zwar war sie nicht die
erste Disziplin der Medizin, die – wie es der Zeitgeist verlangte –
ihr Wissen alleine auf Beobachtung, Messung und Experiment stützte; aber
sie unterschied sich doch in einem wichtigen Punkt von der Physiologie, dem
anderen Paradefach der Labormedizin: Durch das Versprechen, ihre im Labor
ermittelten Kenntnisse im Alltag ganz praktisch zur Wirkung zu bringen, weckte
sie euphorische Hoffnungen, die sich in gewisser Weise mit den heutzutage an
die medizinische Genetik geknüpften Erwartungen vergleichen lassen.
Die Bakteriologie gab ansteckenden Krankheiten ein neues Gesicht in
der Gestalt kleiner, unsichtbarer Erreger und versprach zugleich, die Welt von
diesen Krankheiten befreien zu können. Infektionskrankheiten erkannte man
als von Bakterien verursacht und die Bakteriologen waren die Männer, die
dieser Gefahr zu begegnen wussten.
Im Falle keiner Krankheit gilt dies mehr als in dem der Tuberkulose.
Die zumeist als Schwindsucht bekannte Krankheit war wahrscheinlich die
wichtigste Todesursache im Europa des 19. Jahrhunderts für annähernd
15 % aller Todesfälle verantwortlich zu machen. Gleichzeitig
veränderte sich in diesem Zeitraum ihr Begriff dramatisch: Zu Beginn des
19. Jahrhunderts gab es eine nach ihrem typischen Verlauf als Schwindsucht
bekannte Lungenerkrankung mit dem wissenschaftlichen Namen Phthisis, deren
Verwandtschaft mit einer Reihe von anderen Krankheiten vermutet wurde. Am Ende
des Jahrhunderts waren alle diese Krankheiten, deren Namen wie Lupus, Skrofeln
etc. heute nur noch dem Fachmann bekannt sind, zu klinischen
Erscheinungsbildern ein und derselben Infektionskrankheit geworden, eben der
Tuberkulose[1].
Abb. 1 Robert Koch (ca.
1884).
Dies ist vor allem das Verdienst des deutschen Mediziners Robert
Koch (1843 – 1910), der 1905 für seine Arbeiten
über eben dieses Thema den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin
erhielt[2]. Seine Identifizierung des heute als
Mycobacterium tuberculosis bekannten Erregers der
Krankheit war der bis dahin größte Erfolg der noch jungen
medizinischen Bakteriologie und gilt als seine größte
wissenschaftliche Leistung. Für seinen Freund und Kollegen Friedrich
Loeffler (1852 – 1915) machte sie „ihn mit einem
Schlage zum größten, erfolgreichsten und verdienstvollsten Forscher
für alle Zeiten.”[3] Paul Ehrlich
(1854 – 1915), der bei dem denkwürdigen Vortrag Kochs
in Berlin am 24. März 1882 anwesend war, bei dem Koch erstmals über
den Erreger berichtete, schrieb, ihm sei „jener Abend stets als mein
größtes wissenschaftliches Erlebnis in Erinnerung
geblieben.”[4] Ihren Zeitgenossen erschien die
Arbeit bereits als Durchbruch und dem Entdecker selbst brachte das
überwältigende Echo im Juni 1882 die Ernennung zum Geheimen
Regierungsrat ein. Für Koch war die Identifizierung des
Tuberkuloseerregers einer von zwei Schritten auf dem Weg zum Ruhm: Zusammen mit
der Cholera-Expedition von 1883/84, die Kochs Ansehen in der Allgemeinheit
begründete, markiert die Identifizierung des Tuberkuloseerregers als
wissenschaftliche Sensation seinen Aufstieg zum Ruhm in den frühen
1880er-Jahren.
„In Zukunft wird man es im Kampf gegen diese schreckliche
Plage des Menschengeschlechts nicht mehr mit einem unbestimmten Etwas, sondern
mit einem fassbaren Parasiten zu tun haben”[5], so
Koch bei der Präsentation seiner Ergebnisse. Und in der Tat: Der Tag, an
dem Koch seine Arbeit in Berlin vorstellte, steht wie kein anderer für den
Aufstieg eines bis dahin von nur wenigen kultivierten Spezialgebietes zur
Erfolgsdisziplin ihrer Zeit. Und noch in einer weiteren Hinsicht lassen sich
Kochs Arbeiten zur Tuberkulose als epochal begreifen: Sie stehen für ein
anfangs der 1880er-Jahre entwickeltes Repertoire an bakteriologischer Technik
und Methode, das aus der Entschlüsselung der Tuberkulose heraus einen
Zugang zur Erforschung anderer Infektionskrankheiten zu bieten schien. Es ist
insofern folgerichtig, dass Kochs Mitarbeiter Friedrich Loeffler für die
aus diesen Methoden entwickelten Kriterien der Erregernachweise kurz darauf den
Begriff der Kochschen Postulate prägte.[6]
Wie aber kam dieser Erfolg zustande? Auf welcher methodischen und
technologischen Basis beruhte er? Auf welche Vorarbeiten Anderer griff Koch
zurück? Welche Konsequenzen hatte die Arbeit für das
zeitgenössische Verständnis der Tuberkulose und schließlich: in
welchem Verhältnis steht die Arbeit zu den sogenannten Kochschen
Postulaten? Diesen Fragen soll im Folgenden nachgegangen werden.
Tuberkulose im 19. Jahrhundert
Tuberkulose im 19. Jahrhundert
Der Öffentlichkeit bekannt wurde Kochs Identifizierung des
Tuberkelbazillus am 24. März 1882, als er seinen denkwürdigen Vortrag
vor der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin hielt. Dem folgten eine Reihe
von Publikationen, die schließlich 1884 in dem monumentalen Aufsatz
„Die Ätiologie der Tuberkulose” gipfelten, in dem er sein
Vorgehen ausführlich beschrieb.[7]
Dass diese Arbeit ein solches Echo fand, lag zunächst einmal an
der Bedeutung ihres Gegenstandes. Koch hatte seine Karriere als Bakteriologe
begonnen, indem er über Milzbrand arbeitete – eine Viehseuche, die
nur selten Menschen befiel. Später befasste er sich mit Wundinfektionen,
Krankheitsprozessen also, deren Infektiosität offenkundig schien. Im Falle
der Tuberkulose bekam er es nun mit einem Untersuchungsgegenstand zu tun, der
ebenso bedeutend wie in seiner Natur umstritten war.[8]
Zumeist in der Form von Lungentuberkulose (Phthisis) vorkommend, war die
Krankheit vermutlich die epidemiologisch wichtigste Infektionskrankheit des 19.
Jahrhunderts. Charakteristisch für den „weißen Tod”
waren dabei ein konstantes Vorkommen in der Bevölkerung und ein zumeist
chronischer Verlauf beim einzelnen Kranken. Entsprechend war die Tuberkulose
für die medizinische Forschung eine der größten
Herausforderungen ihrer Zeit. Dabei gab es zu Beginn des 19. Jahrhunderts an
Stelle einer einheitlichen Krankheit dieses Namens eine Reihe tuberkulöser
Krankheiten, die sich in klinischem Verlauf und pathologischer Anatomie
unterschieden. Zwar hatte 1819 der französische Kliniker Theóphile
Laennec (1781 – 1826) die Zusammengehörigkeit so
unterschiedlicher Krankheiten wie Lupus, Phthisis, Skrofeln etc. postuliert und
zur Begründung auf das allen gemeinsame Merkmal charakteristischer
Knötchen im erkrankten Gewebe, den Tuberkeln, verwiesen. Diese Ansicht
konnte sich allerdings nicht durchsetzen. Nach der Jahrhundertmitte betrachtete
man eher die unterschiedlichen Krankheitsprozesse, als nach einheitlichen
Ursachen für sie zu suchen. Entsprechend erschienen tuberkulöse
Prozesse eher als Metamorphosen anderer Krankheiten, wie z. B. der
Lungenentzündung.
Selbst die seinerzeit diskutierten Ursachen waren nicht die uns
geläufigen. Neben der Ansteckung durch – seinerzeit noch
hypothetische – Keime spielten Faktoren wie Disposition, Alter,
Umwelteinflüsse, Fragen der Erblichkeit und eine vermutete Verwandtschaft
mit Krebserkrankungen eine erhebliche Rolle. Zudem konnte keiner dieser
Faktoren einen Status als notwendige Krankheitsursache beanspruchen, wie wir
ihn für die Verursachung von Infektionskrankheiten durch Bakterien
annehmen würden. Das mag überraschend klingen, aber für die
damaligen Zeitgenossen galt das Interesse eben vorrangig der Transformation und
weniger der Verursachung. Entsprechend ließ sich die Kritik formulieren,
es „sei ein verwirrender Sprachgebrauch, mit dem Ausdruck Tuberculose
sowohl eine eigenthümliche Form von Neubildung als eine
eigenthümliche Form von Umwandlung zu bezeichnen.”[9] Für den hier zitierten Mediziner Felix Niemeyer war
das Letztere maßgeblich, etwa wenn Krankheiten wie Krebs tuberkulös
wurden.
Dennoch gab es Forscher, die versuchten, die Infektiosität der
Krankheit nachzuweisen: Jean Antoine Villemin (1827 – 1892)
hatte 1865 gezeigt, dass Tuberkulose mit Hilfe von erkranktem Gewebe
tierexperimentell erzeugt werden konnte und somit als ansteckend anzusehen war.
1877 hatte Edwin Klebs (1834 – 1913) vorgeschlagen, den
Ansteckungsstoff als ein Bakterium aufzufassen. An der Breslauer
Universität befasste sich gleich eine ganze Gruppe von Forschern mit dem
Thema: Carl Weigert (1845 – 1905) hatte 1879 die Idee ins
Spiel gebracht, die Einheit der verschiedenen Formen der Tuberkulose nicht auf
die pathologische Anatomie des erkrankten Gewebes, sondern auf ihre
Ätiologie zu gründen. Julius Cohnheim
(1839 – 1884) und Carl Salomonsen
(1847 – 1924) hatten Villemins Experimente bestätigt
und vorgeschlagen, den ätiologischen Nachweis auf der Basis
tierexperimenteller Forschung zu führen. Die Breslauer Universität
wiederum war auch für Kochs Karriere ein entscheidender Ort gewesen. Hier
hatte er im wissenschaftlichen Austausch mit den Genannten in den 1870er-Jahren
entscheidende Anregungen für seine Arbeit erhalten.
Die Tuberkulose als Forschungsobjekt war also eine kühne, aber
auch kluge Wahl: Koch konnte an vorliegende Arbeiten anknüpfen und
gleichzeitig damit rechnen, dass der Nachweis einer bakteriellen Ätiologie
dramatische Auswirkungen auf das komplizierte Gebäude der diversen
tuberkulösen Prozesse haben würde – selbst wenn die Idee der
Tuberkulose als Infektionskrankheitseinheit als solche nicht neu war. Ein
solcher Nachweis wäre immerhin die erste nachgewiesene bakterielle
Ätiologie einer menschlichen Infektionskrankheit überhaupt. Er
würde insofern beanspruchen können, als Vorbild eines neuen
Verständnisses von Infektionskrankheiten zu dienen, das die im Labor
rekonstruierten bakteriellen Ätiologien gegenüber klinischen
Beobachtungen privilegierte.
Identifizieren
Identifizieren
Soviel zu den allgemeinen Voraussetzungen von Kochs Arbeit. Wie aber
war es 1882 um Kochs eigene Disziplin, die medizinische Bakteriologie bestellt
und wie ging er das Problem an? Sicher war medizinische Bakteriologie 1882 noch
eine recht junge Wissenschaft. Dennoch lag die Bedeutung der Entdeckung, folgt
man Koch, nicht darin, dass er des Tuberkelbazillus mit völlig neuen
Methoden habhaft geworden wäre. Vielmehr betrachtete er die
Identifizierung des Erregers als eine Variation bereits entwickelter Methoden
auf ein neues Thema. Beeindruckend ist in der Tat die Geschwindigkeit, mit der
die Arbeit durchgeführt wurde. Gerade acht Monate vergingen zwischen dem
Beginn der Untersuchungen im August 1881 und dem berühmten Vortrag im
März des folgenden Jahres. Allerdings war Koch nicht mehr wie bei seinen
frühen Arbeiten auf sich selbst gestellt, sondern seit 1880 am
Kaiserlichen Gesundheitsamt und dort Leiter einer schnell wachsenden
Arbeitsgruppe. In den zwei Jahren vor dem März 1882 wurden hier so
grundlegende Dinge wie Reinkulturen und die dafür unverzichtbaren festen
Nährböden entwickelt.[10]
Der erste Schritt bestand im Auffinden des Erregers und er war
keineswegs einfach: Die vermuteten Bakterien erwiesen sich als wesentlich
kleiner als die bereits bekannten Krankheitserreger und waren selbst mit dem
Mikroskop nicht ohne Weiteres sichtbar: Koch hatte ursprünglich, das
heißt in seinen Studien über Milzbrand, ohne Färbung
gearbeitet, später hatten dann die besonders von Carl Weigert
übernommenen Färbetechniken zur Unterscheidung von Bakterien und
körpereigenem Gewebe bzw. zur Aufbereitung von Präparaten zur
Mikrofotografie gedient. Bei der mikroskopischen Untersuchung von
tuberkulösem Gewebe tauchte ein neuartiges Problem auf: zunächst war
rein gar kein Bakterium zu sehen, das man hätte färben können.
Erst die Färbung pathologischer Präparate mit alkalischem
Methylenblau förderte überhaupt etwas zu Tage: „Als mit dieser
Farblösung Deckglaspräparate 24 Stunden hindurch behandelt wurden,
zeigten sich in der Tuberkelmasse zum ersten Male sehr feine
stäbchenartige Gebilde…”.[11] Diese
galt es nun vom sie umgebenden Gewebe abzuheben, was mittels einer
Weiterentwicklung der Färbetechnik gelang. Entfärbte man das
bläuliche Präparat mittels eines zweiten braunen Farbstoffes, des
Vesuvins, betraf die Entfärbung nur das Gewebe. Im Resultat erschienen die
„Stäbchen” nun blau, alles übrige Gewebe braun.
Gleichzeitig ließen sich so die Stäbchen von fast allen anderen
Bakterien unterscheiden:
„Unter dem Mikroskop zeigen sich nun alle Bestandteile
tierischer Gewebe, namentlich die Zellkerne und deren Zerfallsprodukte braun-,
die Tuberkelbakterien schön blaugefärbt. Auch alle anderen bis jetzt
von mir [Koch; C.G.] daraufhin untersuchten Bakterien, mit Ausnahme
der Leprabazillen, nehmen bei diesem Färbungsverfahren eine braune Farbe
an.”[12]
Abb. 2 Zeichnung eines
pathologischen Präparates Robert Kochs von 1884. In Folge der Färbung
erscheinen die Tuberkulosebakterien blau, die Zellkerne braun. Quelle:
[15].
Kochs Färbeverfahren konnte mit Paul Ehrlichs Hilfe sehr bald
durch ein weitaus leistungsfähigeres ersetzt werden. Nun war es
möglich, die Stäbchen in tuberkulösem Gewebe durchgängig
aufzufinden und die für sie typische Anordnung zu beschreiben. Die
Bakterien waren charakteristisch gelagert, bildeten „gewöhnlich
dicht zusammengedrängte und oft bündelartig angeordnete kleine
Gruppen”. In ihrem Auftreten spiegelte sich zudem der Krankheitsverlauf:
Wo der „tuberkulöse Prozess in frischem Entstehen und in schnellem
Fortschreiten begriffen ist, sind die Bazillen in großer Menge
vorhanden”. Ist „der Höhepunkt der Tuberkeleruption
überschritten, werden die Bazillen seltener
[…].”[13]
Dass Koch die Tuberkelbazillen durch Färbung überhaupt
erst sichtbar machen konnte, hatte in gewisser Weise sogar Vorteile. Enthob es
ihn doch der Notwendigkeit, seine Bakterien mit denen von Anderen zuvor
gefundenen zu vergleichen: Da bislang niemand ein ähnliches
Färbeverfahren angewandt hatte und die Bakterien ohne Färbung, wie
erwähnt, unsichtbar blieben, mussten diese Forscher etwas Anderes gesehen
haben:
„Bei der Regelmäßigkeit des Vorkommens der
Tuberkelbazillen muß es auffallend erscheinen, daß sie bisher von
niemand gesehen sind. Doch erklärt sich dies daraus, daß die
Bazillen außerordentlich kleine Gebilde und meistens so spärlich an
Zahl sind, [...] daß sie schon aus diesem Grunde ohne ganz
besondere Farbenreaktion dem aufmerksamsten Beobachter entgehen
müssen.”[14]
Die Doppelfärbung war also mehr als eine einfache technische
Innovation. Noch weit mehr als andere, früher untersuchte Mikroorganismen
haben Artefakte des Untersuchungsprozesses den Nachweis von Tuberkelbazillen
beeinflusst. Eine fehlerhafte Anwendung des Färbeverfahrens konnte etwa
dazu führen, dass anstatt der Bakterien andere Bestandteile der
Untersuchungsobjekte blau erschienen.
Bei der Gründlichkeit, mit der das Färbeverfahren
diskutiert wurde, ist es überraschend, dass Koch kommentarlos zwei
ernsthafte Probleme seiner Arbeit verschwieg. Der Königsberger Mediziner
Paul Baumgarten (1848 – 1928) hatte nicht nur fast
zeitgleich mit Koch ebenfalls Tuberkelbazillen gesehen, er hatte auch auf ein
Färbeverfahren verzichtet, d. h. identische Formen unter dem
Mikroskop beobachtet und deren Zusammenhang mit den pathologisch-anatomischen
Veränderungen beschrieben.[15] Wie aus den wenigen
Notizen, die von Kochs Arbeiten überliefert sind, hervorgeht, waren seine
Untersuchungen im März 1882 noch in vollem Gange und eine ganze Reihe der
Experimente, die in der ausführlichen Darstellung des Jahres 1884
beschrieben sind, wurden erst nach dem März 1882 durchgeführt. Koch
war also in Eile und hatte allen Grund dazu.
Zum Zweiten überging Koch den Umstand, dass es ihm – dem
Erfinder der Mikrofotografie der Bakterien – trotz entsprechender
Bemühungen nicht gelungen war, seine Präparate zu fotografieren. Er
hatte der fotografischen Abbildung enorme Bedeutung beigemessen und sie noch
kurz zuvor als einzige „rein objektive, von jedem Voreingenommensein
freie Auffassung”[16] von einer bloß
subjektiven, wie sie sich in Zeichnungen niederschlug, abgehoben. Dass seine
Präparate nur als Zeichnungen veröffentlicht werden konnten,
problematisierte Koch höchstens in Ansätzen. Von Kochs Mitarbeiter
Friedrich Loeffler, der später der erste Historiker der medizinischen
Bakteriologie wurde[17], wissen wir schließlich,
dass die Doppelfärbung tatsächlich bei dem Versuch entwickelt wurde,
die durch Methylenblau kenntlich gemachten Mikroorganismen zu
fotografieren.
Kochs Färbetechnik zu analysieren ist deswegen so interessant,
weil Koch in seinem Aufsatz von 1884 Sporen, also resistente Dauerformen der
Tuberkulosebakterien, beschrieb – also etwas, was es nach heutigem
Kenntnisstand nicht gibt! Dabei ist zu bedenken, dass die Demonstration
eines solchen Sporenstadiums in den 1870er-Jahren ein entscheidender Schritt
auf dem Wege zum Nachweis der Stabilität bakterieller Spezies gewesen war.
Es war Kochs Lehrer Ferdinand Julius Cohn (1828 – 1898)
gewesen, der dieses Konzept in die Bakteriologie eingeführt hatte. In
Kochs eigener Arbeit über die Milzbrandätiologie war der Nachweis von
Dauersporen des Bacillus anthracis ein entscheidender
Schritt gewesen, da so eine Erklärung des scheinbar zeitweiligen
Verschwindens der Bakterien möglich wurde. Auch die Sporen des
Tuberkelbakteriums hatten ähnliche Eigenschaften: Koch beschrieb sie als
„zur Erhaltung der Art notwendige Dauerform”[18] und erklärte etwa die lang anhaltenden
infektiösen Qualitäten getrockneten Sputums auf diese Weise. Auch
ließ sich so die Infektiosität der käsigen Masse im Inneren der
Tuberkeln, in der sich nicht selten keine Bakterien nachweisen ließen,
begründen. Sporen waren nämlich, so Koch, nicht färbbar und
damit eigentlich unsichtbar: „[…] da es bis jetzt keine
Mittel gibt, die Sporen der Tuberkelbazillen in irgendeiner Weise zu
färben, so verrät sich ihre Anwesenheit nach dem Verschwinden der
Bazillen nur durch die infektiösen Eigenschaften der käsigen
Substanz, in welche sie eingebettet sind.”[19]
Abb. 3 Kochs Zeichnung der
Sporen des Tuberkelbazillus von 1884. Quelle: [15].
Koch lieferte eine Zeichnung dieser „Sporen”,
beschrieb sie als „von ovaler Gestalt” und in der Zahl von
zumeist 2 – 4 über die Länge eines Bakterium
verteilt.[20] Angesichts der widersprüchlichen
Aussagen Kochs in diesem Punkt muss man sich damit begnügen, die Bedeutung
der Sporen für seine Argumentation festzuhalten: Sie ermöglichten es,
die Anwesenheit von Bakterien dort zu postulieren, wo keine nachweisbar waren.
Kochs ostentative Verweise auf seine bewährten Methoden dienten also auch
dazu, Probleme zu kaschieren.
Kultivieren
Kultivieren
Die Identifizierung des Erregers hatte die entscheidenden Probleme
aufgeworfen. Dagegen waren die Schwierigkeiten bei der Kultivierung und
Verimpfung im Prinzip durch Modifikationen bereits entwickelter Methoden zu
lösen. Koch gelang es zunächst in Tierversuchen nachzuweisen, dass
nur die Übertragung von bakterienhaltigem Gewebe bei Versuchstieren
Tuberkulose zu erzeugen vermochte. Die dazu vorgenommenen zahlreichen
Tierversuche dienten gleichzeitig dazu, die Identität verschiedener Formen
der Tuberkulose untereinander und mit der experimentellen Impftuberkulose sowie
schließlich die Identität der Tuberkulose des Menschen mit der
empfänglicher Tiere zu beweisen. In der Sache reproduzierte Koch mit
seiner Methode die Ergebnisse Jean-Antoine Villemins und seiner Breslauer
Kollegen Cohnheim und Weigert. Im Verlauf der Arbeit erwiesen sich
Meerschweinchen als ideale Versuchstiere: Sie erkrankten –
außerhalb des Labors – nicht an spontaner Tuberkulose und waren
für Impftuberkulose höchst empfänglich. Zudem verlief die
Krankheit bei ihnen rasch und typisch.
In Kochs Unterlagen findet sich eine eigens zusammengestellte Liste,
die die entsprechenden Experimente auflistet und zugleich den Übergang von
der Verwendung erkrankten Gewebes zu den Experimenten mit Kulturen des
Frühjahres 1882 zeigt:
Abb. 4 Liste über
„Impfungen mit Kulturen”. Dezember 1881 bis Februar 1882 (Quelle:
Robert Koch Institut).
Um nachzuweisen, dass die Bakterien und nicht etwa andere, noch
unbekannte Bestandteile des tuberkulösen Materials die Krankheit
verursachten, war es entscheidend, die Bakterien von allen anderen
Bestandteilen des infizierten Gewebes zu trennen und in sogenannten
Reinkulturen außerhalb des Körpers fortzuzüchten. Ließ
sich dann im Tierversuch mit diesen Bakterien wiederum Tuberkulose zu erzeugen,
so war belegt, dass sie allein die Krankheit verursachten. Die Herstellung
dieser Kulturen stand vor zwei Schwierigkeiten: zum einen den speziellen
Wachstumsbedingungen der Bakterien. Bei der zu ihrer Kultivierung notwendigen
Temperatur von über 30 Grad verflüssigten sich die von Koch bis dahin
verwendeten festen Nährböden auf Gelatinebasis. Zum anderen barg das
extrem langsame Wachstum der Bakterien die Gefahr der Verunreinigung bzw.
Überwucherung der Kulturen. Im ersten Falle half schließlich ein
Nährboden aus koaguliertem Blutserum, im zweiten Falle führten, neben
peinlicher Hygiene des Verfahrens, wiederum die Meerschweinchen zum Erfolg: Da
menschliches Gewebe sich in der Regel als zu verunreinigt erwies, wurde
zwischen dessen Entnahme und die Kultivierung eine Meerschweinchenpassage
geschaltet. Diese lieferte, infolge des rapiden Verlaufs der Krankheit bei
diesen Tieren, weit besseres Ausgangsmaterial, das bei Aussaat
einigermaßen sicher Reinkulturen erwarten ließ.
Das auf die Nährsubstanz aufgetragene Material durfte nicht
früher als 10 – 15 Tage nach dem Anlegen der Kultur
Zeichen von Wachstum zeigen. Früheres Wachstum war ein Zeichen von
Verunreinigung. Die Identität der Kulturen ließ sich noch auf eine
Reihe anderer Arten überprüfen, etwa durch ihr typisches
Erscheinungsbild auf der Kulturmasse oder dadurch, dass sie grundsätzlich
auf der Oberfläche der transparenten Nährsubstanz liegen blieben,
anstatt in sie einzudringen. Eine vom Kulturverfahren unabhängige
Möglichkeit der Kontrolle bot schließlich das
Färbeverfahren.
Verimpfen
Verimpfen
Den Abschluss von Kochs Untersuchung bildeten Infektionsversuche mit
den Reinkulturen. Hierbei wurde eine große Zahl verschiedener Spezies auf
unterschiedlichste Weise geimpft oder auf anderem Wege infiziert, um
verschiedene Infektionswege experimentell darzustellen. Sofern die Tiere
für Tuberkulose empfänglich waren, ließ sich mit Hilfe der
Reinkulturen auch Tuberkulose erzeugen. Die dabei zum Einsatz kommenden
Reinkulturen beschrieb Koch mit vernehmlichem Stolz: „Es ist deswegen
nicht zuviel behauptet, daß in den meisten Experimenten absolut reine
Bazillenmassen zur Verwendung kamen.”[21] Wichtig
für Koch war bei diesen Versuchen nicht nur, dass überhaupt
irgendwelche Symptome der Tuberkulose auftraten, also bei der Sektion sich
Bakterien und pathologische Gewebeveränderungen nachweisen ließen.
Entscheidend war, dass die mit Hilfe von Reinkulturen erzeugte Tuberkulose mit
der vorher mit Hilfe von tuberkulösem Gewebe erzeugten identisch war. Dies
war der Fall und Koch hatte mit seinen Reinkulturen die Impftuberkulose
Villemins, Cohnheims u. a. reproduziert. Der Erreger, das fehlende Glied
in deren Versuchen, war identifiziert. Koch fasste 1882 seine Arbeit in dem
entscheidenden Satz zusammen:
„Alle diese Tatsachen berechtigen zu dem Ausspruch, daß
die in den tuberkulösen Substanzen vorkommenden Bazillen, nicht nur
Begleiter des tuberkulösen Prozesses, sondern die Ursache desselben sind,
und daß wir in den Bazillen das eigentliche Tuberkelvirus vor uns
haben.”[22]
Die bakterielle Ätiologie der Tuberkulose
Die bakterielle Ätiologie der Tuberkulose
Was die Präsentation seiner Arbeit betraf, so betonte Koch 1882
besonders die Ebene der bakteriellen Ätiologie, die ziemlich
widerspruchslos aufgenommen wurde. Kochs überaus gründliches Vorgehen
schien Zweifel an seinen diesbezüglichen Ergebnissen auszuschließen
und selbst der Pathologe Rudolf Virchow (1821 – 1902), der
der Bakteriologie ausgesprochen kritisch gegenüberstand, konnte nicht
bestreiten, dass das Tuberkelbakterium in ätiologischer Hinsicht von
Bedeutung war.
Dass Kochs Arbeit von 1882 ein unmittelbar positives Echo fand, lag
nicht allein an seinem gründlichen Vorgehen. Wichtig war auch, dass Koch
es zunächst durchaus vermied, sich in allzu scharfen Widerspruch zu
anderen, nicht-bakteriellen Faktoren der Ätiologie der Tuberkulose zu
setzen. Der Bedeutung von Disposition, Vererbung und sozialen Bedingungen zollt
er ausdrücklich Tribut. Insofern hatte Koch eben doch nur den Erreger der
Tuberkulose gefunden und nicht die Krankheit selbst neu definiert. Seine
Formulierung, „die Phthisis [gelte] bei den Ärzten als
eine von konstitutionellen Anomalien ausgehende, nicht infektiöse
Krankheit”[23], nun aber sei „die
Möglichkeit gegeben, die Grenzen der unter Tuberkulose zu verstehenden
Krankheiten zu ziehen, was bisher nicht mit Sicherheit geschehen
konnte”[24], ist ein wenig übertrieben.
Tatsächlich hatte er einem bestimmten von Bayle über Laennec,
Villemin bis zu Cohnheim entwickelten Krankheitsbegriff den Erreger
hinzugefügt: Seine Grenzen der Krankheit decken sich mit denen, die mit
Hilfe des pathologisch-anatomischen Kennzeichens der Tuberkeln seit Laennec
behauptet waren, die Identität von menschlicher und tierischer Tuberkulose
war Gegenstand von Villemins Experimenten gewesen. Dies galt sogar für die
unklaren Punkte: Die in ihrem tuberkulösen Charakter für Villemin
strittigen Skrofeln, eine Tuberkulose der Drüsen, vermochte auch Koch
zunächst nicht eindeutig zuzuordnen.[25] Kochs
Arbeit verhalf also einem bereits ausgebildeten Begriff der Tuberkulose als
Infektionskrankheit zum Durchbruch. Im Kern dieser Konzeption findet sich eine
entschiedene Ablehnung klinischer Erscheinungsbilder und eine Aufwertung des
bakteriologischen Befundes. Letzterer, nicht die pathologische Anatomie, war
nun ausschlaggebend:
„Was nun […] die Verwechslung von nicht
tuberkulösen Knötchen mit echten Tuberkeln betrifft, so ist nichts
einfacher, als dieselbe auszuschließen: Die echten Tuberkel sind
infektiöse und enthalten Tuberkelbazillen, die unechten nicht.”[26]
Noch ein weiterer Punkt ist wichtig: Koch präsentierte die
erstmals nachgewiesene bakterielle Ätiologie einer menschlichen
Infektionskrankheit gleichzeitig als Summe des von ihm oder anderen
Bakteriologen entwickelten Standes der Methoden. Bei der Zusammenfassung seiner
Ergebnisse spannt er den Bogen zurück bis zu den Milzbrand-Studien, also
zum Ausgangspunkt seiner Karriere als Bakteriologe:
„Die Tuberkulose schließt sich damit in Bezug auf
Erkenntnis ihrer Ätiologie dem Milzbrand an. Es stehen die
Tuberkelbazillen genau in demselben Verhältnis zur Tuberkulose, wie die
Milzbrandbazillen zum Milzbrand.”[27]
Der bakteriologische Begriff der Infektionskrankheiten
Der bakteriologische Begriff der Infektionskrankheiten
In der Tat kann man die Tuberkulosearbeiten als entscheidenden
Schritt auf dem Wege der Veränderungen sehen, die die Bakteriologie
für die Medizin brachte. So führte die Identifizierung von
bakteriellen Erregern bei Infektionskrankheiten dazu, dass sich ein auf
notwendige Krankheitsursachen orientierter Begriff der Infektionskrankheiten
gegen einen älteren pathologisch-anatomisch orientierten Begriff derselben
durchsetzte. Für die Abgrenzung der Krankheiten voneinander wurde die
biologische Einteilung ihrer Erreger wichtiger als ihre klinische Symptomatik
und die Diagnostik konnte sich in Zukunft statt auf klinische Symptomatik auf
die Bestimmung von Krankheitserregern hin orientieren.
Mit einem bakteriologischen Begriff von Infektionskrankheiten war
auch eine Akzentverschiebung von Krankheit als innerer organischer Prozess zu
Krankheit als äußerlich verursachtes Phänomen verbunden.
Ätiologie, ein Begriff, der sich zunächst auf zahllose Faktoren der
Krankheitsverursachung von Klima über Vererbung bis zu pathogenen Keimen
beziehen ließ, wurde in seiner bakteriellen Variante zu einem
Zentralbegriff der Medizin im ausgehenden 19. Jahrhundert[28]. Kochs Tuberkulose-Arbeiten markieren hier den
Durchbruch zu einem auf bakterielle Ätiologie hin orientierten
Verständnis menschlicher Infektionskrankheiten. Die Summe seiner Arbeiten
bis 1884 ergibt so ein erstes abgeschlossenes bakteriologisches Modell von
Infektionskrankheiten. In seiner Beschreibung des Erregers ist es insofern
modern, als es diesen als notwendige Krankheitsursache auffasst: Koch wies den
Krankheitserregern ja nicht irgendeine Rolle bei der Krankheitsverursachung zu,
sondern bestimmte diese präzise logisch als notwendige Verursachung: Ohne
Tuberkelbazillus keine Tuberkulose, ohne Vibrio
cholerae keine Cholera. Dies ermöglichte nicht nur, Krankheiten nach
den sie verursachenden Erregern einzuteilen, wie wir es heute
selbstverständlich tun, sondern bot auch – von der Desinfektion bis
zu den Antibiotika – einen logischen Interventionspunkt in der
Bekämpfung solcher Krankheiten bzw. ihrer Erreger.
Die sogenannten Kochschen Postulate
Die sogenannten Kochschen Postulate
Angesichts der weitreichenden Ansprüche, die Koch mit seiner
Tuberkulosearbeit verband, ist es nicht überraschend, dass er neben den
Argumenten zur Sache auch das Nachweisproblem selbst in systematischer Form
erörterte. Besonders in seinem Aufsatz von 1884 tat er dies in einiger
Ausführlichkeit und formulierte dabei abstrakt Kriterien für
Erregernachweise, die es ermöglichten, den methodischen Ertrag seiner
bisherigen Arbeiten bei der Erforschung weiterer Krankheiten anzuwenden. In
ihrer grundlegendsten Form bestanden sie in dem Dreischritt von
Identifizieren eines vermuteten Erregers im infizierten
Gewebe, dem Kultivieren desselben außerhalb des
erkrankten Organismus und schließlich dem erfolgreichen Inokulieren, also Verimpfen von Reinkulturen des Erregers im
Tierversuch. Ein Nachweis konnte, so der Kern von Kochs Argument, nur
„in der Weise geschehen, dass die Parasiten von dem erkrankten
Organismus vollständig abgetrennt und von allen Produkten der Krankheit,
welchen etwa ein krankmachender Einfluß zugeschrieben werden könnte,
befreit werden, und dass durch die Einführung der isolierten Parasiten in
den gesunden Organismus die Krankheit mit allen ihr eigentümlichen
Eigenschaften von neuem hervorgerufen wird.”[29]
Kochs Mitarbeiter Friedrich Loeffler hat die besagten Kriterien
wenige Jahre später mit dem Titel Kochsche Postulate belegt.[30] Diese Bezeichnung ist treffend und irreführend
zugleich: Irreführend, weil sich zeigen lässt, dass Koch gar keine
derartige Blaupause besaß, sondern sein Nachweisverfahren von Fall zu
Fall erheblich variieren konnte. So verfügte er 1878, als er über
Wundinfektionen arbeitete, noch gar nicht über sein Verfahren der
Reinkultur und lehnte den Einsatz anderer bereits entwickelter Kulturverfahren
als aufwendigen Luxus ab. Im Falle der Cholera meinte er, auf eine
tierexperimentelle Darstellung der Krankheit verzichten zu können, und was
die Tuberkulose betrifft, so kam den Tierversuchen mit infektiösem
Material eine Bedeutung zu, die in den Postulaten keinen Niederschlag gefunden
hat. Andererseits ist die Bezeichnung durchaus treffend. Sie lenkt unseren
Blick darauf, dass neben Bakterien und Mikroskopen die medizinische
Bakteriologie auch auf einen spezifischen Begriff von Infektionskrankheiten
gründete, der sich in den Kochschen Postulaten zusammenfassen lässt.
Das gilt auch, wenn man einschränkend hinzufügt, dass die Postulate
eher eine regulative Idee beschreiben, als die Praxis der Forschung abbilden
und Koch selbst seine Postulate als solche gar nicht formuliert hat.
Die Bedeutung der Arbeiten Robert Kochs über die Tuberkulose
liegt auch darin, dass er diesen Einzelfall auf eine Art und Weise bearbeitete,
die ihn zum Modell werden ließ. Dass er dafür nach mehr als 20
Jahren und einer Reihe weniger glücklicher Arbeiten über das Thema
der Tuberkulose[31] den Nobelpreis erhielt, illustriert
diesen Umstand. Es spricht dafür, dass es seine Arbeiten über die
Ätiologie der Tuberkulose waren, mit denen die medizinische Bakteriologie
stilbildend für das Verständnis der Infektionskrankheiten insgesamt
wurde. Die anhaltende Popularität der daraus abgeleiteten sogenannten
Kochschen Postulate lässt schließlich vermuten, dass auch die
moderne Medizin sich jenseits aller technischen Innovationen noch immer im
Rahmen dieses Weltbildes bewegt.