Einleitung
Einleitung
Am 10. Januar 2009 fand in Leipzig der mittlerweile
8. Workshop „Dermatologische Laboratoriumsdiagnostik –
wissenschaftlich begründet, praxisrelevant und wirtschaftlich” als
Veranstaltung des Berufsverbandes Deutscher Dermatologen statt ([Abb. 1 ]). Die von Prof. Dr. Uwe-Frithjof Haustein,
Leipzig, moderierte Tagung wird bestens akzeptiert, was sich in der gestiegenen
Teilnehmerzahl von fast 90 Hautärzten – ambulant und z. T.
auch stationär tätig – aus ganz Deutschland widerspiegelt.
Abb. 1 Referenten und
Organisatoren des Leipziger Labor-Workshops 2009: Priv.-Doz. Jörg
Kleine-Tebbe (Berlin), Prof. Uwe-Frithjof Haustein (Leipzig), Dr. Gudrun Hamm
(Halle/Saale) und Prof. Pietro Nenoff (Mölbis), (von links nach
rechts).
Qualitätssicherung bei Laboruntersuchungen in der Arztpraxis
– Rili-BÄK 2008
Qualitätssicherung bei Laboruntersuchungen in der Arztpraxis
– Rili-BÄK 2008
Dr. rer. nat. Friedrich Brune, Magdeburg
Seit dem 1. 4. 2008 ist die neue „Richtlinie
der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung labormedizinischer
Untersuchungen” in Kraft. Sie wurde nach mehrjähriger Vorbereitung
am 23. 11. 2007 in der Bundesärztekammer beschlossen.
Gegenüber der alten Richtlinie vom 24. 8. 2001
sind neue Inhalte hinzugekommen, die von jedem beachtet werden müssen, der
in der Heilkunde Laboruntersuchungen vornimmt. Im Gegensatz zur alten
Rili-BÄK beschränkt sich die neue Richtlinie nicht nur auf
quantitative Analysen, sondern gilt für alle Laboruntersuchungen!
Diese Richtlinie unterteilt sich in die Teile A bis G. Für
das Anwenden in der Praxis sind zunächst die Teile A und B wichtig. Es
gilt eine Übergangszeit von 2 Jahren. In dieser Zeit kann intern und
extern nach der alten Richtlinie gearbeitet werden. Ringversuche werden
allerdings ab 1. 1. 2009 nach der neuen Rili-BÄK
bewertet.
Teil A gilt für ausnahmslos alle Laboruntersuchungen. Dieser
Teil verlangt neben prä- und postanalytischen Prozessen das genaue
Beschreiben aller Laborprozesse. Teil A ist angefüllt mit anstrengenden
Aufgaben, die vom Anwender Punkt für Punkt abzuarbeiten sind. Es ist ein
detailliertes Qualitätsmanagementsystem auszuarbeiten, welches
u. a. für jede Laboruntersuchung eine genaue Verfahrensanweisung
verlangt. Teil A enthält auch 43 konkrete Definitionen grundlegender
Sachverhalte.
Teil B behandelt die speziellen Laboruntersuchungen. Bisher ist
der Teil B1 erschienen, der quantitative Laboruntersuchungen enthält. In
nachfolgenden Kapiteln (B2 bis Bx) werden weitere spezielle Untersuchungen
folgen (z. B. qualitative Untersuchungen, Untersuchungen von
Krankheitserregern u. a.).
Die Qualitätskontrolle quantitativer Untersuchungen (B 1) ist
komplett überarbeitet worden. Die interne Qualitätskontrolle ist
für alle quantitativen Untersuchungen verbindlich. Die zulässigen
Fehlergrenzen sind in der Tabelle B1 a – c niedergelegt.
Zentrale Begriffe bei der internen Qualitätskontrolle sind die relative
Messabweichung und der quadratische Mittelwert der Messabweichung. Neu ist,
dass diese Abweichungen aus jedem Kontrollwert und dem Zielwert der Kontrolle
errechnet werden. Daher hat der Zielwert der Kontrollprobe eine eminente
Bedeutung. Laborinterne Fehlergrenzen sind nur bei den Parametern erforderlich,
die nicht in der Tabelle B1 a – c enthalten sind.
Die patientennahe Sofortdiagnostik ist klar definiert (keine
Probenvorbereitung, Einzelprobenmessung, sofortige Ableitung therapeutischer
Konsequenzen). Von der neuen Rili-BÄK werden nur noch solche Geräte
favorisiert, die Unit-use-Reagenzien verwenden. Das sind solche
Reagenziensysteme, die mit einer Untersuchung verbraucht sind. Außerdem
sollen diese Geräte physikalische oder elektronische Standards anwenden
und so, oder durch eine andere integrierte Prüfung der
Gerätefunktion, verhindern, dass fehlerhafte Messergebnisse ausgegeben
werden können. Nur unter diesen Voraussetzungen ist die vereinfachte
Qualitätskontrolle im bisherigen Umfang ausreichend.
Die externe Qualitätskontrolle (Ringversuche) ist für
alle quantitativen Untersuchungen verbindlich, die in der Tabelle B1
a – c aufgeführt sind. Wie bisher ist ein Ringversuch
pro Quartal gefordert.
Streptokokkenerkrankungen der Haut
Streptokokkenerkrankungen der Haut
Prof. Dr. med. Cord Sunderkötter,
Münster
Die wichtigsten humanpathogenen Arten der Streptokokken sind
β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (S.
pyogenes ). Zu den häufiger von ihnen verursachten Infektionen
gehören das Erysipel und im Kindesalter die Impetigo contagiosa. Das
klassische, durch β-hämolysierende Streptokokken verursachte Erysipel
wird klinisch diagnostiziert anhand der Symptome überwärmtes
hellrotes Erythem oder nur leicht erhabene erythematöser Plaque,
glänzende Oberfläche, scharf begrenzte Ränder und
charakteristische zungenförmige Ausläufer als Folge der
Infektionsausbreitung entlang der Lymphspalten und Lymphgefäße. Es
sollte differenzialdiagnostisch von einer Reihe anderer Erkrankungen
unterschieden werden. Darunter befinden sich die akute Stauungsdermatitis
(nicht selten als Erysipel fehldiagnostiziert) und die Weichteilinfektion
(Zellulitis bzw. Phlegmone). Sie werden häufig durch S. aureus , oder auch andere Bakterien verursacht, und
haben als klinische Zeichen einen rotlividen Farbton, matte Oberfläche,
teigige ödematöse Schwellung und oft Ausgang von Ulzera (sie werden
im Ggs. zum Erysipel nicht mit Penicillin G oder V, sondern mit
Penicillinase-festen oder breiter wirkenden Antibiotika behandelt).
Weitere Streptokokken-bedingte Infektionen sind das Ekthyma mit
seinen ausgestanzten Ulzera sowie die oft schmerzhafte und mitunter nicht
erkannte perianale Zellulitis. Unter bestimmten, den Erreger und das
Immunsystem betreffenden Voraussetzungen verursachen β-hämolysierende
Streptokokken die lebensbedrohliche nekrotisierende Fasziitis die mit Zeichen
eines Streptococcal Toxic Shock Syndrome (STSS) einhergeht.
Wenn in Streptokokken die Gene für das pyrogene Toxin A oder
C vorhanden sind, kommt es im Rahmen einer Streptokoken-Infektion zum
Scharlach. Heute selten ist die Postreptokokken-Erkrankung Glomerulonephritis,
die aber routinemäßig durch eine einfache Urinuntersuchung
10 – 20 Tage nach Infektion ausgeschlossen werden kann.
Mittel der Wahl bei Infektionen mit Streptokokken sind Penicillin V oder G.
Allergologische In vitro-Diagnostik in Europa: Auswirkungen auf
die deutsche Hautarztpraxis?
Allergologische In vitro-Diagnostik in Europa: Auswirkungen auf
die deutsche Hautarztpraxis?
PD Dr. med. Jörg Kleine-Tebbe, Berlin
In den vergangenen 20 Jahren ist ein enormer Fortschritt bei der
Entdeckung neuer Allergene zu verzeichnen. Damit sind die verantwortlichen
Proteine gemeint – also Allergene im engeren Sinne –, die für
die Reaktionen gegenüber unterschiedlichen Allergenquellen (z. B.
Pollen, Milben, Tierepithelien, Schimmelpilze, Insektengifte) verantwortlich
sind. Mit offizieller WHO-Nomenklatur versehen, wurden diese Allergene in die
offizielle Allergen-Datenbank aufgenommen (nach biologischen Stammbäumen
katalogisiert: www.allergen.org/Allergen.aspx), die abgesehen von ihrer
spezifischen Suchfunktion ohne Kenntnisse der biologischen Nomenklatur wenig
Nutzen bietet. Eine andere umfangreiche englischsprachige Allergen-Datenbank
ist mit zusätzlichen Suchfunktionen, Verknüpfungen, Informationen und
Literaturstellen versehen (www.allergome.org). Aufgrund ihrer
Strukturähnlichkeit können die identifizierten Allergene definierten
Proteinfamilien zugeordnet werden, die im Internet einschließlich ihrer
Verwandten gelistet und mit anderen Datenbanken verknüpft wurden
(http://www.meduniwien.ac.at/allergens/allfam/). Überraschenderweise sind
es trotz der enormen Vielfalt an nicht-humanen Proteinen in der belebten Umwelt
nur wenige Vertreter, die eine allergische Sensibilisierung und
anschließend Symptome auslösen. Wahrscheinlich bilden die Proteine
in anderen Organismen, sofern sie auch im Menschen vorkommen, mit abnehmender
Stukturähnlichkeit aufgrund ihrer evolutionärer Distanz zum
„humanen Vertreter” ein erhöhtes Risiko für eine
allergische Sensibilisierung. Kurz gesagt: Um so ähnlicher ein Protein
seinem humanen Vertreter ist, desto wahrscheinlicher besteht immunologische
Toleranz. Um so weniger Ähnlichkeit durch entsprechende evolutionäre
Distanz vorliegt, desto eher können diese Proteine zum Allergen
werden.
Durch ihre gezielte Aufreinigung oder Herstellung in
Fremdorganismen (rekombinante Proteine) wie z. B. Bakterien stehen viele
der identifizierten Allergene mittlerweile zur In-vitro-Diagnostik zur
Verfügung. Ihr Zusatz zu den bisher üblichen Extrakten aus bestimmten
Allergen-Quellen kann die Empfindlichkeit derartig angereicherter
(„spiked”) In-vitro-Testreagenzien deutlich erhöhen. Eine
Mischung der wichtigsten Einzel-Allergene kann einen Allergen-Extrakt, je nach
Zusammensetzung, ersetzen und Vorteile bieten, besonders wenn einige
Komponenten im Extrakt nicht ausreichend vertreten oder instabil sind.
Schließlich können Einzel-Allergenkomponenten zur gezielten
Diagnostik eingesetzt werden (sog. Component-Resolved-Diagnostic, CRD).
Damit können Allergenquellen (z. B.
Gräserpollen-spezifische Leitallergene) von so genannten Pan-Allergenen
(z. B. Profiline, Ca++-bindende Proteine) unterschieden
werden, die in vielen Organismen vorkommen und für Kreuzreaktionen
verantwortlich sind, die die Allergiediagnostik erschweren.
Parallel zur Allergenforschung wurden in den vergangenen Jahren
zunehmend diagnostische Systeme in kleineren Dimensionen entwickelt. Mithilfe
so genannter Microarrays (Glasobjektträger mit Testreagenzien in stark
verkleinertem Maßstab, auch als Mikro-Chips bezeichnet), können
über 100 Allergene nach dem Prinzip herkömmlicher Immunassays zur
IgE-Bestimmung auf einem Quadratzentimeter getestet werden. Nach Bindung des
spezifischen IgE wird dieses durch markierte Anti-IgE-Antikörper mithilfe
eines Laser-Scanners erfasst und semiquantitativ ausgewertet. Durch die
zusätzlichen, seit 2008 eingeführten und klinisch bereits gut
charakterisierten Einzelallergene wird die diagnostische Qualität deutlich
aufgewertet, wenngleich die derzeitige Zusammensetzung des Microarrays
(ImmunoCAP ISAC® , www.vbc-genomics.at) noch nicht alle
Allergenquellen bereithält, die in der Routine z. B. mit Hauttests
geprüft werden können.
Hinsichtlich der zugrundeliegenden analytischen Empfindlichkeit
und Übereinstimmung mit anderen Immunoassays sind die Daten
vielversprechend, obwohl die Reproduzierbarkeit (Abweichungen zwischen
wiederholten Messungen: ImmunoCAP ISAC® Variationskoeffizienten
VK zwischen 10 und 20 %) nicht das niedrige Niveau etablierter
Immunassays erreicht (z. B. Phadia ImmunoCAP, VK
< 10 %).
Vorläufige Vergleichsuntersuchungen mit anderen
diagnostischen Methoden zeigten für bestimmte Allergenquellen (Birken- und
Gräserpollen, Katzenepithelien) gute Übereinstimmung, für andere
eine mäßige (Hausstaubmilben) bzw. manche Allergenquellen
(Beifußpollen) möglicherweise aufgrund fehlender Allergenkomponenten
eine nur unzureichende Assoziation.
Die umfangreichste Erfahrung in der Micro-Chip-Diagnostik besteht
in der Abteilung des italienischen Allergologen und Laborleiters Adriano Mari.
Mehr als 30 000 Seren wurden von dem Begründer der Datenbank
„www.allergome.org” bereits untersucht, sodass in seinem Institut
enorme Erfahrung mit der Auswertung und Beratung von betroffenen Allergikern
vorhanden ist. Innerhalb der nächsten Jahre werden sicherlich die
bestehenden Lücken im Allergenspektrum durch Nachklonierung der
verantwortlichen Allergen-Proteine geschlossen werden. Bei einer Auswertung von
global gesammelten klinischen Daten in Verbindung mit den diagnostischen
Resultaten wird sich möglicherweise die klinische Charakterisierung der
neuen Protein-Allergene unter Zuhilfenahme geeigneter Datenbanken enorm
beschleunigen lassen.
Damit steht die Allergie-Diagnostik vor neuen Herausforderungen.
Während bisher nach einer ausführlichen Anamnese und
körperlichen Untersuchung der betroffenen Allergiker ein Screening
mithilfe von Prick-Hauttests vorgenommen worden ist, die spezifische
IgE-Bestimmung als In-vitro-Methode gezielt eingesetzt und in
Zweifelsfällen zur Klärung der klinischen Relevanz
Provokations-Methoden bemüht wurden, wäre zukünftig ein anderes
Vorgehen denkbar. Nach einem Massen-Screening gegenüber den wichtigsten
Soforttyp-Allergenkomponenten aus verschiedenen Quellen (Aero- und
Nahrungsmittel-Allergene, Insektengift-Allergene) könnte eine
anschließende, gründliche Anamnese die klinische Relevanz der
erhobenen Sensibilisierungen prüfen. Ein Hauttest wäre nur noch
für Allergenquellen (Extrakte) erforderlich, die nicht mithilfe eines
IgE-Screenings erfasst werden können oder deren kutane Sensibilisierung
zusätzlich notwendige, diagnostische Informationen verspricht.
Provokationen würden weiterhin zur klinischen Relevanzprüfung ihre
Berechtigung behalten.
Potenziell könnte eine derartige Diagnostik breit
gefächerte, individuelle Sensibilisierungs-Muster erfassen, spezielle
Risiko-Moleküle identifizieren und bei unvermuteten, spezifischen
IgE-Ergebnissen möglicherweise die Aufklärung unklarer
allergischer/anaphylaktischer Ereignisse beschleunigen. Auf der anderen Seite
besteht die Gefahr, dass zahlreiche allergische Sensibilisierungen ohne
korrespondierende Symptome, d. h. ohne klinische Relevanz, die
Interpretation erschweren. Das gilt besonders für Proteine von
Allergen-Quellen, bei denen sich eine Provokation verbietet (z. B. bei
schwerer anaphylaktischer Reaktion durch ein Allergen) oder aufgrund von
fehlenden Provokationsmaterialien (z. B. Anasakis simplex als
parasitischer Wurm in Fischen) nicht machbar ist.
Für wen wäre diese neue Form einer molekularen
Allergie-Diagnostik besonders interessant?
Sicher sind polysensibilisierte Patienten mit wahrscheinlicher
Beteiligung kreuzreaktiver Pan-Allergene, Nahrungsmittel-Allergiker mit
komplexen Sensibilisierungsmustern, Betroffene mit ungeklärten
anaphylaktischen Reaktionen und Patienten mit ungewöhnlichen
Sensibilisierungsmustern vielversprechende Kandidaten für diese neue Form
der Allergie-Diagnostik. Bisher bildet sich dieser diagnostische Test nicht in
den Ziffern der ärztlichen Gebührenordnungen ab. Die Ergebnisse der
klinischen Evaluation werden darüber entscheiden, ob diese Form der
„mikronisierten” molekularen IgE-Diagnostik zukünftig ihr
ganzes Potenzial entfalten kann. Allerdings sind Interpretation und die damit
verknüpfte Beratungsleistung allergologisch anspruchsvoll und
bedürfen erheblicher Fortbildungsanstrengungen auf dem jungen Gebiet der
molekularen Allergologie.
Hygiene in der Arztpraxis – Standards und Realisierung im
Alltag
Hygiene in der Arztpraxis – Standards und Realisierung im
Alltag
Dr. rer. nat. Silvia Fanghänel, Halle/S.
Hygienestandards sind notwendig, um präventiv gegen
nosokomiale Infektionen, hervorgerufen vor allem durch Bakterien und Viren,
vorgehen zu können. Innerbetriebliche Verfahrensweisen zur
Infektionshygiene müssen nach § 36 des
Infektionsschutzgesetzes in jeder medizinischen Einrichtung festgelegt werden.
Der erforderliche Standard ist das Vorhalten eines an die jeweilige Einrichtung
bzw. Arztpraxis angepassten Hygieneplanes, entsprechend den Empfehlungen des
Robert-Koch-Instituts und anderer Fachgremien. Hierbei können auch
spezifische Kapitel, wie der Umgang mit Patienten, die mit multiresistenten
Erregern besiedelt oder infiziert sind, geregelt werden.
Vor dem Hintergrund, dass sich die multiresistenten Erreger, wie
MRSA und ESBL, flächendeckend ausbreiten und zunehmend auch im ambulanten
Bereich anzutreffen sind, erreicht diese Maßnahme eine hohe
Priorität. Am Beispiel von MRSA und ESBL werden präventive
Maßnahmen der Infektionshygiene aufgezeigt.
Explizit wird die Empfehlung des RKI zur Kontrolle von MRSA in
Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen referiert.
Wesentliche Aspekte der Empfehlung, wie Isolierung von MRSA-Patienten,
Schutzausrüstung des Personals, effiziente Händehygiene,
Desinfektionsmaßnahmen von Flächen und Instrumenten, Entsorgung
sowie Sanierungsmaßnahmen von MRSA-Trägern, sollten im
stationären wie im ambulanten Bereich umgesetzt werden.
Zur Umsetzung der RKI-Empfehlung in der Arztpraxis bietet sich
folgende Vorgehensweise an:
mit entsprechendem Zeitmanagement Kontakte von MRSA-Patienten
zu anderen Patienten minimieren oder verhindern
Voraussetzungen zur optimalen Händehygiene schaffen, wie
z. B. der Verzicht auf Ringe und Schmuck
nur unmittelbar benötigte Materialien und Geräte zur
Behandlung von MRSA-Patienten offen bereitstellen; damit bleiben die
anschließenden notwendigen Desinfektionsmaßnahmen in einem
vertretbaren Aufwand
Desinfektion aller Kontaktflächen nach
Behandlungsende
Patienten, die in einer Sanierungsphase sind, ausreichend
über alle notwendigen begleitenden Maßnahmen, wie täglicher
kompletter Wäschewechsel, informieren, um eine Rekolonisierung zu
verhindern
Information an weiterbehandelnde Ärzte
Die Verwendung VAH (Verbund für Angewandte Hygiene)
gelisteter Produkte für sämtliche Desinfektionsmaßnahmen
garantiert bei sachgerechter Anwendung Wirksamkeit. Alle in dieser Liste
geführten Produkte sind mit in Deutschland anerkannten Verfahren
zertifiziert ([Abb. 2 ]).
Abb. 2 Liste der
Desinfektionsmittel des VAH (Verbund für Angewandte Hygiene).
Die gleichen Aspekte treffen auch beim Umgang mit ESBL-Patienten
zu. Ein wesentlicher Unterschied zwischen MRSA- und ESBL-Patienten besteht
darin, dass es für ESBL-Patienten keine Möglichkeit der Sanierung
gibt. Eine ESBL-Infektion muss mit den wenigen zur Verfügung stehenden
wirksamen Antibiotika therapiert werden. Im Falle einer Besiedlung können
nur adäquate Hygienemaßnahmen in der Arztpraxis die Entstehung von
Infektketten verhindern.
Autoimmunphänomene beim Einsatz von
„Biologics”
Autoimmunphänomene beim Einsatz von
„Biologics”
Dr. med. Gudrun Hamm, Halle
Seit etwa 20 Jahren werden so genannte „Biologics”
zur Behandlung schwerer und schwerster Verläufe bei bösartigen
Neubildungen, Organtransplantationen und chronisch-entzündlichen
Erkrankungen eingesetzt. Seit etwa 5 Jahren ist diese völlig neuartige
Wirkstoffgruppe auch den vertragsärztlich tätigen Dermatologen
zugänglich.
Die Behandlung von mehreren Millionen Patienten weltweit erlaubt
inzwischen recht gut, die Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken einer
Biologikatherapie einzuschätzen. Der Vortrag reflektiert im Rahmen einer
Literaturübersicht insbesondere die beim Einsatz von
„Biologics” zu beobachtenden Autoimmunphänomene.
Aktuell existieren mehr als 80 verschiedene Biologika, die zu
therapeutischen Zwecken entwickelt und zugelassen wurden oder vor der Zulassung
stehen. Es handelt sich um monoklonale Antikörper, Zytokine oder
Fusionsproteine, die ihre Wirkung durch Neutralisierung (z. B. von
proinflammatorischen Zytokinen), durch Bindung an Rezeptoren oder durch
zytotoxische Vorgänge entfalten.
Biochemisch sind Biologika exogen zugeführte Glykoproteine,
die nicht nur direkt immunologische Vorgänge beeinflussen, sondern selbst
„Immunogene” darstellen. Insofern ist es interessant, aber auch
nicht überraschend, dass bei den bisher eingesetzten Biologika zwei
immunologische Nebenwirkungen beobachtet werden können:
Bei bestimmten Medikamenten können Antikörper (AK)
gegen den Wirkstoff selbst gebildet werden
(„Wirkstoff-AK”). Bei den antipsoriatisch wirksamen
Biologika scheint sicher, dass Efalizumab keinerlei AK-Bildung hervorruft.
Immunologisch interessant sind die TNF-alpha-Antagonisten, wobei sich die drei
derzeit zugelassenen Medikamente unterschiedlich verhalten. AK gegen Etanercept
und Adalimumab wurden bisher selten nachgewiesen und führten zu keinerlei
Wirkverlust. Spezifische Anti-Infliximab-AK sind dagegen häufig
beschrieben und gehen mit Wirkverlust einher. Infliximab-AK entwickeln sich oft
nach den ersten Infusionen und sind für die stärkeren
Infusionsreaktionen verantwortlich. Das Zytokin IFN-alpha, das
z. B. beim metastasierenden Melanom eingesetzt wird, induziert
offensichtlich keine anti-Interferon-Auto-AK, aber AK gegen Rituximab (einem
anti-CD20-AK, der in der Lymphombehandlung zugelassen ist) werden in der
Literatur erwähnt.
Es werden auto-immunologische Prozesse initiiert, weil auch
die „klassischen” Auto-AK (z. B. ANA oder ds-DNS-AK)
nachweisbar sind. Sowohl ANAs unterschiedlicher Spezifität als
auch organspezifische SD-AK sind bei Melanom-Patienten unter Zytokin-Therapie
mit IFN-alpha beschrieben worden. In der Psoriasistherapie lassen
sich unter anti-TNF-alpha-Behandlung – insbesondere unter Infliximab
– bei bis zu 2/3 der Patienten eindeutig positive ANA z. T. in
höheren Titern und bei ca. der Hälfte der behandelten Patienten sogar
ds-DNS AK nachweisen. Die pathogenetische Bedeutung dieser Immunphänomene
ist derzeit ungeklärt. Eine genauere Bewertung ist sicher erst durch ein
langfristiges systematisches Erfassen dieser Parameter zu erwarten.
MALDI-TOF MS als neue Methode der Identifizierung dermatologisch
relevanter Pilze
MALDI-TOF MS als neue Methode der Identifizierung dermatologisch
relevanter Pilze
Dr. Marcel Erhard, Potsdam/Golm
Für eine schnelle und effektive Therapie von dermatologischen
Infektionskrankheiten spielt die schnelle und sichere Identifizierung der
Erreger eine wichtige Rolle. Die allgemeinen Trends der Mikrobiologie
ermöglichen eine deutliche Reduzierung der Analyse- und Wachstumszeiten
der Erreger bei einer Qualitätserhöhung der Analyseergebnisse. So
zieht neben den bekannten, auf PCR basierenden Techniken auch die MALDI-TOF MS
in den Laboralltag ein.
MALDI-TOF MS: Bei der Matrix-unterstützten Laser-Desorption-
und -Ionisierung-Flugzeit-Massenspektrometrie (Matrix Assisted Laser
Desorption/Ionization Time-Of-Flight Mass Spectrometry) werden die
Molekulargewichte der Zellkomponenten (meist Proteine) bestimmt. Bei dieser
Identifizierungsmethode ist heute noch eine kurze Kultivierung des Erregers auf
Nährböden notwendig. Derzeit ist eine MALDI-TOF MS-Analyse der
Erreger direkt aus Nagel- oder Hautmaterial (noch) nicht möglich. Sobald
sich jedoch sichtbares Myzel gebildet hat, kann die Analyse durchgeführt
werden. Das Myzel, ca. 50 – 100 µg, wird
dafür vom Nährboden abgenommen und auf den MALDI-TOF
MS-Probenträger aufgetragen. In einem zweiten Schritt wird die Matrix,
gelöst in einem organischen Lösungsmittel, hinzugegeben. Diese
Matrixlösung dringt in die Pilzzellen ein und extrahiert die molekularen
Bestandteile der Zelle. Während das Lösungsmittel verdunstet, bildet
die Matrix Kristalle aus, in die auch Moleküle aus den Pilzzellen
eingebaut werden. Im Massenspektrometer werden die Matrixkristalle durch
Laserbeschuss desorbiert und die Moleküle ionisiert. Die dabei
entstehenden Proteinionen werden in einem elektromagnetischen Feld beschleunigt
und erreichen nach einer freien Flugstrecke von ca. 1,5 Meter den Detektor. Die
Flugzeit der Moleküle ist proportional zu ihrer Masse, wodurch nach einer
Kalibrierung des Systems mit bekannten Massen den gemessenen Peaks in einer
Probe eine genaue Masse zugeordnet werden kann ([Abb. 3 a ]). Durch die Frequenz der Laserpulse
bei modernen Geräten erhält man nach nur ca. 30 Sekunden einen sog.
Protein-Massen-Fingerprintabdruck der Probe. Bei Pilzen weisen die
Massenspektren ca. 150 bis 200 Proteinmassen auf, die für den Vergleich
mit Referenzspektren herangezogen werden können.
SARAMIS-Auswertung und -Identifizierung: Die Massenspektren der
Proben werden in die SARAMIS-Software und -Datenbank (Spectral ARchive And
Microbial Identifikation System) übermittelt und ausgewertet.
Protein-Massen-Fingerprintabdrücke sind charakteristisch für einzelne
Erregerspezies, wodurch alle Erreger identifiziert werden können, für
die in der Datenbank Referenzspektren hinterlegt sind ([Abb. 3 b ]). Die MALDI-TOF
MS-Referenzspektren-Datenbank wird seit ca. 5 Jahren in einem großen
Netzwerk von Partnern aufgebaut und deckt inzwischen alle typischen und
relevanten Erreger ab. Erfolgt mit SARAMIS keine Identifizierung, handelt es
sich im Allgemeinen um einen atypischen Vertreter einer Spezies oder um eine
Spezies, für die noch kein Referenzspektrum vorliegt. Für viele
Spezies ist auch eine Typisierung unterhalb der Spezies-Ebene möglich, zum
Teil bis hin zur Unterscheidung von Stämmen, wodurch einzelne
Epidemiestämme direkt identifiziert werden können. Mit der
SARAMIS-Datenbank werden automatisch die neuesten taxonomischen Begriffe und
Einteilungen der Erreger verwendet.
Abb. 3 a Allgemeiner
Prozessablauf der AXMIA@SARAMIS MALDI-TOF MS-Identifizierung der
Bakterien und Pilze.
b MALDI-TOF-Massenspektren von
Trichophyton rubrum und Trichophyton interdigitale, Identifizierung von 7 Tage
alten Kulturen auf Sabouraud 4 %-Glukose-Agar.
Direktnachweis von Dermatophyten aus Patientenmaterial mittels
Polymerasekettenreaktion (PCR) – ergänzende oder alleinige
diagnostische Methode in der Dermatomykologie?
Direktnachweis von Dermatophyten aus Patientenmaterial mittels
Polymerasekettenreaktion (PCR) – ergänzende oder alleinige
diagnostische Methode in der Dermatomykologie?
Pietro Nenoff, Jürgen Herrmann, Iwona Winter, Constanze
Krüger, Claudia Mügge, Guntram Bezold, Silke
Uhrlaß,Mölbis, Oschatz, Leipzig, Neu-Ulm
Zum Direktnachweis von Dermatophyten aus Nagelmaterial und
Hautschuppen wurde ein PCR-Elisa-Assay eingesetzt ([Abb. 4 ]). Als spezifische Sequenz für die Primer
wurde das Topoisomerase II-Gen genutzt. Für die DNS-Isolierung kam der
Qiagen-QIAamp-DNA-Mini-Kit-250 zum Einsatz. Ein Primer war
Digoxigenin-markiert. Nach Amplifikation wurde das PCR-Produkt zur
Visualisierung mittels biotinylisierter Sonde hybridisiert, dann an eine
Streptavidin-beschichtete Festphase gebunden. Nach Zugabe eines
Peroxidase-konjugierten Anti-Digoxigenin-Antikörpers sowie eines
Substrates zeigte die Farbentwicklung im Elisa die positive Reaktion an. Der
Uniplex-PCR-Elisa-Test erfasste separat Trichophyton
(T.) rubrum, T. interdigitale und Epidermophyton floccosum – auf diese drei
Dermatophyten wurden Nagelspäne untersucht, Hautschuppen zusätzlich
auf Microsporum canis-DNS. Die PCR wurde mit der Empfindlichkeit des
fluoreszenzoptischen Nativpräparates und der kulturellen Untersuchung
verglichen. In 3664 Proben (Untersuchungszeitraum 10 Monate) waren
Dermatophyten mittels Kultur u./o. PCR 1414-mal nachweisbar. 960
(68 %) waren Kultur- und PCR-positiv, 201 (14 %)
Proben waren Kultur-positiv, jedoch PCR-negativ, und in 253 Proben
(18 %) war die Kultur negativ, trotzdem ließ sich mittels
PCR ein Dermatophyt nachweisen. Die diagnostische Empfindlichkeit des
Calcofluor-Präparates betrug im Vergleich zur Kultur 80,1 %,
die Spezifität 80,6 %. Die diagnostische Sensitivität
der Kultur auf Dermatophyten lag bei 82,1 %, die Spezifität
– da es prinzipiell keine falsch-positiven Kulturergebnisse auf
Dermatophyten geben kann – bei 100 %. Mit
85,8 % war die Sensitivität der PCR im Vergleich zur Kultur
höher. Folgende Aufteilung der 1414 Dermatophyten fand sich:
68,8 % T. rubrum, 20,1 %
T. interdigitale, 0,8 %
Epidermophyton floccosum, 0,3 %
Microsporum canis.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass die PCR auf
Dermatophyten im Moment die klassische Diagnostik – Nativpräparat
und Kultur – ergänzt und den Anteil positiver Ergebnisse
erhöht, im positiven Fall wird die Zeit bis zur Diagnosestellung deutlich
verkürzt. Die Methode ist wirtschaftlich in Bezug auf die
Investitionskosten und Verbrauchsmaterialien, nur der relativ hohe
Personalaufwand ist limitierend. Mittel- und langfristig muss davon ausgegangen
werden, dass die konventionellen Labormethoden der Dermatomykologie von
molekularen Techniken abgelöst werden.
Abb. 4 PCR-Arbeitsplatz zum
Nachweis von Dermatophyten-DNS aus Hautschuppen und Nagelspänen:
Zentrifuge, Thermoschüttler und Thermocycler als essenzielle
Minimalausstattung.
Tropische Dermatosen: Erfahrungsbericht nach 29
tropenmedizinischen Fortbildungsreisen für Ärzte nach Kenia, Uganda
und Tansania (seit 1995)
Tropische Dermatosen: Erfahrungsbericht nach 29
tropenmedizinischen Fortbildungsreisen für Ärzte nach Kenia, Uganda
und Tansania (seit 1995)
Dr. med. Kay Schaefer, Köln
Die Fortbildungsreisen sind für Ärzte aus Europa und den
USA, die klinische Erfahrung auf dem Gebiet der Tropen- und Reisemedizin
sammeln möchten. Während der 13-tägigen Rundreisen werden
verschiedene Lehrkrankenhäuser, ambulante Stationen und Forschungsprojekte
in Kenia, Uganda und Tansania besucht. Experten lehren am Krankenbett über
die Klinik und Therapie der wichtigsten tropischen Infektionskrankheiten.
Laborpraktika (mikroskopische Untersuchung von Parasiten in Blut, Stuhl und
Urin) und Vorlesungen runden das medizinische Programm ab. Tropische Dermatosen
spielen eine große Rolle in Ostafrika. Während der Rundreise durch
Kenia sehen die Ärzte im Marigat Health Center, nicht weit vom
Äquator im trockenen und sehr heißen Rift-Valley, Patienten mit
diffusen, erytematösen und nodulären Hautläsionen im Gesicht.
Dieses Krankheitsbild nennt man Post-Kala-Azar-dermales Leishmanoid (PKDL) und
es tritt manchmal nach einer auskurierten viszeralen
Leishmaniose (Anthroponose) auf, die durch Sandfliegen (Phlebotomus ) übertragen wird. PKDL kann mit der PCR
oder monoklonalen Antikörpern (Sensitivität
> 80 %) diagnostiziert werden. Der direkte Nachweis des
Erregers (Leishmania [L.]
donovani ) aus dem Hautausstrich erweist sich oft als
schwierig. In Kenia wird die Diagnose meistens klinisch gestellt. Des
Öfteren kommen dort auch Patienten mit ulzerierenden, zum Teil auch
nekrotisierenden Hautläsionen mit schlechter oder später
Spontanheilung in die Ambulanz. Die Ulzera sind schmerzlos und befinden sich
vor allem im Gesicht oder an den unbedeckten Extremitäten. Diese Patienten
leiden an der kutanen Leishmaniose . Die Diagnose
erfolgt über den direkten Nachweis des Protozoen (L.
major ) aus dem Wundrand (Biopsie oder Punktat).
In Uganda ist die Schlafkrankheit (Afrikanische Trypanosomiasis ) endemisch. In der Nähe
des Viktoria-Sees nehmen die Ärzte an einer mobilen „Dermatology
Clinic” teil. Ein Fischer klagt über einen Tse-Tse-Fliegen-Stich am
Oberarm, der sich in den letzten 2 Wochen entzündet hat. Die schmerzhafte
Primärläsion an der Inokulationsstelle mit Schwellung der regionalen
Lymphknoten muss unbedingt abgeklärt werden, da die Schlafkrankheit im
fortgeschrittenen Stadium tödlich verlaufen kann. Das Punktat des
Primärschankers wird im Feldlabor ([Abb. 5 a ]) mit Giemsa angefärbt und
untersucht. Kurze Zeit später entdeckt der Laborassistent begeißelte
Protozoen (Trypanosoma rhodesiense ) unter dem
Mikroskop. Der direkte Nachweis aus dem Trypanosomenschanker ist umso
bedeutender, da der Blutausstrich und die Serologie (ELISA, IFAT) erst positiv
werden, wenn die Parasiten über die Lymphe und das Blut den großen
Kreislauf erreicht haben.
Auf Sansibar in Tansania besuchen die Ärzte das
„Schistosomiasis Prevention & Control Project”, das vom
Parasitologen Dr. Khalfan geleitet wird. In dem großen Labor arbeiten 5
Assistenten an verschiedenen Mikroskopen. Sie untersuchen Stuhl- und Urinproben
auf Parasiten. Mit Unterstützung der WHO hat sich Sansibar zum Ziel
gesetzt, die Bilharziose auf der Insel im Indischen Ozean auszurotten. Hinter
dem Labor ist ein kleiner Untersuchungsraum, in dem Patienten untersucht werden
können. Ein Junge, nicht älter als 10 Jahre, hat ein juckendes,
makulopapulöses Exanthem am ganzen Körper. Erst nach eingehender
Befragung auf Kiswahili erzählt Mohammed, dass er kürzlich mit
Freunden in einem kleinen Süßwassertümpel Schwimmen war ([Abb. 5 b ]). Die Symptome von Mohammed deuten
laut Aussage von Dr. Khalfan auf eine Zerkariendermatitis hin. Während der
Hautpenetration des Erregers (S. haematobium oder
S. mansoni ) kann es zu Pruritus, Erythem und
flüchtigem makulopapulösen Exanthem kommen. In diesem frühen
Stadium kann die Serologie (ELISA) schon positiv sein. Außerdem findet
man oft eine massive Eosinophilie. Erst 4 – 10 Wochen
(Präpatenzzeit) nach der Infektion kann man Eier im Urin
(S. haematobium) oder Stuhl (S.
mansoni) nachweisen. Dr. Khalfan erinnert uns: „Ausgeprägte
Erscheinungen bei Invasion von Zerkarien von nicht humanpathogenen Schistosomen
in Europa und den USA können ebenfalls zu einer Zerkariendermatitis, bei
uns auch Badedermatitis genannt, führen.”
Abb. 5 a Das Punktat des
Primärschankers wird im Feldlabor mit Giemsa angefärbt und
untersucht. Begeißelte Protozoen (Trypanosoma
rhodesiense ) sind im Auflichtmikroskop erkennbar. b
Habitat der Schistosomiasis (Bilharziose, Zerkarien-Infektion) auf Sansibar,
Tansania.
Da aufgrund des wachsenden Tourismus immer häufiger Patienten
mit Dermatosen aus den Tropen zurückkehren, sollten deutsche Dermatologen
auf diesem Gebiet klinische Erfahrungen sammeln, um oben genannte
Krankheitsbilder frühzeitig erkennen zu können. Die
Fortbildungsreisen nach Ostafrika gewähren eine praxisbezogene, klinische
Fortbildung auf dem Gebiet der tropischen Dermatologie und sind jedem
interessierten Hautarzt zu empfehlen.
Die Teilnahme schließt mit einem Zertifikat über 60
Lehrstunden auf dem Gebiet der klinischen Tropen- und Reisemedizin ab. Dies
entspricht 30 Fortbildungspunkten im gesamten Ärztekammerbereich der BRD.
Darüber hinaus ist ein 9-stündiger Refresher-Kurs für
Reisemedizin, anerkannt von der Deutschen Tropenmedizinischen Gesellschaft
(DTG), in die Fortbildungsreise integriert. Die nächsten Termine der
tropenmedizinischen Fortbildungsreisen sind wie folgt
(http://www.tropmedex.com): Kenia
17. – 29. 1. 2010, Uganda
14. – 26. 2. 2010, Tansania
14. – 26. 3. 2010.