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DOI: 10.1055/s-0029-1215423
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Ein Lichtlein brennt …
A Candle Burns …
Prof. Dr. med. Christiane Bayerl
Klinik für Dermatologie und Allergologie, HSK,
Wilhelm-Fresenius-Klinik GmbH
Städtisches Klinikum Wiesbaden Lehrkrankenhaus der Universität Mainz
Aukammallee 39
65191 Wiesbaden
Email: christiane.bayerl@hsk-wiesbaden.de
Publication History
Publication Date:
03 December 2009 (online)


Prof. Dr. Christiane Bayerl
Nachdem nun die Energiesparlampen die Umwelt schonen, können die Freunde der antiken Lampen fassungslos im Ausland nach passenden Ersatzbirnen für die alten Fassungen suchen. Wie gut, dass es an Weihnachten und an langen Winterabenden noch die Alternative der Kerzen gibt. Selbstverständlich wissen wir, dass so mancher Adventskranz in den Kliniken schon ein Strohfeuer ausgelöst hat. Deshalb sind Kerzen an den Klinikbetten nicht gerne gesehen. Dabei ist ein altes russisches Sprichwort zu beachten: „Wegen einer kleinen Kerze ist ganz Moskau abgebrannt.”
Letztes Jahr habe ich Ihnen schon über Allergien unter dem Weihnachtsbaum berichtet. Potenzielle Allergene in Kerzen passen gut zu meinen Berichten über den allergologischen saisonalen Reigen. Die Honigwachskerzen, betörend duftend, sind da nicht zu exkulpieren. Propolis wird gesammelt von fleißigen Bienen, ursprünglich als Gerüstsubstanz für ihre Waben. Frei verkäuflich und ohne Deklaration eines allergenen Risikos finden sich auf dem freien Markt Nahrungsergänzungsprodukte wie Bienenpollen und Gelee Royal. In Italien mussten 6 Menschen, darunter Kinder, nach nutritiver Aufnahme von Propolis notfallmäßig in der Klinik versorgt werden [1]. Das Allergen ist Propolis mit einer Prävalenz je nach Studie um 2 %. Als Naturprodukt wird es in Kosmetika, in Handcremes, in Lippenbalsam, in Heilmitteln für Laryngitis und Ulzerationen und in Zahnprodukten eingesetzt. Es wird Propolis nachgesagt, es wirke anti-bakteriell, anti-viral, anti-mykotisch, anti-entzündlich und chemoprotektiv. In Möbelpolituren und Bodenwachs ist es ebenfalls zu finden. Kreuzreaktionen mit Kolophonium und Perubalsam treten auf. Ein Fallbericht beschreibt daher ein aerogenes Kontaktekzem auf den Linoleumboden im Büro, der mit einem Bodenwachs, das Kolophomium enthielt, gepflegt wurde [2]. Ekzeme an unbedeckten Körperstellen werden in einer weiteren Kasuistik über eine Arbeiterin in einer Kartonagen-Fabrik berichtet, und zwar an den Körperstellen, an denen der Pappkartonstaub Kontakt mit der Haut hatte [2]. Da es sich beim Auspacken der Weihnachtspakete nur um eine kurzzeitige Tätigkeit handelt, ist das Sensibilisierungsrisiko allerdings nicht als hoch einzuschätzen. Ähnlich ist es ja mit dem Kolophonium beim „fiddler's neck”. Nur das fleißige Geige-Üben ist mit einem gewissen Risiko verbunden, nicht das kurze einmalige, wenig geübte Weihnachtskonzert in der Familie. Zu diesen Neudeutschen Wortschöpfungen zählt ja auch der „Harpist's finger”, der nach fleißigem Harfe-Üben oder bei Sensibilisierung auf die Metalle der Harfensaiten auftreten kann und auch zum Weihnachtsthema passt.
Ein positiver Patchtest auf Kolophonium oder Perubalsam sollte den Allergologen daran erinnern, dass eine Kreuzallergie auf Duftstoffe vorliegen könnte. Zudem sind die aktuell modernen „In-Kerzen”, nicht mehr die, die um einen Docht gewickelt werden, sondern reich mit Duftstoffen versehen in einem dekorativen Glas zu erwerben. Hier stehen die angereicherten Duftstoffe als Aeroallergene im Vordergrund. Unter den Propolisallergikern fand sich in einer neueren Studie von 2009 aus Aberdeen zu Kreuzreaktionen bei 7 % auch eine positive Hauttestreaktion auf Bienenwachs, bei 40 % auf Perubalsam, bei 27 % auf Kolophonium und bei 11 % auf Duftstoffmix I [3].
Doch jetzt zum Weihnachtsgebäck, den kontrovers diskutierten Zimtsternen. Zimt wird aus der Rinde eines immergrünen Baumes gewonnen, der ursprünglich aus Sri Lanka stammt. Streifen aus der Zimtbaumrinde sind braun und werden gemahlen. Der Geschmack stammt von einem Öl, das auch das Allergen Cinnamal enthält. Allergien treten vor allem in der Gewürz-herstellenden Industrie und im Nahrungsmittelgewerbe auf [4]. Das auch im Zimt enthaltene Cumarin ist als fraglich Kopfschmerzen und Leberschädigungen auslösend aktuell in Diskussion. Das Bundesinstitut für Riskobewertung hat daher empfohlen, den höherwertigen Ceylon-Zimt, der nur 0,02 mg Cumarin enthält, dem billigeren Cassia-Zimt vorzuziehen, der bevorzugt in der Industrie eingesetzt wird. Weiter wird empfohlen, dass kleine Kinder nicht mehr als vier Zimtsterne pro Tag essen sollen, Erwachsene nicht mehr als acht. Zimt findet sich weiter in Lebkuchen, Glühwein, Curry-Mischungen und sogar in Kosmetikprodukten. Den Freunden des Zimt sei daher angeraten, etwas hauszuhalten mit der Dosis, bis Genaueres bekannt ist.Christiane Bayerl, Wiesbaden
#Literatur
- 1 Menniti-Ippolito F, Mazzanti G, Vitalone A. et al . National Center for Epidemiology Rome. Surveillance of suspected adverse reactions to natural health products: the case of popolis. Drug Safety. 2008; 31 419-423
- 2 Karlberg A T, Gräfvert E, Meding B, Stenberg B. Airborne contact dermatitis from unexpected exposure to rosin (colophony). Rosin sources revealed with chemical analyses. Contact Dermatitis. 1996; 35 272-278
- 3 Rajpara S, Wilkinson M S, King C M. et al . The importance of propolis in patch testing – a multicentre survey. Contact Dermatitis. 2009; 61 287-290
- 4 Ackermann L, Aalto-Korte K, Jolanki R, Alanko K. Occupational allergic contact dermatitis from cinnamon including one case from airborne exposure. Contact Dermatitis. 2009; 60 96-99
Prof. Dr. med. Christiane Bayerl
Klinik für Dermatologie und Allergologie, HSK,
Wilhelm-Fresenius-Klinik GmbH
Städtisches Klinikum Wiesbaden Lehrkrankenhaus der Universität Mainz
Aukammallee 39
65191 Wiesbaden
Email: christiane.bayerl@hsk-wiesbaden.de
Literatur
- 1 Menniti-Ippolito F, Mazzanti G, Vitalone A. et al . National Center for Epidemiology Rome. Surveillance of suspected adverse reactions to natural health products: the case of popolis. Drug Safety. 2008; 31 419-423
- 2 Karlberg A T, Gräfvert E, Meding B, Stenberg B. Airborne contact dermatitis from unexpected exposure to rosin (colophony). Rosin sources revealed with chemical analyses. Contact Dermatitis. 1996; 35 272-278
- 3 Rajpara S, Wilkinson M S, King C M. et al . The importance of propolis in patch testing – a multicentre survey. Contact Dermatitis. 2009; 61 287-290
- 4 Ackermann L, Aalto-Korte K, Jolanki R, Alanko K. Occupational allergic contact dermatitis from cinnamon including one case from airborne exposure. Contact Dermatitis. 2009; 60 96-99
Prof. Dr. med. Christiane Bayerl
Klinik für Dermatologie und Allergologie, HSK,
Wilhelm-Fresenius-Klinik GmbH
Städtisches Klinikum Wiesbaden Lehrkrankenhaus der Universität Mainz
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Email: christiane.bayerl@hsk-wiesbaden.de


Prof. Dr. Christiane Bayerl