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DOI: 10.1055/s-0029-1220391
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Stimulationstherapien bei affektiven Störungen jenseits der EKT
Publication History
Publication Date:
04 September 2009 (online)


Kernaussagen
Patienten mit depressiven Störungen können mit pharmakologischen und psychotherapeutischen Behandlungsstrategien meist wirksam behandelt werden. Trotz allem gibt es chronische und in bis zu einem Viertel der Fälle weitestgehend therapieresistente Verläufe.
Seit über 75 Jahren wird die Elektrokrampftherapie (EKT) bei Patienten mit therapieresistenter Depression (TRD) sehr erfolgreich angewandt. Trotz ständiger technischer Verbesserungen und einer sehr guten Wirksamkeit hat die EKT 2 grundlegende Nachteile: eine hohe Rückfallquote und z. T. ausgeprägte akute kognitive Nebenwirkungen. Der Wirkmechanismus der EKT ist bis heute nicht geklärt, deren gute antidepressive Wirksamkeit jedoch unumstritten.
Aktuell werden in der Forschung hauptsächlich 4 physikalische Hirnstimulationsmethoden als potenzielle neue Behandlungsmethoden von therapieresistenten Depressionen untersucht: die transkranielle Magnetstimulation (TMS), die Magnetkrampftherapie (MKT), die Vagusnervstimulation (VNS) und die tiefe Hirnstimulation (THS). Keine der neuen Stimulationsmethoden ist derzeit bei psychiatrischen Indikationen die Therapie der ersten Wahl. Sie werden zurzeit nur in Einzelfällen außerhalb von wissenschaftlichen Studien angewendet.
Die rTMS ist das einzige nicht invase Verfahren, das eine antidepressive Wirkung hat, wobei deren klinische Bedeutung unklar ist. Die MKT ist bezüglich der EKT in ihrer antidepressiven Wirksamkeit laut ersten Studienergebnissen vergleichbar. Diese ist gegenüber der EKT gut verträglich mit dem Vorteil des besseren, insbesondere kognitiven Nebenwirkungsprofils, jedoch bei bisher kleiner Fallzahl. Die VNS ist eine relativ sichere Behandlungsmethode mit guter Verträglichkeit und einem antidepressiven Effekt im Langzeitverlauf ab einem Jahr nach Implantation. Die THS ist die invasivste der neuen Hirnstimulationsmethoden. Erste Ergebnisse zeigen eine antidepressive Wirkung bei schwersten, therapieresistenten psychiatrischen Störungen.
Die klinische Wirksamkeit und die Wirkmechanismen der neuen Hirnstimulationsmethoden müssen weiter untersucht werden und sollten Gegenstand der Forschung bleiben. Die vorliegenden Resultate sind jedoch ermutigend und eröffnen neue Perspektiven bei der Behandlung von ansonsten therapieresistenten, chronisch verlaufenden psychiatrischen Erkrankungen.