Suchttherapie 2009; 10(2): 51
DOI: 10.1055/s-0029-1224804
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Für Sie gelesen - Antidepressivum Nortriptylin zur Nikotinentwöhnung?

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Publication Date:
18 May 2009 (online)

 

Ob medikamentös oder nicht medikamentös: Die Rate der Personen, die nach einer Nikotinentwöhnung dauerhaft abstinent bleiben, ist gering. In einer aktuellen Studie war die zusätzliche Gabe des Antidepressivums Nortriptylin der alleinigen Therapie mit Nikotinersatzstoffen nicht überlegen. BMJ 2008; 336 (7655):1223–1227

Bei der randomisierten, placebokontrollierten Studie von P. Aveyard et al. erhielten 901 abstinenzwillige Raucher eine Verhaltens- und eine Nikotinersatztherapie. Die Studienteilnehmer konnten die Art der Nikotinersatztherapie selbst auswählen. Die Verum-Gruppe erhielt zusätzlich 8 Wochen lang in aufsteigender Dosierung maximal 75 mg Nortriptylin. Beginn war 1–2 Wochen vor dem ersten Nichtrauchertag. Primärer Endpunkt war die anhaltende Nikotinabstinenz nach 6 Monaten. Sekundäre Endpunkte waren anhaltende Nikotinabstinenz nach 12 Monaten, Medikamenteneinnahme, Nebenwirkungen, Symptome des Nikotinentzuges und Verlangen zu Rauchen.

16 % der Personen in der Nortriptylin-Gruppe und 12 % in der Placebogruppe erreichten den primären Endpunkt und eine anhaltende Nikotinabstinenz nach 6 Monaten (RR 1,34; 95 %-KI 0,97–1,86). Nach 12 Monaten waren es entsprechend 11 % unter Nortriptylin und 9 % unter Placebo (RR 1,26; 95 %-KI 0,84–1,87). In beiden Gruppen entschieden sich etwa 70 % für ein Nikotinpflaster, 15 % für eine Kombination (in der Regel aus Nikotinpflaster und Nikotintablette) und weitere 15 % für andere Nikotinersatztherapien. Das Ausmaß von Mundtrockenheit und Obstipation war unter Nortriptylin signifikant höher, ebenso die Häufigkeit von Schwitzen und Gangunsicherheit. Kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen zeigte sich beim Verlangen zu Rauchen und den Symptomen des Nikotinentzuges. Dagegen waren unter Nortriptylin Depressionen und Angststörungen seltener.

Die letzte Zigarette? Rauchverlangen und Symptome des Nikotinentzugs bleiben bei zusätzlicher Gabe des Antidepressivums Nortriptylin unbeeinflusst. (Bild: Claudia Hautumm/pixelio)