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DOI: 10.1055/s-0029-1233393
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Patienten mit Diabetes ganzheitlich betrachten! - Diabetische Polyneuropathie und psychiatrische Komorbiditäten - eine unterschätzte Gefahr?
Publication History
Publication Date:
30 June 2009 (online)
- Die Bedeutung psychiatrischer Komorbiditäten nicht unterschätzen
- Pharmakologische Intervention - auch für den Nicht-Psychiater
Offenbar ist die Prävalenz der diabetischen Polyneuropathie (DPN) nicht erst im Stadium eines manifesten Diabetes mellitus erhöht, diesen Schluss erlaubt jetzt eine aktuelle Analyse von Daten aus dem Augsburger MONICA- bzw. KORA-Register (Tab. [1]). "Die wichtigste Komorbidität ist eine periphere arterielle Verschlusskrankheit", konstatierte Prof. Dan Ziegler, Würzburg. "Mögliche Risikofaktoren sind vor allem das Alter und eine viszerale Adipositas der Patienten". So steige das Risiko, eine schmerzhafte Polyneuropathie zu entwickeln, mit jedem Lebensjahr um 8 % und mit jedem Kilogramm mehr "auf den Hüften" um 3 % an.


Bild: Kohtes Klewes


Dementsprechend wichtig ist es auch, bereits bei Patienten im prädiabetischen Stadium eine (schmerzhafte) Polyneuropathie stets im Blick zu haben - schon um das Fortschreiten der Erkrankung möglichst lange aufzuhalten. Einen ersten, wichtigen Hinweis liefert beispielsweise der PainDETECT-Fragebogen. Dank seiner hohen Spezifität, also seinem hohen negativen Vorhersagewert, so Ziegler, lasse sich damit eine schmerzhafte Polyneuropathie relativ sicher ausschließen.
#Die Bedeutung psychiatrischer Komorbiditäten nicht unterschätzen
Dies ist jedoch nicht nur wichtig, um die Patienten vor der Entwicklung stärkerer Schmerzen zu bewahren, machte Prof. Peter Zwanzger, Münster, deutlich. Der Psychiater verwies in diesem Zusammenhang auf die in der Regel unterschätzte Bedeutung psychiatrischer Komorbiditäten, die auf dem Boden der Schmerzen entstehen können. Denn affektive Störungen, Angsterkrankungen oder Insomnien gehen mit einer signifikanten funktionellen Beeinträchtigung einher, betonte er. "Dementsprechend sinkt einerseits die Lebensqualität der Betroffenen, andererseits kann sich auch deren therapeutische Gesamtsituation deutlich verschlechtern - bis hin zu einer Verschlechterung des Diabetes und der damit assoziierten Erkrankungen."
#Pharmakologische Intervention - auch für den Nicht-Psychiater


Bild: Thieme Verlagsgruppe
Zwanzger empfahl daher eine rechtzeitige pharmakologische Intervention, wenn bei den Patienten depressive Verstimmungen, Antriebsstörungen, Angst- oder Panikstörungen oder Schlafstörungen auffallen. Besonders eignet sich seiner Meinung nach in dieser Situation Pregabalin (Lyrica®) - ein Antikonvulsivum, das neben seinen positiven Effekten auf eine generalisierte Angststörung auch günstige Einflüsse auf die Schlafarchitektur und damit die Schlafqualität der Patienten hat.
Einen besonderen Vorteil von Pregabalin sieht Zwanzger in dem schnellen Wirkeintritt der Substanz nach bereits etwa einer Woche. Antidepressiva dagegen - nach Ansicht Zwanzgers sicherlich gut wirksame Präparate mit nachhaltigen Effekten - weisen dagegen eine bis zu 3-wöchige Wirklatenz auf. Vom Einsatz von Benzodiazepinen bei DPN-Patienten riet der Psychiater sogar ab. "Auf den ersten Blick bestechen diese Substanzen mit ihrer sehr raschen und potenten Anxiolyse. Andererseits haben sie auch eine sedierende Komponente und sollten wegen ihres hohen Risikos einer Toleranz- und Abhängigkeitsentwickung - wenn überhaupt - nur vorübergehend und kurzfristig eingesetzt werden."
sts
Quelle: Satellitensymposium "Theorie und Praxis: Eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten mit Diabetischer Polyneuropathie" im Rahmen der 44. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG), veranstaltet von der Pfizer GmbH, Berlin


Bild: EyeWire


Bild: Kohtes Klewes




Bild: Thieme Verlagsgruppe


Bild: EyeWire