Der Klinikarzt 2009; 38(6): 306
DOI: 10.1055/s-0029-1233403
Forum der Industrie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Hormontherapie bei Prostatakrebs - Begleitende Bestrahlung verbessert Überlebenschancen

Further Information

Publication History

Publication Date:
29 June 2009 (online)

 
Table of Contents

Patienten mit nicht operablem Prostatakrebs erhielten bisher häufig ausschließlich eine Hormontherapie. Diese soll das Wachstum des Tumors bremsen, indem sie die Freisetzung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron hemmt. Eine begleitende Strahlentherapie kann die Überlebenschancen der Patienten jedoch deutlich verbessern. Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) anlässlich einer kürzlich veröffentlichten Studie hin.

"Eine Bestrahlung ergänzt diese Hormontherapie in idealer Weise. Denn während eine Hormongabe lediglich das Tumorwachstum hemmt, zerstört die Strahlentherapie die Krebszellen in der Prostata", erklärt DEGRO-Präsident Prof. Volker Budach, Chefarzt an der Klinik für Radioonkologie an der Berliner Charité.

#

Aktuelle Studie aus Skandinavien

In einer Studie aus Skandinavien konnte jetzt erstmals belegt werden, dass die Kombination von Hormon- und Strahlentherapie den Patienten tatsächlich nutzt. 875 Männer aus Schweden, Norwegen und Dänemark hatten an ihr teilgenommen. Nach 10 Jahren waren 24 % der Patienten, die nur Hormone erhielten, an dem Prostatakarzinom gestorben. Unter den Patienten, die zusätzlich bestrahlt wurden, waren es nur halb so viele. "Das ist ein klarer Vorteil, der keinem Patienten vorenthalten werden sollte", fordert Budach. "Die Strahlentherapie bietet Patienten, deren Lymphdrüsen noch nicht befallen sind, zudem durchaus die Aussicht auf eine Heilung. Erfolgt die Behandlung nur mit Hormonen, besteht diese Chance nicht."

Für die begleitende Strahlentherapie sprechen auch die geringen Nebenwirkungen. Probleme beim Wasserlassen, Durchfallerkrankungen oder Potenzstörungen traten nur unwesentlich häufiger auf als bei dem ausschließlichen Einsatz einer Hormontherapie. Dass Bestrahlungen in den letzten Jahren immer weniger Nebenwirkungen mit sich bringen, liegt an den großen technischen Fortschritten auf diesem Gebiet. "Mit modernsten Geräten sind wir heute in der Lage, einen Tumor ganz präzise und auf den Millimeter genau zu bestrahlen", berichtet Budach. Dies ermöglicht es den Ärzten auch, eine höhere Strahlendosis einzusetzen. Umliegendes Gewebe bleibt weitgehend verschont.

Quelle: Widmark A, Klepp O, Solberg A et al.; Scandinavian Prostate Cancer Group Study 7; Swedish Association for Urological Oncology 3. Endocrine treatment, with or without radiotherapy, in locally advanced prostate cancer (SPCG-7/SFUO-3): an open randomised phase III trial. Lancet 2009; 373: 301-308