Pneumologie 2009; 63(9): 480
DOI: 10.1055/s-0029-1241105
Pneumo-Fokus

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Atemwegsinfektionen - Verordnung von Antibiotika bei Atemwegsinfektionen

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Publikationsdatum:
17. September 2009 (online)

 
Inhaltsübersicht

Bei Infektionen der unteren Atemwege werden zunehmend Antibiotika verschrieben – häufig aufgrund von Unsicherheiten bei der Diagnose. Eine Studie aus den Niederlanden fand nun heraus, dass zum einen die Bestimmung des C-reaktiven Proteins sowie verbesserte Kommunikationsfähigkeiten der Allgemein-mediziner zu sinkenden Verordnungsraten führen. BMJ 2009; 338: b1374, DOI: 10.1136/bmj.b1374

An der Studie nahmen 40 Allgemeinmediziner teil, die 431 Patienten mit Infektionen der unteren Atemwege rekrutierten. Es wurden 4 unterschiedliche Untersuchungsansätze verglichen: In einem Ansatz führten die Prüfärzte eine Bestimmung des C-reaktiven Proteins (CRP) durch (n = 110), in einem weiteren wurden sie in der Patientenkommunikation geschult (n = 84), ein dritter Ansatz beinhaltete eine Kombination aus einer CRP-Bestimmung und einer verbesserten Patientenkommunikation (n = 117) und eine 4. Gruppe behandelte die Patienten in gewohnter Weise (n = 120).

Die Mediziner, die einen CRP-Test durchführten, verordneten 31 % ihrer Patienten Antibiotika, in der nicht getesteten Gruppe waren es 53 % (P = 0,02). 27 % der Patienten, die von kommunikativ geschulten Ärzten betreut wurden, erhielten eine Antibiotikaverordnung, im Vergleich zu 54 % in der "ungeschulten Gruppe" (P < 0,01). Beide Interventionen zeigten zu jedem Zeitpunkt der 28-tägigen Nachuntersuchungsphase einen Effekt auf das Verordnungsverhalten der Mediziner. Ein Interaktionseffekt der beiden Interventionen konnte nicht nachgewiesen werden (P = 0,78), dennoch war ein synergistischer Trend feststellbar.

Fazit

Bei Personen mit Infektionen der unteren Atemwege kann die Häufigkeit der Antibiotikaanwendungen signifikant reduziert werden, sofern die behandelnden Ärzte im Rahmen ihrer Untersuchung eine CRP-Bestimmung durchführen und in der Patientenkommunikation geschult wurden. Dabei müssen, nach Meinung der Autoren, keine Kompromisse bezüglich der Heilung der Patienten oder der Behandlungszufriedenheit eingegangen werden.

Dr. Frank Lichert, Weilburg