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DOI: 10.1055/s-0029-1241962
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
MTRA-Aktionstag - Aus 3 oder 4 Stellen auswählen
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
02. Oktober 2009 (online)
- Warum haben Sie - die VMTB und der dvta - den Aktionstag ins Leben gerufen?
- Warum gibt es die Nachwuchsschwierigkeiten?
- Was zeichnet aus Ihrer Sicht den Beruf der MTRA aus?
- Wie würden Sie in einem Bild, in einem Satz das Berufsbild der MTRA beschreiben?
- Wie schauen die Perspektiven nach der Ausbildung aus?
- Welche weiteren Schritte müssen, neben der Öffentlichkeitsarbeit, unternommen werden, um das Berufsbild der MTRA interessanter und attraktiver zu gestalten?
- MTRA-Aktionstag
VMTB und dvta veranstalten in Zusammenarbeit mit neun radiologischen Instituten und der Deutschen Röntgengesellschaft einen Tag der Offenen Tür für MTRAs von morgen. Katja Röhr, Vorsitzende der VMTB, und Andreas Pfeiffer, dvta-Vorsitzender der Fachrichtung Radiologie/ Funktionsdiagnostik erklären, wie sie junge Menschen für den Beruf des Radiologie-Assistenten gewinnen wollen.
#Warum haben Sie - die VMTB und der dvta - den Aktionstag ins Leben gerufen?
Röhr: Ganz klar: Unser Ziel ist es, Nachwuchs zu holen...
Pfeiffer: ... mit dem angenehmen Nebeneffekt, das Berufsbild bekannter zu machen. Zu zeigen, dass das ein spannender Beruf ist.
#Warum gibt es die Nachwuchsschwierigkeiten?
Pfeiffer: Das liegt zum einen in der Sozialisation des Berufs. Es ist ein ausgesprochener Frauenberuf und das, obwohl er so techniklastig ist. 92 % der MTRAs sind weiblich, entsprechend sind die Gehaltsstrukturen.
Röhr: Der Beruf ist bei vielen Menschen schlicht unbekannt und mit Vorurteilen belastet. Viele glauben, der Beruf sei wegen der Strahlung gefährlich.
Pfeiffer: Was nicht stimmt. Nicht umsonst beträgt die Ausbildungszeit zur MTRA 3 Jahre, und in dieser Zeit erwirbt der Schüler, die Schülerin, die Fachkunde im Strahlenschutz, weiß also mit den Gefahren von Röntgenstrahlung umzugehen. Aber das Hauptproblem hat Frau Röhr angesprochen - es ist der geringe Bekanntheitsgrad. Wenn man an die Gesundheitsfachberufe denkt, dann fallen einem Hebammen, Logotherapeuten, Ergotherapeuten ein, aber an die MTRA denkt man zuallerletzt. Die treten in der Klinik auch nicht so in Erscheinung. Die MTRA arbeiten in der Röntgenabteilung einer Klinik und haben nur bei den Untersuchungen direkten Kontakt mit den Patienten. Sie begleiten die Patienten also nicht im Krankenhausalltag wie etwa die Krankenschwestern, sondern müssen in konkreten Situationen ihnen verständnisvoll begegnen und ihre technische Arbeit sorgsam ausführen. Schließlich ist die Arbeit der MTRA eine der wesentlichsten Grundlagen für die ärztliche Diagnostik und die folgende Therapie.
#Was zeichnet aus Ihrer Sicht den Beruf der MTRA aus?
Röhr: Es gibt unheimlich viel Technik, und diese Technik erneuert sich ständig. In der Röntgenabteilung unserer Klinik wurden beispielsweise in den vergangenen 2 Jahren 4 neue medizinische Geräte angeschafft. Das bedeutet: Wir MTRAs müssen uns immer wieder fortbilden. Da ist nirgendwo Stillstand, sondern eine täglich anspruchsvolle Arbeit zu leisten. Es geht nämlich nicht nur darum, Knöpfchen zu drücken, wie manche vielleicht meinen, sondern vielmehr die Technik kompetent zu steuern und zum Wohle des Patienten einzusetzen.
Pfeiffer: Ganz wichtig ist auch die Vermittlerrolle zwischen Mensch und Technik. Je nachdem, wo Sie arbeiten, zum Beispiel in der Strahlentherapie, haben Sie es mit großen und furchteinflößenden Geräten zu tun. Die Apparate sind teilweise so groß wie kleine Lastwagen und oftmals in Räumen, die mit schweren Stahltüren gesichert sind. Das ist für den Patienten nicht angenehm und abschreckend. Und hier sind MTRA gefordert mit menschlichem Fingerspitzengefühl, dem Patienten die Angst vor der Untersuchung zu nehmen.
#Wie würden Sie in einem Bild, in einem Satz das Berufsbild der MTRA beschreiben?
Röhr: Wir sind das Bindeglied zwischen Technik und Patient. Wir sind diejenigen mit dem Kontakt zu den Patienten und nicht selten wichtige Ansprechpartner für sie. Wir bedienen die Großgeräte.
Pfeiffer: Wir sind so etwas wie der medizinische Fotograf.
#Wie schauen die Perspektiven nach der Ausbildung aus?
Röhr: Einen Job findet man sofort auf der Stelle und zwar ohne den Einsatz von Flexibilität. Unsere Schulabgänger können ihre Wunschstellen bekommen.
Pfeiffer: Ein Absolvent kann in aller Regel zwischen 3 und 4 Stellen wählen - vielleicht mit regionalen Unterschieden. MTRAs werden händeringend gesucht. Wer heute eine Stelle kündigt, kann morgen eine neue antreten. Innerhalb des Berufs hat die MTRA die Möglichkeit, in den Schuldienst zu treten oder im Klinikbetrieb in leitende Positionen aufzusteigen. Ein 3. Zweig, der sich auftut, ist die Karriere in der Industrie. So kann man Applikationsspezialist werden (Schulungsbeauftragter für Großgeräte, Anm. d. Red.) oder in den Industrie- und Forschungsbereichen Digitalisierung und Bildarchivierung arbeiten. Es gibt ein enormes Potenzial für MTRA in der Industrie.
Röhr: Als Applikationsspezialist zu arbeiten, ist mit hoher Reisebereitschaft verbunden, aber viele ehemalige Schüler, die als Applikationsspezialisten bei großen Firmen angefangen haben, haben innerhalb dieser Firmen rasch Karriere gemacht.
#Welche weiteren Schritte müssen, neben der Öffentlichkeitsarbeit, unternommen werden, um das Berufsbild der MTRA interessanter und attraktiver zu gestalten?
Pfeiffer: Der wichtigste Schritt ist, aus der MTRA-Ausbildung einen doppelqualifizierenden Abschluss zu machen. Das heißt: Wer das Staatsexamen ablegt, hat zugleich auch die Fachhochschulreife erworben. Die anderen EU-Länder gehen hier noch einen Schritt weiter und machen aus der Ausbildung ein Studium. Das ist in Deutschland politisch nicht gewollt. Die Politik ist daran interessiert, die Gesundheitsfachberufe auch für Realschüler offen zu halten. Dagegen ist auch nichts zu sagen, und man muss sich auch kritisch fragen, ob sich die Akademisierung in diesem Bereich überhaupt lohnt. Aber das Modell, die Fachhochschulreife mit der Ausbildung zu koppeln, ist sinnvoll. Per se ist das bereits möglich, es gibt hierzu bereits einen Beschluss der Kultusministerkonferenz. Die MTA-Schule in Lemgo bietet eine Modellausbildung, dort haben die Schüler mit Abschluss der Ausbildung auch die FH-Reife. Diesem Beispiel müssen weitere Schulen folgen.
Röhr: Was ich für ganz wichtig erachte ist, dass das Wort "Assistenz" aus der Berufsbezeichnung verschwindet.
Pfeiffer: Absolut korrekt. Die Assistenz ist nicht mehr zeitgemäß. Die Arzthelferin hat ja mittlerweile den Schritt vollzogen und heißt "Medizinische Fachangestellte". Das ist auch für die MTA an der Zeit.
#MTRA-Aktionstag
Unter dem Motto "Schau rein, was fur Dich drin steckt" veranstaltet die VMTB, der dvta und die Deutsche Rontgengesellschaft in Zusammen mit 9 radiologischen Instituten einen Informationstag zum Berufsbild MTRA. Angesprochen werden Schülerinnen und Schüler, die vor der Wahl des Berufs stehen. Der MTRA-Aktionstag findet an folgenden Instituten statt:
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7.11. Berlin, Charite
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7.11. Frankfurt, Stadtisches Klinikum Frankfurt Höchst
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7.11. Leipzig, Universitätsklinikum
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7.11. Tubingen, Universitätsklinikum
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14.11. Berlin, Unfallkrankenhaus
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14.11. Bonn, Universitätsklinikum
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14.11. Nurnberg, Klinikum Nord
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14.11. Hamburg, Universitätsklinikum Eppendorf
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21.11. Munster, Universitätsklinikum
Weitere Informationen auf der Kampagnenseite www.mtawerden.de