Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0029-1241981
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York
Allergologie - Allergierisiko bei Stall- und Wohnungsstaub
Publication History
Publication Date:
19 October 2009 (online)
Kein Staub gleicht dem anderen - Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen, trainieren ihr Immunsystem und sind besser gegen Allergien geschützt als Stadtkinder. H. Alenius et al. haben nun getestet, ob die Staubzusammensetzung in Stadtwohnungen sich von der in Ställen unterscheidet. Int Arch Allergy Immunol 2009;149: 81-90
Untersucht wurden einerseits Mäuse, die den Staub nasal verabreicht bekamen und andererseits humane Zellen in vitro. Dendritische Zellen wurden mit unterschiedlichen Stäuben inkubiert und zur Interaktion mit autologen T-Zellen verwendet. Mittels Durchflusszytometrie konnte anschließend der Prozentsatz an Zellen bestimmt werden, die IFN-γ oder IL-4 produzierten, also als TH1- oder TH2-Zellen zu charakterisieren sind. Zusätzlich kamen Analysen des Staubs hinsichtlich Glukan und Endotoxin sowie bakterieller Zusammensetzung zum Einsatz.
Die Mäuse entwickelten nach Hausstaubkontakt eine pulmonale Eosinophilie, Stallstaub löste dagegen von Neutrophilen und Lymphozyten vermittelte Atemwegserkrankungen aus. Weiterhin bewirkte der Hausstaub eine TH2-Antwort, während der Stallstaub eine TH1-Antwort förderte. Stallstaub bestand überwiegend aus lebenden Bakterien mit einer hohen Artendiversität.
Humankommensale Bakterien, Korynebakterien und Streptokokken fanden sich allerdings nur im Hausstaub.
#Bewertung
Die Untersuchung macht Folgendes deutlich: Vor allem die Zusammensetzung des Staubs ist verantwortlich für seine Wirkung. Bisher fokussierten epidemiologische Studien eher auf den Zeitpunkt und die Intensität der Exposition, um die vielschichtigen Folgen des Staubkontakts zu erklären. Die Experimente von Alenius et al. weisen darauf hin, dass stattdessen die Bakterienvielfalt im Stallstaub, z. B. für den Allergieschutz, von entscheidender Bedeutung sein kann. Derlei In-vitro-Experimente geben wichtige Impulse, um die immunologischen Mechanismen zu verstehen, die sich an der Grenze zwischen Gesundheit und Krankheit abspielen.
Referiert und bewertet von Dr. Verena Liebers, Bochum