Symptomgruppierung nach Causa

Fallbeschreibung

Die 8-jährige Constanza wurde am 07.07.2005 wegen perianaler Kondylome vorgestellt.

Spontanbericht

Die Mitschrift des Spontanberichts der Mutter liest sich wie folgt:

Die Kondylome bildeten sich vor 2œ Jahren. Die Mutter habe ihr vor 3 Monaten Thuja occidentalis C 200 gegeben, bisher ohne Erfolg. Constanza sei aufbrausend, neige zu Wutattacken mit Schreien, Schlagen und unflätigen Ausdrücken. Einmal durfte sie nicht mit zum Skifahren, da habe sie sich mitten auf die Straße gelegt. Sie wollte bei einem Streit die Polizei rufen, ein anderes Mal weglaufen in ein Kinderheim. Vor 3 Jahren hatten sich die Eltern getrennt. Sie wohne bei der Mutter, habe jedoch regelmäßig Kontakt zum Vater und gehe gern dorthin.

Constanza hat einen 2 Jahre jüngeren Bruder und habe immer das Gefühl, zu kurz zu kommen. Seit der Trennung der Eltern habe sie begonnen, auf dem Bruder herumzuhacken. Abends, wenn beide Kinder im Bett lägen und der Bruder noch etwas sage, schreie sie ihn an und gehe anschließend nochmals aufs Klo, obwohl sie gerade dort war. Wenn der Bruder noch dreimal etwas sage, müsse sie auch noch dreimal aufs Klo gehen, das sei eine Marotte. Im Bett halte sie ihre Hand vor die Scheide und begründe das damit, dass sie Angst habe, ins Bett zu machen. Sie schüttelt heftig den Kopf, als die Mutter sie fragt, ob die Hand dort an der Scheide ein „angenehmes Gefühl” mache. Morgens beim Anziehen sei sie sehr schwierig, sie wolle keine Jeans tragen, die „kneifen”, und finde oft keine passende Unterhose.

Befragung und Inspektion

Auf Befragen wurden noch weitere Symptome angegeben: Furcht vor Hunden, Zähneknirschen im Schlaf, Sonnenallergie, Verlangen nach Eiscreme.

Die Inspektion zeigte 8 unterschiedlich große Kondylome perianal.

Erste Repertorisation

Bei der ersten Repertorisation der Symptome machte ich in diesem Fall bei der Auswahl der Symptome einen Fehler, den ich hier diskutieren möchte.

Mir war schon klar, dass das Mädchen unter der Trennung der Eltern gelitten hatte und danach einige Symptome entwickelte, sowohl körperliche (die Kondylome) als auch psychische (die hohe Geschwisterrivalität, heftigen Zorn und „Marotten”). Ich meinte, durch die Auswahl der Rubriken (Beschwerden durch Kummer, Eifersucht, Kondylome, Zorn und Zwangshandlungen) diesem Umstand ausreichend Genüge getan zu haben. In die Repertorisation schloss ich jedoch die Gesamtheit der Symptome nach den Regeln der chronischen Krankheiten mit ein, weil der Zustand nicht mehr akut, sondern chronisch war [Tab. 1].

Tab. 1 Ergebnis der ersten Repertorisation mit RADAR 10,0. sulph. phos. calc. carc. hyos. nux-v. nat-m. staph. 9/11 8/13 8/11 8/9 7/16 7/15 7/14 7/13 Rektum – Kondylome 1 1 – 1 – – – 1 Gemüt – Wutanfälle 2 2 1 1 2 1 2 1 Gemüt – Zorn – heftig 1 1 2 – 2 4 2 3 Gemüt – Gedanken – zwingend, nötigen ihn, etwas zu tun 1 1 1 1 3 2 1 2 Gemüt – Beschwerden durch – Kummer 1 3 1 1 2 2 4 3 Gemüt – Eifersucht 1 1 2 2 4 3 1 2 Zähne – Zähneknirschen – Schlaf; agg. im 1 1 1 1 2 1 – – Allgemeines – Speisen und Getränke – Eiscreme – Verlangen 2 3 2 1 – – 1 1 Allgemeines – Sonne – Aufenthalt in der Sonne 1 – 1 1 1 2 3 –

Auswertung, Mittelgabe und Verlauf

Die Gemütssymptome des Kindes waren wichtig, aber in diesem Fall nicht hochrangiger als das einzige körperliche Symptom, das nach dem Ereignis aufgetreten war, die Kondylome. Es sollte also ein Mittel sein, das in der Rubrik „Rektum: Kondylome” vorhanden ist. Dadurch schieden z. B. Hyoscyamus niger, Ignatia amara oder Pulsatilla pratensis aus, die sonst eine gewisse Affinität zu Kindern in psychischen Krisensituationen haben.

Ich entschied mich als Erstes für Carcinosinum C 200, das am 07.07.2005 verabreicht wurde. Das Kind hatte einen Milchkaffeeteint und in der Großelterngeneration gab es 2 Fälle von Krebs.