Manchmal geht die Entwicklung von Neuheiten ungewöhnliche, in diesem Fall sogar einmalige
Wege: Das gesamte Keramik Know-how von 6 anerkannten Referenten - Priv.-Doz. Dr. M.
Oliver Ahlers, Dr. Uwe Blunck, Prof. Roland Frankenberger, Dr. Jan Hajtó, Dr. Gernot
Mörig und Prof. Lothar Pröbster - floss in ein neues Präparationsset von Komet. Wie
kam es zu dieser Kooperation, welche Ziele hat man sich gesetzt und was sind die Vorteile
der Instrumente für den Anwender? Ein Experte aus der erlesenen Runde, Prof. Pröbster,
erklärt die Hintergründe.
Abb. 1 Das Expertenset 4562S für Keramik-Inlays und -Teilkronen vereinfacht und systematisiert
die Kavitätengestaltung und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Qualitätssicherung.
? Herr Prof. Pröbster, häufig inspirieren Anwender einen Hersteller zu neuen Instrumentendesigns,
nach dem Motto "aus der Praxis für die Praxis". Doch die Zusammenarbeit, wie sie sich
für das Expertenset 4562/4562S darstellt, war doch sehr ungewöhnlich: Sie und 5 weitere
namhafte Kollegen setzen sich für das neue Instrumentarium zur Kavitätengestaltung
für keramische Inlays und Teilkronen ein. Wie kam es von der Idee zur Zusammenarbeit?
Prof. Pröbster: Die Referentenrunde entstand aufgrund der Inititative von Dr. Jan Hajtó aus München.
Dr. Hajtó ist Mitbegründer der Firma Biodentis, die vollkeramische Restaurationen
zentral fertigt. Für diese Produkte hat sich Kollege Hajtó klinisch-wissenschaftliches
Backup gesucht. Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass auf dem Expertenset der
Zusatz www.absolute-ceramics.com steht.
So hat sich unsere Gruppe formiert, mittlerweile sind noch Prof. Arnetzl aus Graz
und Frau Prof. Özcan aus Zürich zugestoßen. Wir alle schätzen den direkten informellen
Gedankenaustausch - denn jeder lernt noch dazu. In diesen Diskussionen ist das neue
Präparationsset entstanden, das in Zusammenarbeit mit der Firma Komet werktechnisch
umgesetzt wurde. Es erfüllt alle Anforderungen an die Präparation von keramischen
Inlays und Teilkronen.
Abb. 2 Mit einem konisch, grobkörnigen Diamanten mit abgerundeter Kante wird die Kavität
eröffnet. Die Tiefenmarkierung bei 2 und 4 mm hilft, die Mindestschichtstärke der
Keramik unter der Fissur zu gewährleisten.
Abb. 3 Mit demselben Instrument (6847KRD.314.016, grüner Ring) wird ein approximaler
Kasten angelegt. Die approximale Schmelzwand bleibt vorerst stehen.
Abb. 4 Je nach Kavitätengröße stehen 2 kürzere, konische Instrumente, ebenfalls mit
abgerundeter Kante, zur Verfügung, die zur Kavitätengestaltung bedarfsgerecht eingesetzt
werden können (959KRD.314.018 bzw. 845KRD.314.025).
Abb. 5 Mit dem konischen Instrument 959KRD.314.018 werden die Höcker horizontal eingekürzt.
Der Durchmesser von 1,8 mm (1,4 mm an der Spitze) ist ein gutes Maß für eine ausreichende
Reduktion.
? Was sind typische Fehler, die dem Anwender bei keramischen Restaurationen unterlaufen?
Prof. Pröbster: Keramikrestaurationen sind komplexer als herkömmliche. Die Anwendungsbreite bzw.
die Fehlertoleranz von Keramik ist geringer als die von Legierungen, deshalb kann
es grundsätzlich mehr Fehlermöglichkeiten geben - der Teufel steckt aber im Detail:
Bei adhäsiven Keramikrestaurationen können es das Nichtbeachten der Indikationsgrenze,
die fehlende Schmelzbegrenzung oder die fehlende Kontaminationskontrolle sein, die
zum Misserfolg führen. Willkürliche Abweichungen vom adhäsiven Befestigungsprotokoll
- zum Beispiel die Intention, Zeit einsparen zu wollen - führen rasant ins Desaster.
Bei der Präparation, die der Schlüssel zum Erfolg ist, sind häufige Fehler: Nichtbeachten
der Materialmindeststärken und scharfe Ecken und Kanten, die zu schädlichen Zugspannungen
führen können.
? Deshalb muss wohl schon bei der Präparation "keramisch gedacht" werden. Welche entscheidende
Detailcharakteristik weisen die Instrumente auf, um den Zahnarzt "keramisch zu leiten"?
Prof. Pröbster: Ziel jeder keramikgerechten Präparation und Befestigungstechnik muss es sein, auftretende
Belastungen in Druckspannungen umzuleiten und Zugspannungen zu vermeiden. Deshalb
sind alle Instrumente des Präparationssets, mit denen Innenwinkel präpariert werden,
entsprechend abgerundet. Ein weiteres, pfiffiges Hilfsmittel sind die Tiefenmarkierungen
an den konusförmigen Instrumenten. Damit kann ohne weiteres Hilfsmittel beim 1. Schritt
der Präparation die okklusale Mindeststärke von 2 mm markiert werden.
? Es handelt sich bei dem Set um insgesamt 10 aufeinander abgestimmte Instrumente.
Beschreiben Sie die wichtigsten Präparationsschritte, bei denen das Instrumentarium
als wertvolle Orientierungshilfe dient!
Prof. Pröbster: Hier gibt es eine klare Systematik:
-
Tiefenmarkierung im tiefsten Punkt der Kaufläche unter Zuhilfenahme der Lasermarkierungen
(Instrumente 6847KRD, 959KRD oder 845KRD, je nach Größe der Kavität)
-
Anlegen der Umrissform
-
Kariesentfernung
-
ggf. adhäsive Aufbaufüllung
-
Finish der Präparation mit den feinkörnigen Instrumenten
? Kann man von einer "systematisierten Kavitätengestaltung" sprechen?
Prof. Pröbster: Ja. Nur mit einem systematischen Vorgehen erreicht man regelmäßig qualitativ hochwertige
Ergebnisse in adäquater Zeit - das ist nicht nur beim Präparieren so.
? Inwieweit sind auch die anderen Instrumente des Expertensets aufeinander abgestimmt?
Prof. Pröbster: Die feinkörnigen Konusschleifer sind formkongruent zu den normalkörnigen, sodass
das Finieren der Vorpräparation leicht fällt. Die übrigen Formen werden für das Finish
der vertikalen Kastenwände, von Höckerpräparationen oder zum Tieferlegen des Fissurenbereichs
verwendet.
? Zum Set ist eine Produktinformation mit übersichtlicher Präparationsanleitung bei
Komet erhältlich. Genügt dies, um loszulegen?
Prof. Pröbster: Als Grundinformation für die Verwendung der einzelnen Schleifkörper ist dies ausreichend.
Natürlich muss der Anwender die Indikationsstellung der einzelnen Restaurationsformen
und die Befestigungstechniken beherrschen. Aber das ist erlernbar, hierfür gibt es
ausreichend Fortbildungskurse.
? Ist das Set für alle CAD/CAM-unterstützten Verfahren geeignet? Erfordern unterschiedliche
Systeme auch unterschiedliche Präparationen?
Prof. Pröbster: Das Set hat zum Ziel, keramikgerechte Präparationen zu ermöglichen. CAD/CAM-Systeme
müssen keramikgerechte Restaurationen liefern. Hätte ein System Schwierigkeiten damit,
keramikgerechte Präparationen in Restaurationen umzusetzen, dann muss das System geändert
werden.
? Es gibt auch ein Experten-Set 4573/4573S für keramische Kronen. Welchen Sicherheitsnutzen
zieht der Zahnarzt aus diesem System?
Prof. Pröbster: Nun, auch hier liegt die Absicht zugrunde, dem Anwender einen überschaubaren Instrumentensatz
zu bieten, mit dem rationell eine keramikadäquate Präparation für keramische Vollkronen
zu leisten ist.
? Könnten aus der Zusammenarbeit der 6 Experten noch weitere schlaue Produkte entstehen?
Prof. Pröbster: Das muss die Zeit zeigen, schön wäre es. Ich träume schon seit Langem von einem systematischen
Set oszillierender Diamantinstrumente für restaurative und prothetische Präparationen,
aber offenbar ist das Marktsegment dafür zu klein, denn bis dato hat hier noch kein
Hersteller angebissen.
! Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Dorothee Holsten.
Komet/Gebr. Brasseler GmbH & Co KG, Lemgo
Internet: www.kometdental.de